Papst Franziskus hat in Bosnien-Herzegowina zu Versöhnung zwischen den Volksgruppen der Bosnier, Serben und Kroaten aufgerufen. Bei seinem Tagesbesuch in Sarajevo traf er am Samstag mit Regierungsvertretern und Politikern zusammen. Bei einer Messe unter freiem Himmel mit rund 65.000 Menschen forderte der Papst, aus der im Bosnien-Krieg leidgeprüften Stadt solle sich der Schrei erheben: "Nie wieder Krieg!" Krieg bedeute Vertreibung, Flüchtlingslager und zerstörte Häuser und Fabriken. Vor allem aber bedeute er "viele zerbrochene Leben".
Mit Blick auf die Weltlage sagte Franziskus, die gegenwärtig zahlreichen bewaffneten Konflikte seien eine "Art dritter Weltkrieg, der stückweise geführt" werde. In die "globale Kommunikation" sei ein "Klima des Krieges" eingezogen. Er verurteilte all jene, die einen Zusammenstoß zwischen Kulturen und Zivilisationen bewusst förderten oder gar mit Kriegen spekulierten, um Waffen zu verkaufen.
In seiner Rede vor dem regierenden Staatspräsidium des Landes würdigte Franziskus "Fortschritte" seit dem Ende des Bosnien-Kriegs (1992-1995) vor 20 Jahren. Die EU und die internationale Gemeinschaft forderte er zur Unterstützung des Versöhnungsprozesses auf. Bosnien-Herzegowina sei ein "integraler Bestandteil Europas". Weiter forderte der Papst eine tatsächliche Gleichheit für Bürger aller Volksgruppen vor dem Gesetz. Zudem mahnte er eine Achtung der Grundrechte an, vor allem der Religionsfreiheit. Im Anschluss ließ er weiße Tauben als Friedenssymbol aufsteigen.
Am Nachmittag fanden Begegnungen mit Priestern und Ordensleuten sowie mit Vertretern des Islam und anderer christlicher Kirchen statt. Zum Abschluss des rund elfstündigen Aufenthalts traf der Papst mit Jugendlichen zusammen. Am Abend flog der 78-Jährige nach Rom zurück.
Der Besuch in Sarajevo fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt; insgesamt waren rund 4.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Besondere Vorkommnisse gab es jedoch nicht. Der Erzbischof von Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic, dankte dem Papst für dessen Besuch, der eine "gewaltige Stärkung" für das Land gewesen sei.
Das Abkommen von Dayton beendete 1995 den Krieg in der früheren jugoslawischen Teilrepublik. Es brachte eine Teilung von Bosnien und Herzegowina in zwei gleich große Teilrepubliken: die Republika Srpska (Serbische Republik) und die (bosniakisch-kroatische) Föderation von Bosnien und Herzegowina. Kritiker sehen als Folgen des Dayton-Vertrags eine De-facto-Duldung der ethnischen Säuberungen und eine Festigung der durch Gewalt geschaffenen ethnischen Territorien.
Von den heute rund 3,8 Millionen Bewohnern gehören 440.000 der kroatisch-katholischen Gruppe an, nur noch die Hälfte derer, die vor dem Krieg 1991 im Land waren; die Auswanderung hält an. Rund 1.000 Kirchengebäude wurden in den Kämpfen zerstört. Die Bischöfe klagen über Hürden bei Bauvorhaben sowie weitere Benachteiligungen im Alltag.
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