Linzer Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" erhielt Preis für Unterstützungen kirchlicher Schulen im Libanon, die sich neben Bildung auch für den Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften einsetzen
Wien, 22.10.2024 (KAP) Das Linzer Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" ist am Dienstag im Rahmen eines Festakts in Wien mit dem "International Religious Freedom Award 2024" ausgezeichnet worden. Der Preis ist eine Kategorie innerhalb des "Intercultural Achievement Awards". Bei dem von der ICO eingereichten Projekt geht es um christliche Schulen im Libanon, in denen christliche und muslimische libanesische Kinder gemeinsam unterrichtet werden und aufwachsen. Dazu kommen auch einige syrische Flüchtlingskinder.
Der "Intercultural Achievement Award" wird vom österreichischen Außenministerium vergeben. Heuer wurde erstmals auch ein Preis in der neuen Kategorie "Religious Freedom" vergeben. Dieser Preis wird von der neuen "Stabsstelle Internationaler Schutz verfolgter religiöser Minderheiten" vergeben, die im Bundeskanzleramt angesiedelt ist. Damit sollen Akteure bzw. Organisationen ausgezeichnet werden, die sich für Religionsfreiheit bzw. für den Schutz verfolgter oder diskriminierter religiöser Minderheiten einsetzen.
Die ICO unterstützt die Bildungseinrichtungen im Libanon auf vielfältige Weise: durch die Bezahlung des Schulgelds, die Finanzierung von Schuljausen, Renovierungsarbeiten oder Freizeitaktivitäten sowie durch den Kauf von Heizöl und der Installation von Photovoltaikanlagen, damit es im Winter zumindest ein wenig Strom und Wärme in den Einrichtungen gibt. Eine weitere Besonderheit der Arbeit der ICO sei, dass einzelne Pfarren in Österreich und Solidaritätsgruppen aktiv in die Hilfsprojekte eingebunden sind, wie bei der Projektpräsentation mitgeteilt wurde.
Für die ICO nahm Geschäftsführerin Michlin Alkhalil den Preis entgegen. Sie betonte am Rande der Preisverleihung gegenüber Kathpress, dass sich die ICO gerade jetzt noch mehr um Dialog und Begegnung zwischen den Religionen und Völkern einsetzen wolle. "Unsere Partner vor Ort sind christliche Einrichtungen, die Hilfe selbst kommt Menschen aller Religionen zugute." Im Libanon seien schon mehr als eine Million Menschen auf der Flucht vor den israelischen Luftangriffen bzw. den Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah. "Unsere ICO-Partner vor Ort helfen so gut sie können bei der Versorgung der Geflüchteten." Die ICO unterstütze beispielsweise die von einem maronitischen Priester geleitete Marienküche in Beirut, die täglich 3.000 Mahlzeiten an Menschen in Not ausgibt.
Die christlichen Schulen, die von der ICO unterstützt werden, würden ebenfalls - in unterschiedlichem Ausmaß - Geflüchteten helfen. Zugleich haben unter größten Schwierigkeiten die christlichen Schulen inzwischen das Schuljahr wieder begonnen, um den ihnen anvertrauten Kindern einen halbwegs normalen Alltag zu ermöglichen und ihnen eine Chance auf Bildung zu geben.
Alkhalil: "Das libanesische Volk will keinen Krieg. Es will einfach in Frieden mit allen Nachbarn leben." In dieser Einstellung würden auch die Kinder in den Schulen der ICO-Partner vor Ort erzogen bzw. herangebildet. Es gehe darum, einander in Wertschätzung zu begegnen, sich bei allen religiösen, kulturellen oder ethnischen Unterschieden zu respektieren und als gleichwertig anzuerkennen, sowie auch, gemeinsam an einer besseren Zukunft zu bauen.
Vier Schulen im Libanon
Vier kirchliche Bildungseinrichtungen hat die ICO für den Award eingereicht: die Schule St. Josef der Barmherzigen Schwestern in Ajeltoun, das Schulzentrum der Schwestern des Heiligen Vinzenz von Besançon in Baskinta, die Schule der Schwestern vom Guten Hirten in Hamana sowie das Heim der Schwestern des Heiligen Antonius in Achkout, wie der ICO-Libanonexperte Stefan Maier gegenüber Kathpress berichtete.
St. Josef werde von etwa 450 Kindern besucht, von denen etwa 50 aus besonders armen oder schwierigen Verhältnissen in einem angegliederten Internat leben würden. Auch eine große Zahl syrischer und irakischer Flüchtlingskinder sei sowohl im Internat als auch in der Schule aufgenommen worden, so Maier.
Das Schulzentrum in Baskinta besuchten rund 350 Kinder. Es gebe einen Kindergarten, eine Primarschule, eine Sekundarschule und eine technische Schule. Das Zentrum verfüge auch über ein Internat, in dem etwas mehr als 40 Kinder und Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen oder aus entlegenen Gebieten leben.
Die Schule in Hamana werde von 200 Kindern besucht, von denen rund die Hälfte Christen sind, die anderen gehörten anderen Religionsgemeinschaften an. Während des Libanonkriegs sei die Gegend um Hamana Schauplatz blutiger Kämpfen zwischen christlichen und drusischen Milizen gewesen, erläuterte Maier. Es sei zu Massakern an der örtlichen christlichen Bevölkerung durch ihre drusischen Mitbürger gekommen. Nach dem Ende des Krieges habe die Schule der Schwestern eine wichtige versöhnende Rolle gespielt, so Maier: "Und sie macht das auch heute noch."
Im Kloster in Achkout gibt es ein Heim für benachteiligte Kinder. Etwa 25 Jungen und 40 Mädchen verschiedener Konfessionen aus verschiedenen Regionen des Landes würden hier leben. Unter den Kindern seien auch syrische und irakische Flüchtlingskinder, so Maier.
Elfter Intercultural Achievement Award
Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten hat den Intercultural Achievement Award am Dienstag bereits zum elften Mal vergeben. Mit dem Award würden weltweit Schlüsselprojekte des interkulturellen Dialogs ausgezeichnet, die zu einem besseren gegenseitigen Verständnis, zu Respekt und Toleranz sowie zu Solidarität und einem friedlichen Zusammenleben beitragen würden, so Nikolaus Marschik, Generalsekretär des Außenministeriums, in seinem Grußwort. Es würden "Best Practice"-Beispiele vor den Vorhang geholt und die Arbeit von Dialog-Projekten aus aller Welt mit Preisgeldern und Möglichkeiten zur internationalen Vernetzung gefördert.
Ausgezeichnet wurden neben dem ICO-Projekt auch ein Umwelt- und Integrationsprojekt in Polen, ein Kulturprojekt, das junge Menschen aus Serbien und dem Kosovo einander näher bringt, sowie ein Projekt, das Begegnungsmöglichkeiten für junge Beduinen aus dem Negev mit jüdischen Israelis schafft; weiters ein Projekt zu traditioneller Handwerkskunst in Kolumbien, ein Medien- und Integrationsprojekt für Geflüchtete in Estland sowie aus Österreich das Arbeitsmarktprojekt "More Than One Perspective" (MTOP) des sozialen Unternehmens "wirkt. Social innovation GmbH", das Flüchtlinge und Drittstaatsangehörige mit geeigneten Unternehmen in Österreich in Verbindung bringt.