Bischof bei Ökumene-Passionsgottesdienst in evangelischer Kirche Lutzmannsburg: "Mut, von Gott zu reden" und Zusammenarbeit von Caritas und Diakonie heute vonnöten
Eisenstadt, 21.03.2024 (KAP) Zu intensiverer Zusammenarbeit hat Bischof Ägidius Zsifkovics die katholische und evangelische Kirche aufgerufen. Bei einem ökumenischen Passionsgottesdienst am Donnerstagabend in der evangelischen Kirche Lutzmannsburg (Bezirk Oberpullendorf) appellierte er, die christlichen Konfessionen müssten sich stärker gemeinsam für tätige Nächstenliebe - für "Caritas" bzw. "Diakonie" - einsetzen und auch den Glauben an Jesus Christus "glaubwürdiger, bodenständiger und lebensnahe gemeinsam bezeugen". Einen Rangstreit unter Kirchen dürfe es nicht geben. "Wir können uns selbst und unserer Welt nicht im Wege stehen!", mahnte der Bischof.
Zsifkovics sah die Ökumene im Burgenland insgesamt auf einem "guten Weg": Davon zeuge auch der Passionsgottesdienst - dem neben dem Bischof auch der evangelische Superintendent Robert Jonischkeit, Superintendentialkuratorin Christa Anna Grabenhofer, Pfarrerin Irmgard Langer und Pfarrer Walter Dienesch vorstanden. Auch auf den heurigen ökumenischen Osterbrief, den Zsifkovics gemeinsam mit Jonischkeit verfasst hatte, verwies der Bischof und gratulierte im Namen der katholischen Diözese Eisenstadt zum Jubiläum "100 Jahre Superintendenz Burgenland", in dessen Rahmen die Feier stattfand.
Der gemeinsame Einsatz müsse besonders auf die "mystische Dimension" der Kirchen achten, seien doch "nicht die Strukturen, Gesprächskreise und Arbeitspapiere, sondern Gott und sein Geheimnis" das Wesentliche, betonte Zsifkovics und warnte: "Eine Kirche, deren Mitte nicht mehr Gott und sein Mysterium sind, wird von den Menschen nur mehr als 'mysteriöser Verein' wahrgenommen, auf einen 'Wohlfühlverein' oder zu einer 'Eventagentur' reduziert werden." Das erfordere von den Kirchen und auch von den Christen "den Mut, von Gott zu reden" und Menschen mit ihm in Berührung zu bringen.
Auch um eine "erlöste Geschwisterlichkeit" sollten sich die verschiedenen christlichen Kirchen bemühen, appellierte der Bischof. Dazu gehöre das Einbringen der "vielfältigen Begabungen und Dienste, die der Heilige Geist allen Gliedern schenkt". Solche Begabungen und Dienste seien die "Charme Gottes", die es für andere Menschen auf kreative Weise einzusetzen gelte. Dies mache die Kirchen "charmant, einladend und ausstrahlend".
Glaubwürdig werde die Kirche darüber hinaus, wenn sie weiters auch "diakonisch" wirke. Zsifkovics: "Ein Gottesdienst, dem der Dienst der Fußwaschung fremd ist, höhlt sich aus, wird leer, wird zu einer frommen Fassade und zu einer Häufung von Floskeln. Umgekehrt gilt, dass Diakonie ohne Gottesbezug und Gottesverwurzelung auch die Nächstenliebe und Solidarität aushöhlt und zu einem 'dünnen humanistischen Firnis' macht, der bei kleinsten Belastungen abblättert."
Die Evangelische Gemeinde Lutzmannsburg zählt zu den ältesten lutherischen Gemeinden des Burgenlandes. Evangelische Prediger gab es bereits in der Reformationszeit, bis Ende des 16. Jahrhunderts der überwiegende Teil der ansässigen Bevölkerung evangelisch war. Im Zuge der Gegenreform wurden die Prediger vertrieben und die Kirche musste an die Katholiken zurückgegeben werden. Aufgrund des Toleranzpatents konnte sich 1783 erneut eine lutherische Gemeinde bilden. Die Kirche im neuklassizistischen Stil in der Mitte des Dorfangers wurde 1848 fertiggestellt.