Wenn Papst Franziskus im Juli Ecuador, Bolivien und Paraguay besucht, so ist es die erste "richtige" Lateinamerika-Reise des Argentiniers seit seinem Amtsantritt: Der Besuch des Weltjugendtages 2013 in Brasilien hatte internationale Dimension und war zudem von Franziskus Vorgänger Benedikt XVI. in die Wege geleitet und vorbereitet worden, während nun die Entscheidung zur Reise dezitiert vom Bergoglio-Papst selbst stammte. Seinen Heimatbesuch in Argentinien - und wohl auch Chile - hat Franziskus bislang auf das Jahr 2016 verschoben, wobei es noch kein konkretes Datum gibt.
Die Pastoralvisite in den Andenstaaten und Paraguay wird für Franziskus dennoch ein Heimspiel: An mehreren Stationen auf seinem Heimatkontinent - allen voran die Massengottesdienste - wird ein Millionenpublikum aus dem In- und Ausland erwartet, was die Behörden und Ortskirchen vor enorme logistische Aufgaben stellt. Gewaltig ist jedoch auch die immens dichte Agenda des Papstes in weniger als einer Woche: Die über 30 offiziellen Programmpunkte umfassen u.a. fünf Gottesdienste, 21 Ansprachen, Besuche bei drei Staatspräsidenten und Treffen mit Priestern, Bischöfen, Jugendlichen, Politikern und der Zivilgesellschaft, zudem werden auch die An- und Abreise, die interkontinentalen Flüge und die Höhenluft dem 78-jährigen Pontifex viel Kraft abverlangen.
Durchaus vereint die drei Länder der Reise eine ähnliche Geschichte und Charakteristik wie etwa die tief verwurzelte indigene Kultur und starke Volksreligiosität, jedoch auch die Armut. Der "Papst der Armen", der erst Wochen vor der Reise seine erste Umweltenzyklika "Laudato si" veröffentlicht hat, wird in Südamerika eine geeignete Kulisse finden, um die ökologische und soziale Krise anzusprechen: Bolivien war schließlich das Land, in dem es im Jahr 2000 zum "Krieg um das Wasser" der damals von Evo Morales geführten Bauern- und Indigenenverbände gegen die Regierung kam. Das Lehrschreiben des Papstes zitiert über vierzigmal das Wasser als zentrale Ressource - und bezieht sich in Punkt 48 auch explizit auf Aussagen bolivianischer Bischöfe.
Franziskus ist der vierte Papst, der Südamerika besucht: Den Anfang machte Paul VI. mit einer Kolumbien-Visite 1968, ehe Johannes Paul II. zwischen 1979 und 2002 gleich 18 Reisen in alle Länder des Heimatkontinents von Franziskus unternahm. Benedikt XVI. besuchte in zwei Reisen Brasilien, Mexiko und Kuba.
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