Anglikanischer Bischof Peters leitet neu gegründeten pakistanischen Zweig der "Coaltion of Faith Based Organization" und berichtete in Wien über die Situation der Christen in seiner Heimat
Wien, 04.02.2025 (KAP) In Pakistan wurde vor Kurzem mit Unterstützung aus Österreich der pakistanische Zweig der "Coalition of Faith Based Organizations" (CFBO.international) gegründet. Der anglikanische Bischof Humphrey Sarfaraz Peters, Präsident der pakistanischen CFBO, berichtete dieser Tage in Wien bei einer internationalen Tagung über die aktuelle Situation der Christen in seiner Heimat. In der CFBO-Pakistan sind laut dem Bischof wie in der CFBO-Europe nahezu alle relevanten Glaubensgemeinschaften vertreten.
Heftige Kritik übte der Bischof am oft missbräuchlich angewendeten Blasphemie-Paragrafen. Zugleich hob er den Beitrag der Christen zum Bildungs- und Gesundheitssystem Pakistans hervor. Dieser sei essenziell. Auch hätten die Stimmen der Christen bei der Abstimmung über die Unabhängigkeit Pakistans von Indien den Ausschlag gegeben, erinnerte der Bischof an ein historisches Detail von großer Bedeutung.
Ein vor Kurzem in den Bergen von Skardu-Baltistan entdecktes Steinkreuz mit einem Alter von bis zu 1.500 Jahren sei ein Beweis für die tausendjährige Präsenz des Christentums in Nordpakistan. Auch in seiner Diözese, die nominell bis nach Kabul in Afghanistan reicht, sei der Dialog an der Basis der wichtigste Beitrag zu gegenseitigem Respekt der Religionen. So habe er selbst in einem Grenzdorf von einem Taliban-Kommandanten die Zusicherung erhalten, dass die Osterprozessionen öffentlich stattfinden dürften. Die Taliban-Krieger beschützten dann auch die Prozession, berichtete Bischof Peters.
Der pakistanische Bischof sprach bei einer internationalen Konferenz im Vorfeld der "Interfaith Harmony Week" (1. bis 7. Februar) der Vereinten Nationen in Wien. Die Tagung stand unter dem Generalthema "Harmonie zwischen Religionen und Kulturen - Eine Voraussetzung für den Weltfrieden". Rund 250 Vertreterinnen und Vertreter von muslimischer, christlicher und staatlicher Seite erörterten Kriterien für einen fruchtbaren Dialog der Religionen. Eingeladen hatte die CFBO gemeinsam mit der United Peace Federation (UPF), der Women's Federation for World Peace (WFWP) und die Vereinigung der UNO-Korrespondenten in Wien (UNCAV).
Elmar Kuhn, Präsident der CFBO-Europe und Generalsekretär des ökumenischen Hilfswerks von "Christen in Not", bilanzierte gegenüber Kathpress am Dienstag positiv: "Als Menschen des Glaubens ist es an uns, die Kraft des Dialogs und die Kraft des Kompromisses in unseren Gesellschaften zu demonstrieren. Lassen Sie uns als Religionen das vorleben, was unsere Gesellschaften am meisten brauchen: die Fähigkeit zum Dialog."
"Dialog der Kulturen"
Alexander Rieger, Leiter der Task Force "Dialog der Kulturen" im österreichischen Außenministerium, unterstrich in seinen Ausführungen, dass die Schaffung von Vertrauen durch den Dialog der Kulturen und Religionen ein integraler Bestandteil der österreichischen Außenpolitik sei. Er sei der festen Überzeugung, "dass Lösungen nur in enger Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Staat und Zivilgesellschaft gefunden und umgesetzt werden können." Die Religionen könnten dabei eine wichtige und konstruktive Rolle spielen, "indem sie sich gemeinsam für ein friedliches Zusammenleben einsetzen".
Rieger erwähnte auch ein neu entwickeltes Instrument zur Verbesserung des zivilgesellschaftlichen Austausches: die Einführung von "Dialogue Residencies". Dieses Programm unterstützt Aufenthalte von in Österreich ansässigen Akademikerinnen und Akademikern in einem ausgewählten Land für einen Zeitraum von ein bis drei Monaten, um an einem spezifischen Dialogprojekt zu arbeiten. Unter den ersten Projekten ist auch das Praktikum einer jungen Frau, das gemeinsam mit der NGO "Christen in Not" im Amazonas stattfindet. Hierbei geht es um die Sicherung des Überlebens von Eingeborenen-Dörfern, die durch den illegalen Goldabbau in ihrer Existenz bedroht sind.
"World Interfaith Harmony Week"
Das Menschenrecht auf freie Religionsausübung betonte der jordanische Botschafter Mohammed Sameer Salem Hindawi in seinem Beitrag. Für die Stärkung dieses Dialogs habe der jordanische König Abdullah II. gemeinsam mit den Vereinten Nationen 2010 die "World Interfaith Harmony Week" eingeführt.
Beispiele für den Dialog der Kulturen aus der Kunstszene zeigte die armenische Foto-Künstlerin Tatev Mnatsakanyan. Mit ihrem Fotoprojekt "Gebet für den Frieden" zeigte sie Fotos von spirituellen Menschen aus verschiedenen Religionen, deren Gesichter von Worten aus dem Buch der Klagelieder des Heiligen Gregor von Narek aus dem 10. Jahrhundert überlagert werden.
Die Coalition of Faith-Based Organizations (CFBO) ist ein breit gefächertes Netzwerk von religiösen Organisationen, die gemeinsame spirituelle und moralische Werte und Prinzipien nutzen, um den interreligiösen Dialog für Frieden zu fördern. (Info: www.cfbo.international)
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Generalsekretär Kuhn zum Gastprofessor an zwei medizinischen Universitäten ernannt, wo er u.a. Ethik und interreligiösen Dialog lehren wird - Bundessaat Enugu leidet unter islamistischem Terror - Kuhn: "Die Hoffnung ist, den Genozid an Christen durch interreligiöse Versöhnung und Zusammenarbeit mit moderaten Muslimen zu stoppen"