Tokios Erzbischof ist mit der Kirche in Asien und Afrika besonders vertraut und Präsident des Caritas-Weltdachverbands
Rom/Tokio, 04.05.2025 (KAP) Manche Merkmale machen einen Kardinal für Kollegen schwer wählbar. Die Zugehörigkeit zu einem katholischen Orden ist freilich kein Ausschlusskriterium - obwohl nach Papst Franziskus die Chancen für einen weiteren Jesuiten schlecht stehen dürften. Zumeist agieren diese Gemeinschaften international; Ordensleute kennen mehr als nur eine lokale Kirche.
Das gilt auch für Kardinal Tarcisio Isao Kikuchi (66) von den Steyler Missionaren. Der Erzbischof von Tokio kennt gleich zwei Kontinente mit hohen Wachstumsraten für die katholische Kirche - Asien und Afrika. Und auch der säkularisierte Westen ist ihm nicht fremd.
Ordenskarriere
Geboren wurde Tarcisio Isao Kikuchi zu Allerheiligen, am 1. November 1958, in Miyako im Norden Japans. Dort wuchs er mit einem Schweizer Missionar auf, der in ihm den Wunsch weckte, selbst Priester zu werden. Kikuchi trat den Steyler Missionaren bei und wurde 1986 geweiht. Sein Orden schickte ihn für sechs Jahre ins westafrikanische Ghana. 1987 übernahm er vom heutigen Rektor des Steyler-Missionshauses St. Gabriel nahe Wien, P. Franz Pilz SVD, für sieben Jahre die Leitung der Pfarre Osonson mit 20 Gemeinden im Süden Ghanas. Anschließend war Kikuchi für die Ausbildung junger Ordensmänner in Japan zuständig.
Von 1999 bis 2004 leitete Kikuchi dort die nationale Niederlassung der Steyler Missionare. Zeitgleich wirkte er als Direktor der japanischen Caritas, deren Präsident er später (2007-2022) wurde. Dann ernannte ihn Johannes Paul II. zum Bischof von Niigata. Franziskus schließlich machte ihn 2017 zum Erzbischof von Tokio und nahm ihn im Dezember 2024 ins Kardinalskollegium auf.
Zwischen Kontinenten und Religionen
Der als eher liberal geltende Vorsitzende der Japanischen Bischofskonferenz verbindet Kontinente und Religionen. Von sich selbst behauptet Kikuchi, dass sich in seiner Spiritualität Elemente aus West und Ost mischten. Darum setzt sich der 66-Jährige für den Dialog mit anderen Religionen ein, insbesondere in Asien. Die katholische Kirche versteht er als eine Institution der "Einheit in Vielfalt", offen für alle Menschen - "alle, alle, alle", wie Franziskus gesagt hätte.
Seine Zeit als Seelsorger in abgelegenen Gebieten Ghanas und als freiwilliger Helfer in Flüchtlingslagern in der heutigen Demokratischen Republik Kongo haben den Ordensmann stark geprägt. Seit Jahrzehnten setzt sich der Japaner karitativ ein. Besonders die Themen Migration und Flucht sind ihm wichtig. Wie für Papst Franziskus zählen sie für ihn zu den größten Herausforderungen der katholischen Kirche. Gleiches gilt für den Schutz der Umwelt.
2023 wurde Kikuchi zum Präsidenten der weltweiten Dachorganisation der Caritasverbände gewählt. Der Hauptsitz von Caritas Internationalis befindet sich in Rom; Kikuchis Kenntnisse der romanischen Sprachen Italienisch, Spanisch und Französisch sind jedoch noch ausbaufähig. Durch sein Studium in den USA spricht er aber fließend Englisch.