Islamexperte Steinbach: Extremismus im Nahen Osten auf dem Rückzug
26.05.202315:03
Deutschland/Religion/Islam/Politik/Exrtremismus
Ehemaliger Leiter des Deutschen Orient-Instituts: "Menschen haben begriffen, dass der Islamismus ein leeres Versprechen ist"
Bonn, 26.05.2023 (KAP/KNA) Der Islamwissenschaftler Udo Steinbach sieht den religiösen Extremismus im Nahen Osten auf dem Rückzug. Die Verbrechen im Namen des Islams durch Gruppierungen wie die Terrormiliz "Islamischer Staat" hätten unter Muslimen breiten Abscheu ausgelöst, sagte Steinbach der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag. "Die Gewaltoption im Koran wird heute selbst von vielen Religionsgelehrten viel kritischer gesehen. Und: Die Menschen haben begriffen, dass der Islamismus ein leeres Versprechen ist. Die politischen und ökonomischen Probleme kann er nicht lösen, sondern verschlimmert sie noch."
Dies bedeute nicht, dass traditionelle islamische Werte an Einfluss verlören oder plötzlich überall die Menschenrechte regierten, so Steinbach, der von 1976 bis 2007 das Deutsche Orient-Institut in Hamburg leitete. Als Beispiel nannte er die Zustimmung für den türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdogan, dessen Sieg in der Präsidentschafts-Stichwahl am Sonntag Steinbach für sicher hält. Das Modell eines Gottesstaats finde im Nahen Osten aber keine Zustimmung. "Im Iran begehrt das Volk dagegen auf, in Saudi-Arabien drängt die Regierung selber den Wahhabismus zurück. Die Muslime suchen mehr denn je ihren Platz in der modernen Welt."