Papst als Beichtvater in Rom: "Vergebt alles, alles, alles"
18.03.202308:01
Italien/Vatikan/Papst/Kirche
Franziskus feierte Bußgottesdienst in römischer Pfarre zum Auftakt der weltweiten Gebetsaktion "24 Stunden für den Herrn"
Rom, 18.03.2023 (KAP) Papst Franziskus hat nach einer mehrjährigen Pause wieder eine Pfarre in Rom besucht und dort die Beichte gehört. Das gesundheitlich angeschlagene Oberhaupt der katholischen Kirche, das auch Bischof der Diözese Rom ist, hielt am Freitagabend einen Bußgottesdienst in der Gemeinde Santa Maria delle Grazie al Trionfale in unmittelbarer Nähe des Vatikans. In seiner Predigt mahnte Franziskus, nicht zu sehr von der eigenen "religiösen Tüchtigkeit" überzeugt zu sein. Sonst werde Gottes Platz vom eigenen Ego eingenommen. "Der Herr kommt zu uns, wenn wir uns von unserem eingebildeten Ich entfernen."
Wegen Knieproblemen war Franziskus im Rollstuhl in die Kirche gekommen. In dem voll besetzten Gebäude streckten ihm Menschen die Hände entgegen, als er durch den Mittelgang geschoben wurde. Sie applaudierten und filmten seinen Einzug mit Handykameras.
Der Papst leitete mit seinem Besuch die diesjährige Gebetsaktion "24 Stunden für den Herrn" ein, die er 2014 ins Leben gerufen hatte. Dabei sind katholische Kirchen weltweit in der Mitte der Fastenzeit 24 Stunden lang für Anbetungen, Beichten und Gottesdienste geöffnet. Auch in Santa Maria delle Grazie al Trionfale gab es, begleitet von Chorgesängen, etwa eine Stunde lang Gelegenheit zur Beichte. Neben dem Papst waren mehr als 20 Priester als Beichtväter anwesend.
Franziskus blickte während seiner Predigt mehrfach vom Manuskript auf und sprach frei. Die Priester in der Kirche rief er auf, Beichtende immer und von allen Sünden freizusprechen. "Das Sakrament der Buße ist nicht da, um zu quälen, sondern um Frieden zu geben", sagte der Papst. "Vergebt alles, alles, alles!" Nach dem Gottesdienst grüßte er persönlich zahlreiche Gläubige und Priester sowie die Ministrantinnen und Ministranten der Gemeinde.
Der Gesundheitszustand des Kirchenoberhaupts ist seit geraumer Zeit wechselhaft. Vor rund einem Jahr hatte sich Franziskus einen Bruch im Knie zugezogen. Seit vergangenem Mai absolviert der Argentinier die meisten seiner Termine im Rollstuhl.
Eine römische Pfarre hatte Franziskus zuletzt im April 2019 besucht. In der Kirche der Gemeinde San Giulio Papa im Viertel Monteverde feierte er damals eine Messe.
Kirchengemeinden laden am Freitag und Samstag dazu ein, einen "Tag mit Gott" zu verbringen - Im Rahmen der weltweit stattfindenden Gebets- und Beichtaktion sind einige Gotteshäuser auch über Nacht geöffnet