Friedensgebet mit dem Papst in Bahrains neuer Kathedrale
24.10.202210:09
Bahrain/Kirche/Architektur/Geschichte/Christentum
Erst vor einem Jahr wurde die katholische Kathedrale "Our Lady of Arabia" geweiht - Der Bau in Zeltform erinnert an das "Zelt der Zusammenkunft" des Propheten Mose
Manama, 24.10.2022 (KAP/KNA) Ihr Bau gilt als ein Meilenstein der religiösen Öffnung im islamischen Königreich Bahrain im Persischen Golf: die katholische Kathedrale "Our Lady of Arabia". Während seines Bahrain-Besuches wird Papst Franziskus am 4. November eine ökumenische Begegnung und ein Friedensgebet in dem erst vor knapp einem Jahr geweihten und nun zweitgrößten katholischen Kirchenbau auf der Arabischen Halbinsel abhalten.
Das repräsentative Gotteshaus nahe der Hauptstadt Manama besteht aus einem achteckigen Baukörper, auf den als Kuppel ein großes zeltförmiges Dach aufgesetzt ist. Diese Architektur soll an die biblische Mosesgeschichte erinnern. Nach der Überlieferung des Alten Testaments ließ Moses das "Zelt der Zusammenkunft" bauen, Gottes Wohnung beim Volk Israel auf dem Weg von Ägypten ins gelobte Land Israel.
Geweiht ist die Kathedrale mit 2.300 Plätzen "Unserer Lieben Frau von Arabien". Der religiöse Bezug auf Maria, die Mutter Jesu, war naheliegend, weil der Vatikan im Jahr 2011 auf Anregung des damaligen Apostolischen Vikars für Nordarabien, Bischof Camillo Ballin (1944-2020), das Vikariat der "Lieben Frau von Arabien" als Patronin unterstellt hat.
Bahrain möchte als Land kultureller und religiöser Toleranz gegenüber den vielen nichtmuslimischen Gastarbeitern gelten. Sie genießen in dem Land religiöse Entfaltungsmöglichkeiten, die in der Region nicht selbstverständlich sind. Etwa neun Prozent der Gesamtbevölkerung von rund 1,7 Millionen Menschen gehören christlichen Kirchen und Gemeinschaften an. Es gibt 19 christliche Gottesdienstorte.
Etwa 80.000 ausländische Arbeitskräfte gehören der katholischen Kirche an; viele stammen aus den Philippinen und Indien und sind in zwei Kirchengemeinden organisiert. Die älteste, Sacred Heart Church Bahrain in der Hauptstadt Manama, besteht bereits seit 1938. Ein Jahr später konnte eine Kirche gebaut werden, das erste christliche Gotteshaus in der Golfregion. Räumlich vergrößert und um Nebengebäude erweitert besteht diese Mutterkirche bis heute. Durch das stetige Gemeindewachstum entstand später die neue Gemeinde Our Lady of the Visitation in Awali, etwa 20 Kilometer südlich von Manama.
Die Katholiken werden von Priestern des Kapuzinerordens unter der Leitung von Pater Xavier Marian D'Souza betreut. Insbesondere die Hauptkirche in Manama bietet freitags und samstags eine Vielzahl von Gottesdiensten in verschiedenen Sprachen an, platzte schon in den vergangenen Jahren aber regelmäßig aus allen Nähten.
Papst Benedikt XVI. (2005-2013) bat deshalb bereits beim Antrittsbesuch des ersten bahrainischen Botschafters beim Heiligen Stuhl 2008 um die Genehmigung eines weiteren Kirchenbaus. Das Herrscherhaus sagte auch generell zu. Im Mai 2011 erneuerte König Hamad Bin Isa Al Khalifa sein Versprechen. Anlass war die Aufteilung des damaligen Apostolischen Vikariates für Arabien, das die Arabische Halbinsel und Kuwait umfasste, in zwei Vikariate für Nord- und Südarabien. Bahrain gehört seither zum Bereich Nordarabien, zusammen mit Kuwait, Katar und Saudi-Arabien. Die anderen Länder wurden dem Vikariat Südarabien mit Bischofssitz in Abu Dhabi eingegliedert.
Der Plan des Vatikan, den Verwaltungssitz des Vikariats von Kuwait nach Bahrain zu verlegen, versprach König Hamad eine kirchliche Aufwertung seines Königreichs. Sie war dem Herrscher die Übertragung eines Grundstücks für einen Kathedralbau wert. Doch erst 2013 übergab Hamad dem Apostolischen Vikar Bischof Ballin die Urkunde über rund 3.000 Quadratmeter Land am südlichen Stadtrand von Awali. Ein Grund für die Verzögerung waren Proteste von Islamisten gegen einen Kirchenbau. Bis zur Grundsteinlegung im Juni 2018 sollte es noch weitere fünf Jahre dauern. Das hing mit einer langen Planungsphase und mit dem Zeitbedarf für die Einwerbung von Spendengeldern zusammen.
Ende 2021 wurde der Kirchenbau, der umgerechnet rund 25 Millionen Euro gekostet hat, offiziell eröffnet und vom Leiter des vatikanischen Dikasteriums für die Evangelisierung, Kardinal Luis Tagle, geweiht. Handgemalte Ikonen aus einer italienischen Werkstatt mit biblischen Szenen schmücken die Apsis. Auch Altar, Taufbecken und Kirchenbänke wurden in Italien gefertigt. Seitlich versetzt steht ein fünfstöckiges Multifunktionsgebäude mit großem Pfarrsaal, zahlreichen Räumen für Katechese, Diensträume der Seelsorger und Platz für das Bischofsbüro.
Bischof Ballin, der Motor hinter dem Bauprojekt, konnte die Fertigstellung des Großprojekts nicht mehr erleben. Er starb zu Ostern 2020 infolge einer schweren Krebserkrankung. Übergangsweise verwaltet seither der Kapuzinerbischof Paul Hinder (80) das Vikariat Nördliches Arabien.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themepakets zur Papstreise nach Bahrain. Alle Meldungen abrufbar unter www.kathpress.at/papst-in-bahrain)