Syriens Übergangsregierung startet Großeinsatz gegen Assad-Anhänger - Videos von dutzenden zivilen Toten veröffentlicht
Damaskus/Wien/Linz, 07.03.2025 (KAP) In Syrien kommt es seit Donnerstag zu schweren Kämpfen von Verbänden der syrischen Übergangsregierung und Anhänger des gestürzten Machthabers Bashar al-Assad bzw. Angehörigen der Minderheit der Alawiten. Dabei soll es auch zu Massakern an der Zivilbevölkerung gekommen sein. Wie das Verteidigungsministerium in Damaskus am Freitag laut APA mitteilte, wurden zusätzliche Kräfte in die syrische Küstenregion um Latakia und Tartus geschickt. Der Einsatz ziele auf "die Überreste von Assads Milizen und ihre Unterstützer", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana.
Bei den bisher schwersten Kämpfen zwischen Kräften der islamistischen Übergangsregierung und Assad-Anhängern seit dem Sturz des syrischen Machthabers Assad Anfang Dezember wurden seit Donnerstag mindestens 124 Menschen getötet, wie die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Sie berichtete zuletzt, syrische Regierungstruppen hätten mindestens 52 Alawiten in der Provinz Latakia "hingerichtet".
Die Massaker bestätigte am Freitag auch das in Linz ansässige Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" (ICO) auf Kathpress-Anfrage. Über genaue Zahlen der Opfer könne man keine Angaben machen.
In den sozialen Medien kursieren Videos, die Dutzende Leichen in ziviler Kleidung im Hof eines Hauses zeigten, während Frauen dort in der Nähe weinten. In einem anderen Video werden drei Menschen per Kopfschuss hingerichtet. Die Nachrichtenagentur AFP konnte diese Videos nicht unabhängig überprüfen. Laut ICO sind die Videos authentisch. Verbände der Regierung würden in der Region Latakia Haus für Haus auf der Suche nach Waffen und Kämpfern durchkämmen. Dabei komme es auch zu Übergriffen auf Zivilisten.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zuvor gemeldet, dass seit Donnerstag 72 Tote bei den Gefechten gezählt worden seien, darunter 36 Mitglieder der Regierungseinheiten, 32 Kämpfer der Assad-Anhänger und vier Zivilisten. Zudem gibt es den Angaben zufolge Dutzende Verletzte und Gefangene auf beiden Seiten. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten in Syrien.
Die Region im Westen Syriens ist mehrheitlich von Mitgliedern der religiösen Minderheit der Alawiten bewohnt, der auch der gestürzte Machthaber Assad angehört. Während der jahrzehntelangen Herrschaft des Assad-Clans waren dort die Hochburgen von dessen Anhängern. Seit ihrer Machtübernahme hat die neue, sunnitisch-islamistisch geprägte syrische Führung wiederholt versichert, die Minderheiten im Land zu schützen. Die Alawiten fürchten jedoch Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Gemeinschaft.