Der einstige Chefredakteur und spätere Herausgeber der "Kathpress" zählte zu den wichtigsten Persönlichkeiten der katholischen Publizistik in Österreich des 20. Jahrhunderts
08.08.2011, Vor 100 Jahren, am 23. August 1911, wurde Richard Barta geboren. Der Chefredakteur und spätere Herausgeber der österreichischen katholischen Presseagentur "Kathpress" zählte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den markantesten Persönlichkeiten der katholischen Publizistik in Österreich.
1937 war er als Journalist in die "Christliche Pressezentrale" eingetreten, die schon ein Jahr später von den Nazis liquidiert wurde. In den Journalismus konnte er erst nach seinem Kriegsdienst 1945 wieder zurückkehren. 1952 wurde er zum Pressechef des Österreichischen Katholikentags bestellt und nahm entscheidenden Einfluss auf dessen Verlauf. In dieser Funktion war er auch maßgeblich an der Vorbereitung des sogenannten Mariazeller Manifests (das "eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft" postulierte) beteiligt.
Das war drei Jahre später auch der Grund für die Entscheidung des damaligen Bischof-Koadjutors von St. Pölten und "Pressebischofs" Franz König, Barta als Nachfolger von Felix Gamillscheg mit 1. Juni 1955 zum Chefredakteur und Geschäftsführer der "Kathpress" zu bestellen - eine Personalentscheidung, mit der die enge Zusammenarbeit Bartas mit dem späteren Wiener Erzbischof und Kardinal begann. Barta hat Kardinal König drei Jahrzehnte lang als "Sprachrohr" gedient.
Barta formulierte die drei Grundsätze, die bis heute die Arbeit der "Kathpress" prägen: unabhängige Berichterstattung, Verbundenheit mit der Kirchenleitung, parteipolitische Unabhängigkeit. Er prägte die Formel: "Die 'Kathpress' hat die Tatsachen nicht erfunden, sie berichtet darüber. Sie macht kein Schönwetter und kein Schlechtwetter, sie ist nicht schuld, wenn es regnet, aber sie muss davon berichten, auch wenn es sie mehr freut, wenn in der Kirche, bildlich gesprochen, die Sonne scheint. Eine Agentur ist ein Spiegel, sie kann nur das wiedergeben, was vorhanden ist."
Versöhnung mit allen politischen Lagern
Bartas 1997 verstorbener journalistischer Freund und Wegbegleiter Anton Fellner - er leitete über viele Jahre die Abteilung Religion im ORF-TV - schrieb über die Bedeutung des langjährigen "Kathpress"-Chefredakteurs für den Weg der Kirche in Österreich: "Seine Entwicklung, sein inneres Wachstum als Katholik hat Richard Barta mit der österreichischen Kirche durchgemacht: von der Volkskirche und ihren Verbänden der Zwischenkriegszeit über den Wendepunkt beim Katholikentag 1952 und den konziliaren Aufbruch bis zur Spurensicherung dieses Aufbruchs."
Barta hat Wesentliches zur Entflechtung von Religion und Politik, zur Versöhnung der Kirche mit allen politischen Lagern des Landes beigetragen, im besonderen zur Überwindung der Frontstellung zwischen Kirche und Arbeiterschaft. Kardinal König stellte einmal zu diesem Engagement Bartas fest: "Von Johannes XXIII. hat er gelernt, dass es leicht ist, Gräben aufzureißen, aber schwer, sie wieder zuzuschütten."
Barta war auch langjähriger Sekretär und später Vizepräsident des Verbands katholischer Publizisten Österreichs. Für seine Leistungen wurde er 1970 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und 1975 mit dem Titel Professor ausgezeichnet. 1981 erhielt er das Komturkreuz des Silvesterordens.
Bis 1980 war Barta Chefredakteur der "Kathpress", anschließend wurde er deren Herausgeber. Durch wöchentliche Kommentare zum kirchlichen und gesellschaftlichen Geschehen übte er weiterhin Einfluss auf Meinungsträger aus. Am 1. Jänner 1986 starb er überraschend im 75. Lebensjahr.
"Greuel der Verwüstung" beginnen in der Sprache
Richard Barta war Sohn eines Straßenbahners und wuchs im Arbeiterbezirk Wien-Simmering auf. Sein Vater war tschechischer Abstammung, seine Mutter stammte aus dem Weinviertel. Nach der Matura 1930 studierte er als Werkstudent bis 1936 Germanistik, Geschichte und Geographie an der Universität Wien. Im Februar 1937 wurde er im Fach Germanistik mit einer Dissertation über die Romane des deutschen Schriftstellers und Historikers Hermann Stegemann promoviert.
Bartas meisterlicher Umgang mit der Sprache wurde von vielen sehr geschätzt. Er wies darauf hin, dass sich die "Greuel der Verwüstung" zuerst in der Sprache zeigten - eine Überzeugung, die sich angesichts der aktuellen Attentate in Oslo und deren Nährboden in der Hass säenden Sprache einschlägiger Internetforen als erschreckend aktuell erweist.
"Kathpress" und der Verband Katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs gedenken Richard Bartas am 8. September um 18 Uhr mit einem Gottesdienst in der Deutschordenskirche (Wien 1, Singerstraße 7).
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften widmet ihre "Biografie des Monats" im August Richard Barta ().