Neues Scheuer-Buch "Mehr oder weniger" über das "rechte Maß im Leben"
24.02.202510:12
Österreich/Kirche/Gesellschaft/Lebensstil/Scheuer
Linzer Bischof führt in seinem Plädoyer für vernünftige Lebensregeln und ethische Überzeugungen Wegweiser für ein gutes Leben in einer Überflussgesellschaft auf
Linz, 24.02.2025 (KAP) Zu viel Müll, zu viele Daten und zu viel Information stehen einem "Zuwenig" von Zeit, Aufmerksamkeit, Liebe und Anerkennung entgegen. So beschreibt Bischof Manfred Scheuer die Überforderung der Menschen in einer Überflussgesellschaft, in der "das Glücksversprechen, das mit dem Streben nach immer mehr verbunden zu sein schien", an Überzeugungskraft verloren habe. In seinem neuen Buch "Mehr oder weniger" gibt er Lesern in Verweisen auf Paracelsus, die geistlichen Übungen von Ignatius von Loyola oder Meister Eckhart Wegweiser für das "rechte Maß im Leben" in die Hand. Damit wolle er "nicht nur in der Fastenzeit der Sehnsucht Raum geben nach einem Leben, das ein 'Mehr' will, auch wenn das vielleicht ein 'Weniger' erfordert", erklärt der Linzer Bischof die Intention seines Buches.
In seinen in sechs Essays versammelten Impulsen geht es Scheuer nicht um "eine übertriebene Askese", "falschen und kranken Altruismus" oder "eine Romantisierung der Armut", wie er schreibt. Vielmehr kommt er der "Forderung nach einem radikal anderen Lebensstil, nach dem rechten Maß, nach Reduktion auf das Essenzielle, die Suche nach Einfachheit und Klarheit" in einer von Überforderung, Unübersichtlichkeit und Angst geprägten Gesellschaft nach. "Beim rechten Maß geht es um eine positive Dynamik des Lebens, um eine Logik des guten Wachstums, um eine Geduld des Reifens, um eine Kommunikation mit den Kleinen und Schwachen", so drückt es Scheuer aus.
Geld, Macht und Sexualität hingegen versprechen schnelles Glück und Heil, doch in falschem Maß sind ihre Kehrseiten Abhängigkeit und Sucht, wie Scheuer beispielhaft ausführt: "Sexualität ist eine Gabe Gottes. Wenn sie aber losgelöst wird von Versprechen und Treue, von Verantwortung und Liebe, dann entfremdet sie." Sexualität "zum Konsumgut verkürzt" führe zum Missbrauch der eigenen und der anderen Person.
Vernünftige Lebensregeln
Spirituelle Wege und Gegenmaßnahmen zu einer "chaotischen Lebensführung", die Scheuer aufzeigt, beinhalten die "Reinigung und Befreiung von Fixierungen, Süchten oder Anhänglichkeiten an Gedanken, Gefühle, Macht, Ehre, Besitz..., auch gegenüber anderen Menschen und gegenüber sich selbst". Dabei könnten die Bildung von ethischen Werten und Überzeugungen sowie vernünftige Lebensregeln die Widerstandskraft gegenüber solchen Versuchungen stärken, wie Scheuer betont.
"Ohne ein gewisses Maß an Askese, an Selbstbeherrschung, ohne Beschränkung von Bedürfnissen und Wünschen ist weder eine Rücksicht auf das eigene Wohl noch auf die Rechte anderer möglich." Ein gelungenes menschliches Leben gelinge in der Nachfolge Jesu, denn sie lasse Wünsche, Ängste und Sorgen und sich selbst zurücktreten, führt Scheuer aus. Christliche Liebe, "die übersteigt und verschenkt, ist höchstes Engagement von Freiheit und nicht deren Auslöschung", so sein Postulat.
Die Gedankensammlung Scheuers basiert auf einer Predigt, die er beim Abschlussgottesdienst der Salzburger Hochschulwochen im August 2023 hielt. Diese standen unter dem Titel: "Reduktion! Warum wir mehr Weniger brauchen".
Die Buchpräsentation von "Mehr oder weniger? Dem rechten Maß im Leben nachspüren" findet am 6. März um 18 Uhr im Priesterseminar der Diözese Linz (Harrachstraße 7) statt. Zu Gast wird auch die Theologin und Ordensfrau Melanie Wolfers sein. Der Eintritt ist frei. (Anmeldung unter sekretariat.bischof@dioezese-linz.at)
Linzer Bischof bei Festgottesdienst zum Abschluss der Salzburger Hochschulwochen: Das Glücksversprechen, das mit dem Streben nach immer mehr verbunden ist, hat an Überzeugungskraft verloren