Ende März 2016 hat Kardinal Christoph Schönborn einen dreitägigen Solidaritätsbesuch im Irak absolviert.
Ende März 2016 hat Kardinal Christoph Schönborn einen dreitägigen Solidaritätsbesuch im Irak absolviert. In Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Region des Irak, traf der Kardinal dabei mit dem chaldäisch-katholischen Patriarchen Louis Raphael Sako und weiteren hochrangigen Kirchenvertretern zusammen. Auch politische Gespräche standen auf dem Programm. Schwerpunkt der Reise war aber der Besuch von Flüchtlingscamps und weiteren kirchlichen Hilfsprojekten für Flüchtlinge.
In einem Interview mit "Kathpress" unterstrich Schönborn einmal mehr die Notwendigkeit, den Menschen vor Ort zu helfen, anstatt Europa durch Zäune vor den Flüchtlingen abzuschirmen: "Bei der Flüchtlingshilfe vor Ort sparen und gleichzeitig in Europa Zäune bauen ist unlogisch" - die Hilfe für die von Verfolgung und Flucht betroffenen Menschen im Nahen Osten sei allemal effektiver und letztlich auch günstiger, als in Europa Zäune zu errichten: "Es genügen vergleichsweise geringere Mittel als jene, die wir jetzt für Flüchtlinge hier im Land aufwenden müssen, wenn wir den Menschen hier vor Ort helfen würden".
Allein im Sommer 2014 waren mehr als 120.000 Christen vor der Terrormiliz IS in die sicheren kurdischen Autonomiegebiete des Irak geflohen. Dort lebt die Mehrzahl nach wie vor als Flüchtlinge. Die Menschen harren in Lagern oder anderen Notunterkünften aus. Viele dieser Einrichtungen befinden sich in und rund um die kurdische Hauptstadt Erbil. In den von den Kirchen geführten Lagern bemühen sich die Verantwortlichen, den Flüchtlingen neben einer Basisversorgung auch Zukunftsperspektiven zu bieten. Das bedeutet in erster Linie, für die Kinder einen Schulbesuch zu ermöglichen.
Vor der Invasion der Amerikaner und ihrer Verbündeten im Irak 2003 gab es dort rund 1,5 Millionen Christen. Heute sind es es weniger als eine halbe Million; unzählige davon Binnenvertriebene. Der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Sako gilt als prominentester Vertreter der christlichen Kirchen im Irak. Er ruft immer wieder Christen und Muslime zur nationalen Einheit gegen den IS auf.
Die Kirche betreibt in Erbil u.a. vier Flüchtlingscamps für rund 10.000 Menschen. Noch einmal so viele Flüchtlinge sind in von der Kirche angemieteten Wohnungen untergekommen. Die Kirche leistet auch Nahrungsmittelhilfe und hat zwei medizinische Zentren und 14 Schulen eröffnet. Vor kurzem nahm auch die erste katholische Universität in Erbil ihren Betrieb auf.
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