Bolivien: Kirche richtet Untersuchungskommission ein
25.05.202316:09
Bolivien/Kirche/Missbrauch/Regierung
In Missbrauchsskandal um Jesuiten
La Paz, 25.05.2023 (KAP/KNA) Im Zuge jüngst ans Tageslicht gekommener Missbrauchsvorwürfe hat Boliviens katholische Bischofskonferenz nun eine nationale Untersuchungs- und Anhörungskommission angekündigt. Das Gremium solle "die Verantwortlichkeiten klären und sichtbar machen, was geschehen ist", zitierte das Portal "Los Tiempos" laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) aus dem Schreiben vom Mittwoch (Ortszeit).
Die Bischöfe räumen ein, dass bisherige Bemühungen unzureichend gewesen seien. Die Kirche habe den Gläubigen und der Gesellschaft nicht die Antworten gegeben, die hätten gegeben werden müssen. Die Anstrengungen für Prävention würden nun erhöht, damit die Familien künftig Gewissheit hätten, dass Kinder und Jugendliche im kirchlichen Umfeld sicher seien.
Die Entscheidung fiel nach dem Eilbesuch des spanischen Geistlichen Jordi Bertomeu Farnos, der nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im Jesuitenorden von Papst Franziskus nach Bolivien entsandt worden war. Bekannt wurde der Experte, als er 2018 zusammen mit dem vatikanischen Chefaufklärer, Maltas Erzbischof Charles Scicluna, das Ausmaß des Missbrauchsskandals in Chile aufdeckte.
Den Stein ins Rollen gebracht hatten Recherchen über einen 2009 gestorbenen spanischen Priester, Alfonso Pedrajas. Der Jesuit soll in den 80er-Jahren Dutzende Minderjährige missbraucht haben. Die Zeitung "El Pais" hatte Zugang zu seinem Tagebuch, das auch Hinweise auf ein Netzwerk von Vertuschungen geben soll. Inzwischen gibt es weitere Vorwürfe gegen verstorbene Angehörige des Ordens.
Staatspräsident Luis Arce hatte sich zuletzt direkt an den Papst ("Bruder Franziskus") gerichtet und den Vatikan per Brief offiziell aufgefordert, der bolivianischen Justiz Zugang zu den Kirchenarchiven im Land zu gewähren. Zudem wolle die Regierung Informationen über den Hintergrund jener Ordensleute erhalten, die künftig ins Land kommen.
Die Linksregierung in La Paz hat Papst Franziskus aufgefordert, alle Daten und Erkenntnisse über Missbrauchsfälle in der Kirche offenzulegen - Auf den Prüfstand sollen auch alle Abkommen zwischen Kirche und Staat kommen - Von Tobias Käufer