Salzburger Theologe Winkler verweist in Kathpress-Interview auf nachhaltiges Bemühen von Papst und Vatikan, Christen auf Arabischer Halbinsel zu unterstützen und Dialog mit dem Islam zu intensivieren - Möglicherweise war sogar Besuch in Saudi Arabien angedacht
Wien, 25.01.2019 (KAP) Mit seinem Besuch von 3. bis 5. Februar in den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) setzt Papst Franziskus ein deutliches Zeichen, dass es ihm um eine Stärkung der christlichen Präsenz auf der Arabischen Halbinsel bei gleichzeitiger Intensivierung der christlich-muslimischen Dialogs geht. Das hat der Salzburger Orient- und Ostkirchenexperte Prof. Dietmar Winkler im Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress (Freitag) betont. Die anstehende Reise des Papstes sei dabei kein Einzelereignis, sondern im Kontext zahlreicher vatikanischer Initiativen zu sehen und dabei gewiss nicht der letzte Schritt, so Winkler.
Der Theologe verwies auf den Besuch des libanesischen Maroniten-Patriarchen Kardinal Bechara Boutros Rai im November 2017 nach Saudi Arabien. Er traf dort König Salman ibn Abd al-Aziz und Kronprinz Mohammed bin Salman und sei von dem als historisch bewerteten Besuch bei den wahabitischen Herrschern mit der Einschätzung zurückgekehrt, er sehe Chancen für mehr Religionsfreiheit, erinnerte Winkler.
Auch der im Vatikan für den interreligiösen Dialog zuständige Kurienkardinal Jean-Louis Tauran (1943-2018) sei noch wenige Wochen vor seinem Tod im April 2018 nach Riad gereist und habe zu Religionsfreiheit und einem gleichberechtigten Miteinander aller Gläubigen aufgerufen.
Möglicherweise habe der Vatikan sogar an einen Besuch des Papstes in Saudi Arabien gedacht, doch die Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi im Konsulat seines Landes in Istanbul und die politischen Folgen dieses Mordes hätten eine solche Reise wohl für längere Zeit unmöglich gemacht. "Aber das sind letztlich nur Spekulationen", so Winkler.
Der Theologe verwies außerdem darauf, dass der Vatikan sicherlich nicht nur zufällig mit dem in Wien angesiedelten König-Abdullah-Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog (KAICIID) eine weitere Kontaktmöglichkeit mit Saudi Arabien pflegt. Dem Rat der Vertragsparteien des Ende 2012 von Saudi-Arabien, Österreich und Spanien geschaffenen Zentrums gehört der Heilige Stuhl als Ständiger Beobachter an.
"Biotop" für christlich-muslimischen Begegnung
Letztlich seien die Vereinigten Arabischen Emirate aber auf jeden Fall eine gute Basis für den ersten Besuch eines Papstes auf der Arabischen Halbinsel, hielt Winkler im Kathpress-Interview fest. Zum einen stellten die bis zu 1,2 Millionen in den Emiraten lebenden Christen mit 12,5 Prozent der Gesamtbevölkerung eine bedeutende Minderheit im Land, zum anderen seien dort die Bedingungen für die Christen in Vergleich zu den Verhältnissen in an deren Staaten auf der Arabischen Halbinsel recht gut. Innerhalb der Kirchenareale könnten die Christen ungehindert ihre Religion frei ausüben, so der Experte. Es gebe zahlreiche Kirchen im ganzen Land, die Kirchen würden auch einige Schulen führen. Zudem gebe es seit 2007 diplomatische Beziehungen zwischen den Emiraten und dem Heiligen Stuhl.
Winkler sprach von einem "Biotop", in dem wichtige Akzente in der christlich-muslimischen Begegnung gesetzt werden könnten. Dabei stehe nicht der theologische Dialog im Vordergrund, sondern die zwischenmenschliche Begegnung und das Bemühen um ein gedeihliches Miteinander im täglichen Leben.
Für den Salzburger Theologen durchaus bedeutsam ist auch, dass der Besuch von Papst Franziskus genau 800 Jahre nach der Begegnung des heiligen Franz von Assisi mit Sultan Al-Kamil in Ägypten stattfindet. Der Heilige war 1219 in den Orient gereist und habe mit seinem Besuch einen tiefen Eindruck vor Ort hinterlassen und die Begegnung mit dem Kalifen sei laut Tradition von großem Respekt geprägt gewesen. Möglicherweise ist das ein gutes Omen für den nun anstehenden Besuch von Papst Franziskus. Der Papst und seine muslimischen Gesprächspartner "werden wohl auch nun die Gemeinsamkeiten der Religionen, etwa die Barmherzigkeit, in den Mittelpunkt rücken", so Winkler. Der Papstbesuch steht unter dem Motto "Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens".
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Der Besuch des Oberhaupts der katholischen Kirche gilt nicht nur den Vereinigten Arabischen Emiraten und ihrer katholischen Minderheit, sondern auch der einflussreichen Organisation "Muslim Council of Elders"