Fünf kirchliche Hilfswerke unter den Top-15 von Österreichs Spendenorganisationen - Insgesamt leichter Rückgang beim Gesamt-Spendenaufkommen auf 1,075 Milliarden Euro
Wien, 28.11.2024 (KAP) Kirchliche und religiöse Institutionen sind in Österreich weiterhin unter den Spendenorganisationen mit dem meisten Spendenaufkommen zu finden. Das geht aus dem Spendenbericht 2024 des Fundraising Verband Austria hervor, der am Mittwoch in Wien präsentiert worden ist. Generell ist das Spendenaufkommen für den guten Zweck in Österreich nach einem mit dem Ukraine-Krieg verbundenen Rekordjahr 2022 zwar rückläufig und betrug mit 1,075 Milliarden Euro im Jahr 2023 um zwei Prozent weniger als die 1,1 Mrd. Euro davor. Angesichts der anhaltenden Teuerung sei dieses Minus jedoch gering ausgefallen, vergleicht man mit anderen westeuropäischen Ländern, hieß es seitens des Verbandes.
Im Ranking der 100 größten Nonprofit-Organisationen gab die Caritas mit einem Spendenergebnis von 105 Mio. Euro (2022: 118 Mio.) den vormaligen Rang 1 an das Rote Kreuz (119 Mio. Euro) ab, gefolgt mit deutlichem Abstand von SOS Kinderdorf (45 Mio. Euro), Ärzte ohne Grenzen (33 Mio. Euro) und Greenpeace (23 Mio. Euro). Nach "Licht ins Dunkel" schaffte die Dreikönigsaktion (19,86 Mio. Euro, plus 3,5 Mio. Euro) Platz sieben, dicht gefolgt von den Päpstlichen Missionswerken "missio" (19,21 Mio. Euro, plus 1 Mio. Euro). Die evangelische Diakonie landete auf Platz 12 (14,26 Mio. Euro), die Concordia Sozialprojekte auf Platz 15 (11,82 Mio. Euro).
Weitere kirchennahe oder christliche Hilfswerke in den Top-100 sind Licht für die Welt (10,84 Mio. Euro), Jugend Eine Welt (6,23 Mio. Euro), Christoffel Blindenmission (5,17 Mio. Euro), MIVA (3,27 Mio. Euro), Kirche in Not (3,13 Mio. Euro), die Aktion Familienfasttag (2,20 Mio. Euro), Franz Hilf (2,16 Mio. Euro), Haus der Barmherzigkeit (1,95 Mio. Euro), Sei so frei Österreich (1,92 Mio. Euro), Vinzirast (1,91 Mio. Euro), Missionsprokur St. Gabriel (1,84 Mio. Euro), Caritas Socialis (1,80 Mio. Euro), Horizont 3000 (1,73 Mio. Euro), die Initiative Christlicher Orient (1,53 Mio. Euro), Sei so frei Oberösterreich (1,37 Mio. Euro), die sozialen Dienste der Kapuziner slw (1,19 Mio. Euro), das Kinderhospiz Momo (1,12 Mio. Euro) und die Bruderschaft St. Christoph (1 Mio. Euro).
Spender geben im Schnitt 138 Euro
Insgesamt beteiligen sich laut dem Fundraising Verband Austria 72 Prozent der Bevölkerung am Spenden, wobei Spendende durchschnittlich 138 Euro pro Jahr geben. Zwei von fünf Spendeneuro werden steuerlich abgesetzt. Mit einem Anteil von 29 Prozent entfallen mit Abstand die meisten Spenden auf den Sozial- und Gesundheitsbereich, gefolgt von 25 Prozent für internationale Hilfe. 15 Prozent aller Spendengelder waren im Vorjahr Wissenschaft, Forschung und Universitäten gewidmet, 11 Prozent - um 3 Prozent mehr als zuvor - dem Umwelt- und Tierschutz, 8 Prozent auf Kinder, 4 Prozent auf den Kulturbereich, 3 Prozent auf Bildung und Menschenrechte, 3 Prozent auf Feuerwehren und 2 Prozent auf Kirche.
Hinsichtlich der Spendengründe wird im Spendenbericht eine 2020 eingesetzte Aufwärtsentwicklung des Motivs der religiösen Überzeugung genannt. Diese habe insbesondere parallel zum Ukraine-Krieg einen Bedeutungsanstieg von 23 auf 33 Prozent verzeichnet. Die stärksten Spendenmotive überhaupt sind die Sympathie gegenüber einer Organisation, das Wissen, wofür sie steht, bewegende Einzelschicksale, die Sicherheit, dass Spenden zielgerichtet ankommen sowie die Solidarität mit Armen und Schwachen.
Sammlungen, Stiftungen und Testamente
Den vom Fundraising Verband präsentierten Umfragen zufolge gehören darüber hinaus Kirchensammlungen zu den beliebtesten Wegen in Österreich, um Geld zu spenden; 17 Prozent gaben in einer Umfrage an, sich auf diese Weise beteiligt zu haben, was nur getoppt wird von der Überweisung per Erlagschein (25 Prozent), Direktspenden an Obdachlose (24 Prozent) sowie Haussammlungen an der Wohnungstür (19 Prozent). Weiters wurden auch Straßensammlungen und Mitgliedsbeiträge für eine Hilfsorganisation genannt. Als weitere Spendenform werden kirchliche Stiftungen genannt, von denen es in Österreich derzeit 58 gibt wie etwa "Pro Oriente". Stark im Kommen sind zudem Testamentspenden an gemeinnützige Vereine.
Ausgewertet wurde auch, welche gemeinnützigen Zwecke besondere Medienpräsenz genießen. Die Kirche rangiert dabei unter insgesamt 30 möglichen Zwecken mit 4,3 Prozent an siebter Stelle, während Kinder (26 Prozent), Tierschutz (19 Prozent) und Klimaschutz (10 Prozent) und Kultur, Bildung und Gesundheit in einer 2024 durchgeführten Medienanalyse von Observer GmbH davor liegen. Nach der Medienpräsenz konkreter einzelner Organisationen geordnet, belegen neben "Licht ins Dunkel", WWF und dem Forschungsinstitut ISTA die Caritas (9 Prozent, Platz 4) und die Dreikönigsaktion (5 Prozent, Platz 7) Top-Positionen.
Weitere Entwicklung schwierig
Für das laufende Jahr 2024 ist laut dem Verband trotz vieler Spenden für Hochwasseropfer ein weiterer Gesamtrückgang auf 1,03 Mrd. Euro prognostiziert, wobei die Spenden der nun beginnenden Advent- und Weihnachtszeit entscheidend sein werden. Die Anzeichen deuten darauf, dass dadurch viele Organisationen bei gleichzeitig stark gestiegenen Kosten in Bedrängnis kommen werden. Als Gründe für den Rückgang nennt der Verband die erst langsam in Privathaushalten angekommene Teuerung, eine Abstumpfung gegenüber den mehrjährigen Kriegsschauplätzen und die Schwierigkeit für NPOs, neue und vor allem jüngere Spendende zu erreichen.