Klare Ablehnung der katholischen Kirche zu den umstrittenen Liberalisierung der Reproduktionsmedizin
Weiterhin heftige Kritik übt die katholische Kirche an der im Parlament verabschiedeten Liberalisierung der Fortpflanzungsmedizin: Geschlossen wie bei sonst keinem Gesetzesvorhaben hatten schon im Vorfeld alle großen Laienorganisationen gefordert, die Novelle zurückzunehmen und deren hochproblematische Inhalte - darunter die Einführung von Eizellspende und Präimplantationsdiagnostik - ohne Zeitdruck und breit zu diskutieren.
Beteiligt am Protest sind die Katholische Aktion, die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände, der Katholische Familienverband sowie die "Aktion Leben" und die Orden. Unter www.kinderbekommen.at wurden die Bürger eingeladen, die Forderungen an die Politiker zu unterstützen, was zu über einer Million Protest-Emails binnen fünf Tagen führte. Die Plattform hat angekündigt, auch nach dem Beschluss das Thema in Diskussion halten zu wollen.
Ein klares "Nein" zur Novelle hatten auch die Bischöfe ausgesprochen, darunter Kardinal Christoph Schönborn, der für die Debatte "mehr Tiefgang, Breite und vor allem Entschleunigung statt Husch-Pfusch" eingefordert hatte. "Wir dürfen nicht alles, was wir können", so die Mahnung des Wiener Erzbischofs. Als "ethischen Dammbruch und großen Irrtum - ohne Diskussion" bezeichnete die Bischofskonferenz in ihrer offiziellen Stellungnahme den Gesetzesentwurf. Dieser schaffe "unüberbrückbare Probleme und Leiden", im Namen einer "naiven Fortschrittsgläubigkeit".
Im November 2014 war die Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes mit nur zweiwöchiger Begutachtungsfrist von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) präsentiert worden, ein nur leicht abgeänderter Zweitentwurf infolge heftiger Kritik schließlich im Dezember. Mit kleinen Verschärfungen wurde das Gesetz in einer Plenardebatte am 21. Jänner - mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP, Grünen und Neos - angenommen. Die FPÖ, das Team Stronach, sowie einzelne Abgeordnete von ÖVP und Neos stimmten dagegen.
KAÖ-Präsidentin Schaffelhofer: "Gesetz rasch evaluieren und nachbessern" - Einschränkungen bei der Eizellspende werden "systematisch umgangen" - Förderung unabhängiger Beratung, Dokumentation und zentrales Register nötig
Bischofskonferenz-Generalsekretär: Längere Dialogphase vor Gesetzesbeschluss hätte bei mehr Abgeordneten dazu geführt, besser informiert zu sein und dass sie dann ihrem Gewissen folgen" - Dank an Franz-Joseph Huainigg, Andreas Zakostelsky, Wolfgang Gerstl, Asdin El Habassi und Christoph Vavrik
Mediziner und Moraltheologe nach Beschluss des Fortpflanzungsmedizingesetzes: Leihmutterschaft wird voraussichtlich als nächstes diskutiert werden - Klage über niedriges Diskussionsniveau - Naturwissenschaftlicher Nachholbedarf auf kirchlicher Seite
Prof. Johannes Huber: Gesetzgeber hätte IvF sicherer machen soll - Nach wie vor Mangel an wissenschaftlicher Dokumentation - Überzählige Embryonen zur Adoption freigeben
Nach Beschluss der Fortpflanzungsmedizingesetz-Novelle setzt das Bündnis www.kinderbekommen.at von Katholischer Aktion, "Aktion Leben" und Familienverband auf intensive Beratung Betroffener und drängt auf Evaluierung der Gesetzesfolgen
Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Oberösterreich, Kirchweger: Zu viele Aspekte der Novelle unerforscht - Mehr Zeit für breite Diskussion gefordert
Bioethikkommission-Mitglied Merckens in der "Presse": Beschränkung der Genuntersuchung auf die Eizelle würde als nächstes kippen - Urteil zur Fremdkindadoption durch Homosexuelle Folge juristischer Versäumnisse
Österreichs Jugendbischof Turnovszky: Geplante Novelle nicht mit "christlichem Menschenbild" vereinbar - Kinderwunsch verständlich, Frage nach dem "Wie" muss gestellt werden
Klubobmann Lopatka in "Presse": Bestimmungen für PID und Eizellspende sollen noch verschärft werden - Spätabtreibung von behinderten Föten bis kurz vor Geburt war "der ganz große Dammbruch"
Kardinal im "Kathpress"-Gespräch: Statt "Husch-Pfusch" braucht es breite Diskussion - "Wir dürfen nicht alles, was wir können" - Sterbehilfeverbot gehört in Verfassung
Kardinal Christoph Schönborn appelliert an Politiker: Gesetz zurückstellen und nur das reparieren, was unbedingt notwendig ist - Debatte braucht "Tiefgang, Breite und vor allem Entschleunigung"
Geplante weitgehende Liberalisierung wird abgelehnt - Breite Diskussion im Rahmen einer Parlamentsenquete gefordert - Drängen auf umfassende Dokumentation bei künstlicher Befruchtung und auf verfassungsrechtliches Verbot der Leihmutterschaft
Generalsekretär der Bischofskonferenz sieht in Regierungsvorlage "keine substanziellen Verbesserungen" - Vorgangsweise "gefährdet Vertrauen in die Demokratie"
Offizielle Stellungnahme des kirchlichen Bioethik-Instituts: Gesetzesentwurf diskriminiert, missachtet Grundrechte, gefährdet die Gesundheit und führt zur Kommerzialisierung von Frauen - Grundlegende Überarbeitung ohne Zeitdruck gefordert
Kardinal Schönborn und Bischof Kapellari stellen sich in Zeitungsinterviews gegen die geplanten gesetzlichen Neuregelungen bei der Fortpflanzungsmedizin
Wiener Erzbischof in "Heute"-Kolumne: "Sehr liberale Gesetzesnovelle" hebt "fast alle bisherigen Grenzen" auf - Kinder haben Recht "auf Vater, nicht nur auf Samenspender"
Behindertensprecher Huainigg: Werde Gesetzesentwurf in heutiger Form nicht zustimmen - Mitterlehner erwägt Aufhebung des Klubzwangs - Petition für Rücknahme des Entwurfs
Familienbischof im "Standard"-Interview: PID-Freigabe "besonders schlimm", Eizellenspende öffnet Leihmütterschaft Tür und Tor, Identitätsprobleme für Kinder bei Samenspende an Lesben vorhersehbar
Weihbischof Turnovszky: "Politiker sollten Jugendliche fragen, ob sie es für sich selbst wünschen würden, das Produkt von fremden Ei- und Samenzellen zu sein"
Wiener Medizinethiker Beck: Bei ähnlich komplexen Fragen wurden bisher Enquete- und Bioethikkommission befasst sowie halbjährige Diskussion ermöglicht - "Gesetz enthält Fehler und öffnet Tor für Streitfragen und unvorhersehbare Probleme"