Bayerischer Bischof Oster betont Bedeutung des Zölibats als Lebensform Jesu: "Aber wenn es in unserer Gesellschaft zu viele gibt, die daran scheitern und die Beispiele derer, die es gelingend und erfüllt leben können, weniger werden, dann müssen wir nachdenken"
München, 18.03.2023 (KAP/KNA) Der Passauer Bischof Stefan Oster sieht weiteren Gesprächsbedarf bei der Verpflichtung katholischer Priester auf ein eheloses Leben. Der Zölibat sei nicht grundlegend für die Priesterweihe in der katholischen Kirche, sagte Oster in einem Interview mit der Mediengruppe Bayern (Samstag). Er selbst halte den Zölibat hoch, weil es die Lebensform Jesus sei. "Aber wenn es in unserer Gesellschaft zu viele gibt, die daran scheitern und die Beispiele derer, die es gelingend und erfüllt leben können, weniger werden, dann müssen wir nachdenken."
Die Vollversammlung des Reformdialogs "Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland hatte sich vergangene Woche mehrheitlich dafür ausgesprochen, Papst Franziskus um eine Überprüfung dieser Vorschrift zu bitten. Oster sagte, er habe sich bei dem Votum enthalten. Es gebe schon verheiratete Priester in der katholischen Kirche, etwa in den mit Rom verbundenen Ostkirchen oder konvertierte evangelische Pfarrer. Noch sei Rom überzeugt, dass das zölibatäre Leben ein fruchtbarer Schatz für die Kirche sei. "Aber wir müssen offen reden. Das ist auf der Synodalversammlung passiert."
Bei der mehrheitlich angenommenen Beschlussvorlage "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" stimmte der Passauer Bischof mit Nein. Oster sagte, der Text sei ihm zu undifferenziert. "Darunter fallen Geschieden-Wiederverheiratete und Paare jeder Art, die sich lieben." Gegen Segensfeiern für Gleichgeschlechtliche stehe "eine klare Weisung aus Rom".
Völlig offensichtlich sei für ihn, "dass wir als Kirche aber sehr grundsätzlich Lernbedarf haben in der Begleitung, im Mitgehen und im Feiern von Gottesdiensten mit Menschen, die sich ausgegrenzt fühlen, weil sie anders denken und leben, als es der klassischen Norm entspricht". In der Diözese Passau sei daher eine Stelle für Queer-Seelsorge eingerichtet worden.
Die Synodalversammlung beschloss außerdem die Einrichtung eines synodalen Ausschusses, in den alle 27 deutschen Ortsbischöfe einziehen sollen. Das Gremium soll einen Synodalen Rat als dauerhaftes Organ gemeinsamer Beratung und Entscheidung von Bischöfen und Laien in Deutschland vorbereiten. Gegen einen solchen Rat hatte der Vatikan zu Jahresbeginn ein Stopp-Signal gesetzt, nachdem er von fünf deutschen Bischöfen angeschrieben worden war, darunter von Oster. Auf die Frage, ob er sich am Synodalen Ausschuss beteiligen werde, sagte der Passauer Bischof in dem Interview: "Das habe ich noch nicht entschieden."
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