Österreichs Nationaldelegierter für das Heilige Jahr im Kathpress-Interview über die Vorbereitungen in der römischen Pilgerkirche Santa Maria dell' Anima auf das "Anno santo"
Rom/Wien, 06.12.2024 (KAP) Der Salzburger Priester Michael Max (54) ist Rektor des päpstlichen Institutes Santa Maria dell'Anima in Rom und Österreichs Nationaldelegierter für das Heilige Jahr 2025 der katholischen Kirche. Im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress erklärt er die Bedeutung des Heiligen Jahres, das der Papst unter das Motto "Pilger der Hoffnung" gestellt hat, und wie sich die Anima als wichtige Pilgerkirche für deutschsprachige Gläubige auf das Jubiläumsjahr vorbereitet.
Kathpress: Welche Bedeutung hat ein Heiliges Jahr für die katholische Kirche und die Gläubigen?
Michael Max: Heilige Jahre finden in der Regel alle 25 Jahre statt. Zugrunde liegt die biblische Idee aus dem Buch Levitikus der Bibel. Dort heißt es, dass das Volk Gottes alle 50 Jahre sein Leben und seine gesellschaftlichen Verhältnisse, die mit der Zeit in Schieflage und Ungerechtigkeit geraten sind, auf den Prüfstand stellen, wieder neu an Gottes Bund ausrichten und somit neu ins Lot bringen soll. Für Christen und Christinnen ist dieser Bund mit der Menschwerdung in Christus endgültig unüberbietbar geworden. Aber auch für uns ist es notwendig, unser Leben "alle heiligen Zeiten" wieder neu an diesem Grundgeheimnis unseres Glaubens auszurichten. Von daher kommen die zentralen Begriffe und Symbole eines Heiligen Jahres: Vergebung, Gerechtigkeit, Befreiung, sich auf den Weg machen, pilgern - und die geöffneten (heiligen) Türen.
Kathpress: Das Leitmotiv des Heiligen Jahres 2025 lautet "Pilger der Hoffnung". Wie interpretieren Sie dieses Motto?
Max: Ich finde es bemerkenswert, dass das Thema "Hoffnung" die Pontifikate der letzten drei Päpste markiert: Bereits 1994 veröffentlichte der heilige Johannes Paul II. ein Interviewbuch mit dem Titel "Die Schwelle der Hoffnung überschreiten" in Hinblick auf das große Heilige Jahr 2000. Im Jahr 2007 erschien "Spe salvi - Auf Hoffnung hin sind wir erlöst", die zweite Enzyklika Papst Benedikt XVI. Und nun stellt Papst Franziskus das kommende Heilige Jahr unter den Titel "Pilger der Hoffnung". Zeiten der Krisen und Kriege, der globalen Entwicklungen, die bisher Verlässliches immer weniger tragfähig erscheinen lassen, sind Zeiten, in denen die Frage nach dem, worauf ich noch vertrauen kann, woran ich mich ausrichten kann, was mir eben Hoffnung schenkt, dringend wird. Die christliche Botschaft ist der Versuch einer Antwort darauf aus dem Evangelium heraus.
Kathpress: In der Geschichte der Anima gab es nicht nur immer wieder wichtige Verbindungen zu Heiligen Jahren, der Weg der Pilger nach Rom ist ja gleichsam auch der Ursprung von Santa Maria dell'Anima.
Max: Der Brauch der heiligen Jahre in der katholischen Kirche geht auf die Zeitenwende in Gesellschaft und Kirche im Laufe des 14. Jahrhunderts zurück. Das erste wurde im Jahr 1300 von Papst Bonifaz VIII ausgerufen. Diese Zeit war daher in der damals verhältnismäßig kleinen Stadt Rom von größeren Pilgerströmen gekennzeichnet. Und so entstanden nach und nach Hospize für die Aufnahme der Pilger aus den jeweiligen Herkunftsländern. Für jene aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation stiftete das Ehepaar Katharina und Johann Petri um das Jahr 1350 drei Häuser. Das war der Beginn der Anima.
Kathpress: Welche Rolle wird Santa Maria dell'Anima als deutschsprachige Pilgerkirche während des Heiligen Jahres haben?
Max: Wir versuchen traditionell gastfreundlich zu sein und den Menschen, die zu uns kommen, in ihren Anliegen so gut es geht zu helfen. Daneben bin ich als Rektor der Anima auch der Nationaldelegierte Österreichs für das Heilige Jahr. Das heißt, ich habe die Funktion einer Art Drehscheibe für Informationen zwischen den österreichischen Diözesen und den Organisatoren im Dikasterium für die Evangelisierung.
Kathpress: Können Sie schon sagen, wie viele Pilger-Gruppen 2025 Santa Maria dell'Anima besuchen werden bzw. einen Pilgergottesdienst in der Kirche feiern wollen?
Max: Die genaue Zahl lässt sich noch nicht abschätzen, aber wir sehen bereits die Anmeldungen einiger Diözesanwallfahrten und anderer Gruppen. Wir versuchen uns so gut es geht mit den anderen deutschsprachigen Einrichtungen in Rom, vor allem mit den Botschaften und dem Pilgerzentrum der Deutschen Bischofskonferenz, abzustimmen. Daneben renovieren wir gerade unser Gemeindezentrum, um es zu einem zeitgemäßen Ort der Verkündigung und der Begegnung zu gestalten.
Kathpress: Das Heilige Jahr ist auch eine Zeit der Erneuerung und Versöhnung. Welche Rolle spielt das Sakrament der Versöhnung in diesem Zusammenhang, speziell in der Anima?
Max: Das Sakrament der Beichte spielt in der Anima als Pilgerkirche traditionell eine große Rolle. Dank der Gemeinschaft unseres Priesterkollegs ist unsere Beichtkapelle jeden Tag zu den Öffnungszeiten der Kirche besetzt. Neben Deutsch kann dort in mindestens fünf weiteren Sprachen gebeichtet werden.
Kathpress: Gibt es in Santa Maria dell'Anima auch besondere kulturelle Angebote aus Anlass des Heiligen Jahres?
Max: Wir haben eine sicher sehr spektakuläre spirituelle Installation mit dem Künstler Philipp Schönborn aus München geplant. Diese wird unter dem Titel "Santi Pellegrini" von 19. März bis 19. November 2025 bei uns in der Kirche zu erleben sein.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenpakets zum bevorstehenden Heiligen Jahr 2025. Alle Meldungen des Schwerpunkts, der laufend aktualisiert wird, sind abrufbar unter www.kathpress.at/Heiliges-Jahr)