Theologe: Kein Papst, der für Rückkehr zur Zeit vor Franziskus steht
06.05.202516:46
Österreich/Papst/Kirche/Konklave/Appel
Wiener Theologe Appel rekapituliert in "Standard"-Blog laufende Diskurse unter den Kardinälen im Vorfeld des Konklaves und klopft diese auf Favoriten ab
Wien, 06.05.2025 (KAP) So unsicher es ist, welcher Kandidat tatsächlich im kommenden Konklave das Rennen machen wird - als sicher dürfte gelten, dass "Kardinäle, die eine Restauration der Zeit vor Franziskus anstreben, keine Chance auf dessen Nachfolge haben werden". Zu diesem Schluss kommt der Wiener Theologe Kurt Appel in einem Blogbeitrag auf "derstandard.at" am Dienstag. Darin rekapituliert der Theologe ausführlich die Gespräche der Kardinäle im Vorfeld des Konklaves und zeigt auf, dass neben allgemeinen Anforderungen wie jenen einer "integren Persönlichkeit", einer "halbwegs guten Gesundheit" und ausreichenden Italienisch-Kenntnissen vor allem die Problemlösungskompetenz in verschiedenen Bereichen der Kirche gefragt sei.
Das Alter und die Herkunft seien indes im Vergleich "eher zweitrangig", wenngleich das ideale Alter laut Appel "wohl näher bei 80 als bei 60 liegt, weil man nicht jahrzehntelang denselben Papst will". Bei der Herkunft tippt der Theologe auf einen Papst aus dem asiatischen Raum. Einen Papst aus Afrika oder Italien halte er für unwahrscheinlich - schlicht, weil die Kirche dort zwar wächst, aber die Anzahl der afrikanischen Kardinäle "vergleichsweise klein" sei und kein Kandidat mit größerer "Strahlkraft" darunter sei. Ähnliches gelte für den oft genannten Kardinal Matteo Zuppi, der sich bislang "noch nicht über Italien hinaus Anerkennung verschaffen" konnte.
Wichtiger aber seien die inhaltlichen "Diskurse", die derzeit liefen und aus denen sich Rückschlüsse auf mögliche Kandidaten ergäben. Derartige Diskurse beträfen das heikle Thema der Vatikan-Finanzen und der Führung der Kurie, die Fortführung des synodalen Weges der Kirche und den von Franziskus initiierten Gang der Kirche an die Peripherien. Durch die Weichenstellungen, die Franziskus in seinem Pontifikat durch die Kardinalsernennungen vorgenommen habe, sei es jedenfalls insgesamt unwahrscheinlich, dass ein Kandidat zum Zuge kommen werde, der die Öffnung der Kirche zurücknehmen werde.
Appel: "Eine deutliche Mehrheit der Kardinäle besteht deshalb aus Personen, die einen Gang an die Peripherien unserer Welt, eine Fortsetzung der Öffnung der Kirche und vor allem eine Transformation der Kirche hin zu mehr Synodalität und Partizipation aller Getauften grundsätzlich unterstützen." Für immer wieder genannten Kandidaten wie Peter Erdö, Raymond Leo Burke, Robert Sarah oder Wim Eijk sieht der Theologe daher im Konklave keine Chance. "Die Wahrscheinlichkeit, dass einer dieser Kardinäle Papst wird, ist in etwa so hoch wie die Wahl Donald Trumps zum Papst."