Franziskus startet am Sonntag trotz gesundheitlicher Einschränkungen seine sechstägige Reise mit Stationen in Edmonton, Quebec und Iqaluit am Nordpolarmeer - Mehrere Begegnungen mit Indigenen-Vertretern und ehemaligen Schülern aus Residential Schools
Rom, 22.07.2022 (KAP) Zwei Tage vor Beginn seiner Kanada-Reise hat Papst Franziskus am Freitag in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore für das Gelingen seines Besuches gebetet. Der Vatikan verbreitete ein Foto, das ihn im Rollstuhl sitzend vor der Marienikone "Salus populi romani" zeigt. Franziskus startet am Sonntag trotz gesundheitlicher Einschränkungen seine sechstägige Reise mit Stationen in Edmonton, Quebec und Iqaluit am Nordpolarmeer. Außerdem stattet der Papst der Gemeinde Maskwacis einen Besuch ab und will an der Pilgerfahrt zum traditionellen Fest der heiligen Anna am Lac Sainte Anne teilnehmen.
Die Ikone "Salus Populi Romani" gilt als Schutzpatronin der Römer. Traditionell begibt Franziskus sich vor und nach jeder Auslandsreise zu ihr. Zuletzt Ende Mai betete er vor der Madonna zudem für ein Ende des Krieges in der Ukraine; 2020 für ein Ende der Corona-Pandemie.
Im Mittelpunkt der Kanada-Reise des Papstes stehen Gespräche zwischen dem Kirchenoberhaupt und Indigenen-Vertretern der First Nations, Metis und Inuits. Eine große Rolle spielen dabei die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der sogenannten Residential Schools. In diesen wurden im 19. und 20. Jahrhundert indigene Kinder ihrer Kultur beraubt, misshandelt und auch missbraucht.
Für die Beteiligung der Kirche, die eine Vielzahl dieser Internate betrieb, fordern Indigene eine päpstliche Entschuldigung auf kanadischem Boden. Beim Besuch mehrerer indigener Delegationen Ende März in Rom hatte Franziskus bereits um Vergebung gebeten.
Papst will Versöhnung vorantreiben
Franziskus selbst bezeichnete den Besuch zuletzt als "eine Bußreise". Er reise ach Kanada, um besonders die indigenen Völker zu umarmen, sagte der Papst am vergangenen Sonntag. Von ihnen hätten viele auch in katholischen Einrichtungen großen Schaden erlitten. "Ich drücke ihnen allen meinen Schmerz aus für das Leid, das sie erlitten haben", so Franziskus. Er hoffe, dass er die Versöhnung vorantreiben könne.
Der Besuch des Papstes setze "Gesten der Versöhnung durch die bloße Tatsache, dass sie bei uns stattfindet", erklärte der Vorsitzender der Kanadischen Bischofskonferenz, Raymond Poisson, gegenüber Radio Vatikan. Dies sei ein Faktor, den man keinesfalls unterschätzen dürfe, betont der Bischof von Saint-Jerome-Mont-Laurier. Die Indigenen hätten eine "starke Bindung" an ihr Territorium, die weit über die westlichen Vorstellungen vom eigenen Haus hinausgehe. Für sie stelle das Land einen "kollektiven, gemeinschaftlichen" Raum dar, ein Gebiet, das "der Natur sehr nahe" sei, so Poisson: "Dass der Papst also kommt, um mit seinen Füßen diesen Boden zu betreten und ihnen zu sagen: 'Ich bin bei euch, ich liebe euch, und wir bedauern alle gemeinsam, was geschehen ist', ist sehr wichtig."
Mehrere Begegnungen mit Indigenen
Für Montag ist das erste Treffen des Papstes mit drei indigenen Gruppen in Maskwacis geplant. Dort stand einst eine der größten Residential Schools. Der Erzbischof von Edmonton, Richard Smith, geht laut Medienberichten davon aus, dass Franziskus dort um Entschuldigung bitten wird. Die Schule spiele "eine repräsentative Rolle für alle Internatsschulen".
Weitere direkte Begegnungen mit Indigenen-Vertretern sind in Edmonton und Quebec geplant. Auch am Ende der Reise in Iqaluit sieht das Papst-Programm ein privates Treffen mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern aus Residential Schools und eine Begegnung mit der Jugend und Indigenen-Ältesten vor.
Großer Gottesdienst in Edmonton
Feste Sitzplatz-Kontingente für Indigene gibt es auch für eine große Freiluftmesse im Commonwealth-Stadion von Edmonton am Dienstag. Insgesamt haben werden bei dem Gottesdienst 60.000 Gläubige erwartet. Die rund 60.000 kostenlosen Tickets für die Messe waren laut den kanadischen Organisatoren des Papstbesuchs innerhalb weniger Minuten vergriffen.
Zur Messe in der Basilika Sainte Anne de Beaupre im französischsprachigen Quebec am Donnerstag erwarten die Veranstalter bis zu 15.000 Teilnehmer. Bei beiden öffentlichen Messen sollen auch Elemente der Tradition der kanadischen Ureinwohner wie Tanz und Musik zum Tragen kommen.
Gespräch mit Trudeau
Höflichkeitsbesuche bei Generalgouverneurin Mary Simon und Premierminister Justin Trudeau (Mittwoch) stehen für den Papst ebenso auf dem Programm wie Treffen mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ortskirche. Am Sonntag (30. Juli) abends fliegt Franziskus zurück nach Rom.
Apostolische Reise vom 24. bis 30. Juli - Erhofft wird u.a. eine Entschuldigung des Papstes für die Rolle der Kirche in der Geschichte der umstrittenen "Residential Schools"