Jahresbericht 2022 der "Initiative Christlicher Orient" veröffentlicht - Libanon, Syrien und Irak Schwerpunktländer - Bischof Freistetter betont in Vorwort Notwendigkeit der Hilfe für Menschen in einer Region, in der seit 2.000 Jahren Christen leben
Salzburg, 25.09.2023 (KAP) Mehr als 1,05 Millionen Euro hat das Linzer Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" (ICO) im vergangenen Jahr für Hilfsprojekte im Nahen Osten aufgewendet. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht 2022 hervor, den die ICO auf ihrer Jahrestagung in Salzburg (25./26. September) vorgestellt hat. 72 Projekte wurden damit verwirklicht; 26 im Libanon (ca. 376.000 Euro), 19 in Syrien (334.000 Euro), 23 im Irak (284.000 Euro), zwei in Palästina (53.000 Euro) und zwei in der Türkei (5.500 Euro).
Rund ein Drittel der Mittel floss in Schul- und Bildungsprojekte, ein Fünftel in Nahrungsmittelhilfe, der Rest u.a. in die Winternothilfe oder Sommeraktivitäten für Kinder. Die Hilfe kommt - je nach Projekt - Christen und/oder Muslimen zugute, die Projektpartner sind stets christliche Einrichtungen oder Kirchen.
Im Libanon unterstützte die ICO vor allem kirchliche Privatschulen. Sie zahlte das Schulgeld für die Kinder verarmter Familien oder finanzierte Heizöl, damit die Kinder im Winter in der Schule nicht frieren müssen. Da der Libanon eine rasante wirtschaftliche Talfahrt durchläuft und immer mehr Menschen in bitterem Elend leben, unterstützte die ICO u.a. auch eine Suppenküche in Beirut.
In bitterer Armut leben auch 90 Prozent der Menschen in Syrien. Ein ICO-Hauptprojekt war hier 2022 die Suppenküche der Franziskaner in Aleppo, wo täglich mehr als 1.000 Bedürftige mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. In Latakia unterstützte das Hilfswerk eine Schule für muslimische Mädchen, die noch nie eine Schule besuchen konnten und nun als Teenager oder junge Frauen Lesen, Schreiben, Rechnen und Englisch nachholen.
Im Irak unterstützte die ICO beispielsweise Kindergärten in der an die Türkei angrenzenden Diözese Zakho. In abgelegenen Dörfern der Region wurde im Rahmen der Winternothilfe Heizöl an die verarmte Bevölkerung geliefert und in der Metropole Dohuk hat die ICO ein kirchliches Altersheim unterstützt. Im Gazastreifen wurde schließlich ein von der Caritas Jerusalem abgewickeltes Corona-Gesundheitsprojekt abgeschlossen.
"Gut zu wissen, nicht allein zu sein"
Im Jahresbericht kommen zahlreiche Partner der ICO zu Wort. So schreibt etwa Pfarrer Boutros Hazzouri aus Al-Mouzineh in Syrien: "Heutzutage ein Syrer zu sein bedeutet, dass man sich daran gewöhnen muss, oft ohne Wasser, Nahrung, Strom, Kommunikationsmöglichkeiten oder einer fixen Arbeit zu leben. Aus diesem Grund versuchen wir als Pfarre nach besten Kräften, einen sicheren Raum für alle Notleidenden zu schaffen und ihnen die Hoffnung zu vermitteln, dass die Zukunft besser wird. Es ist gut zu wissen, dass wir in dieser schwierigen Situation nicht allein sind."
Hoffnung auf bessere Zukunft
Das Vorwort zum Jahresbericht hat Militärbischof Werner Freistetter verfasst. Er ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Bereiche Mission und Weltkirche zuständig und hat im September 2022 gemeinsam mit einer ICO-Delegation den Nordirak besucht. "Während vieler persönlicher Begegnungen konnten wir uns davon überzeugen, wie wichtig es ist, die christlichen Gemeinschaften in einer Region zu unterstützen, in der Christen seit fast 2.000 Jahren leben", hält Freistetter fest.
Freistetter würdigt die ICO für die wertvolle Hilfe für die Christen in den von politischen Krisen und bewaffneten Konflikten besonders betroffenen Ländern des Nahen Ostens. Er hoffe, so der Bischof, dass die junge Generation "in einer Kultur des Friedens, der Gerechtigkeit und der Achtung vor der Tradition, Religion und Identität aller Menschen und Bevölkerungsgruppen" aufwachsen könne.
Not nicht gegeneinander ausspielen
ICO-Obmann Slawomir Dadas hebt in seinen einleitenden Worten hervor, dass die Hilfe für die Menschen in Not im Nahen Osten nicht gegen das Leid der Menschen in der Ukraine ausgespielt werden darf.: "Privat haben viele von uns den Flüchtlingen aus der Ukraine geholfen, als Verein haben wir unsere Kräfte verstärkt eingesetzt, um die Menschen im Libanon, Turabdin, Nordirak und in Syrien und Palästina nicht vergessen zu lassen", schreibt er im Jahresbericht. (Infos: www.christlicher-orient.at)
Steirischer Bischof eröffnete in Salzburg Jahrestagung der Initiative Christlicher Orient, die heuer ganz der dramatischen Situation im Heiligen Land gewidmet ist