Kardinal: "Mit Zuversicht, Dankbarkeit und Gottvertrauen ins neue Jahr"
31.12.202219:56
(zuletzt bearbeitet am 31.12.2022 um 19:57 Uhr)
Österreich/Kirche/Silvester/Schönborn
Kardinal Schönborn in ORF-Silvesteransprache: Trotz aller Negativschlagzeilen und Sorgen Blick für das Positive nicht verlieren - "Lassen wir uns unser Land, unsere Zeit nicht schlechtreden"
Wien, 31.12.2022 (KAP) Kardinal Christoph Schönborn hat dazu aufgerufen, trotz aller Negativschlagzeilen und Sorgen, die das vergangene Jahr mit sich gebracht hat, "mit Zuversicht, Dankbarkeit und Gottvertrauen ins neue Jahr" zu gehen. "Lassen wir uns unser Land, unsere Zeit nicht schlechtreden", appellierte der Wiener Erzbischof in seiner alljährlichen Silvesteransprache im ORF-Fernsehen. Auch wenn der Krieg in der Ukraine und seine Folgen in Form von Teuerung und Inflation jeden Einzelnen betreffen, auch wenn die Flüchtlings- und Klimakrise viele Menschen "ohnmächtig und voller Sorgen" in die Zukunft blicken lassen, so dürfe dies nicht den Blick auf das viele Gute verstellen, das geschehe und Grund zur Zuversicht gebe.
Die ereignisreichen, von zahlreichen Krisen wie der Corona-Pandemie oder dem Ukraine-Krieg gezeichneten vergangenen zwei Jahre hätten ihn an das Zitat seiner Mutter, "Leben lässt sich nicht planen", erinnert, so der Wiener Erzbischof. Erst habe die Pandemie "die ganze Welt durcheinandergebracht", viele Tote gefordert und gesellschaftliche Spaltungen im Zuge der Impfdebatte befördert; dann sei ein "schrecklicher Krieg" auf europäischem Boden ausgebrochen, der "grauenhafte Opfer" fordere, Millionen Menschen zu Flüchtlingen mache und nun mit der "systematischen Zerstörung von Infrastruktur" die Menschen vor unüberwindbare Herausforderungen stelle. Auch die Klimakrise stelle sich immer mehr als eine "dramatische Wirklichkeit" heraus, der gegenüber sich die Menschen ohnmächtig fühlten.
Ihn persönlich tröste u.a. das bekannte Wort des deutschen Dichters Friedrich Hölderlin (1770-1843): "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch". Als tröstlich erfahre er etwa das große ehrenamtliche Engagement in Österreich, in dem sich Zusammenhalt und Solidarität zeige. Auch denke er in dem Zusammenhang an die rund 30.000 Frauen und Männer aus den Nachbarländern, die die 24-Stunden-Hilfe für Alte und Kranke aufrecht erhielten. Zuversicht schenke ihm außerdem die Erinnerung an das, was die eigene Großeltern-Generation geschaffen habe, die zwei Weltkriege überstand, alles verlor und schließlich einen Wiederaufbau geschafft habe, "von dem wir heute noch profitieren". Nachsatz: "Warum soll es heutigen Generationen nicht auch gelingen, mit den Herausforderungen zurechtzukommen und in eine gute Zukunft zu gehen?"
"Das Leben lässt sich nicht planen, aber wir können die Zukunft gestalten - durch unsere Dankbarkeit, die Bereitschaft zum Miteinander und Gottvertrauen", so Kardinal Schönborn abschließend.