Internationale Delegation der Ordensgemeinschaft zu Besuch im Tiroler Lechtal - Bischof Glettler würdigt Einsatz für Gerechtigkeit und Heilung
Innsbruck, 07.05.2025 (KAP) 100 Jahre nach ihrer Gründung sind die Missionsärztlichen Schwestern (Medical Mission Sisters) in den Geburtsort ihrer Gründerin Anna Dengel zurückgekehrt. 37 Schwestern und assoziierte Mitglieder der internationalen Ordensgemeinschaft aus elf Nationen - darunter Pakistan, Indien, Philippinen, Venezuela, Kenia, Malawi, Äthiopien, Großbritannien und mehrere europäische Länder - besuchen laut einer Aussendung der Diözese Innsbruck vom Mittwoch derzeit das Tiroler Außerfern. Bei einem gemeinsamen Gottesdienst mit Innsbrucks Diözesanbischof Hermann Glettler in Steeg sprach dieser den Schwestern hohe Anerkennung aus: "Ihr seid lebendige Zeichen der Hoffnung in einer oft sprachlos gewordenen Welt."
Glettler hob insbesondere das Wirken der Schwestern an den "wunden Krisenorten unserer Welt" hervor: "An den vielen Orten, wo ihr mit weiblicher Armut, medizinischer Unterversorgung und Unrecht konfrontiert seid, bringt ihr konkrete Hilfe, aber vor allem ein solidarisches Dasein." Die Schwestern arbeiteten nicht nur für die körperliche Gesundheit der Menschen, sondern für ein "ganzheitliches Heilwerden", so der Bischof. Auch die interkulturelle Zusammensetzung der Gemeinschaft sei in der heutigen Zeit ein wichtiges Zeichen: "Ihr gebt uns das Zeugnis einer globalen Geschwisterlichkeit - ein Gegenbild zu den aggressiv werdenden Nationalismen und ideologischen Spaltungen."
Im Zentrum des Austausches mit dem Bischof standen aktuelle Herausforderungen aus der weltweiten Arbeit der Ordensfrauen. Die Vertreterinnen aus Pakistan und Indien berichteten von der konstanten Belastung durch Vorwürfe der Blasphemie und "verdeckter Missionierung", die ihre interreligiöse Arbeit in vielen Regionen erschwert. Trotz dieser Bedrohungen setzen sie sich für den Dialog mit Muslimen, Hindus und anderen Religionsgemeinschaften ein. Besonders eindrücklich schilderten Schwestern von den Philippinen die dramatische Lage indigener Gemeinschaften, die unter Militarisierung, Vertreibung und Menschenrechtsverletzungen leiden. In diesem Zusammenhang betonten sie den Wert internationaler Solidarität: "Wir sind oft die Stimme derer, die sonst niemand hört."
Als zentrale Kraftquelle ihres Engagements nannten die Schwestern das Gebet. "Es ist unsere erste Quelle der Kraft und des Friedens", erklärten sie. In ihren Hausgemeinschaften laden sie regelmäßig auch Menschen aus der Nachbarschaft zum Gebet ein. Gerade in schwierigen Situationen, im Umgang mit Leid, Krankheit, Einsamkeit und Tod, sei das gemeinsame Gebet ein "Anker". Einige Schwestern berichteten, dass sie viel Kraft aus der direkten Begegnung mit den Armen und Hoffnungslosen schöpfen: "Das Teilen des Lebens, des Glaubens und des Engagements - das ist es, was uns trägt." Bischof Glettler zeigte sich beeindruckt und fragte gezielt nach, wie es ihnen gelinge, trotz der Belastungen langfristig seelisch gesund zu bleiben.
Die Missionsärztlichen Schwestern wurden 1925 von der aus Steeg stammenden Ärztin Anna Dengel gegründet. Nach einem Medizinstudium engagierte sich Dengel in der Gesundheitsversorgung muslimischer Frauen in Rawalpindi. Damals verbot das Kirchenrecht Ordensfrauen ärztliche Tätigkeit, weshalb sie die Gemeinschaft außerhalb offizieller kirchlicher Anerkennung ins Leben rief. Erst viele Jahre später wurde ihre Vision auch kirchenrechtlich legitimiert - ein Meilenstein für das weibliche Engagement in der katholischen Kirche. Heute wirken die Missionsärztlichen Schwestern in 23 Ländern, darunter viele Krisen- und Konfliktregionen. Sie bringen Expertise in Medizin, Pflege, Seelsorge, Bildung, Theologie, Sozialarbeit und Menschenrechten ein. Ihr Ansatz vereint körperliche Heilung mit spirituellem und sozialem Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
Die Festwoche in Tirol dauert noch bis Sonntag, 11. Mai. Höhepunkt ist ein feierlicher Gottesdienst am Samstag, 10. Mai, um 14 Uhr in Steeg - zu dem die Bevölkerung des Lechtals herzlich eingeladen ist. Bereits im September 2024 war das Jubiläumsjahr mit einer Feier in Ghana eröffnet worden. Es wird weltweit mit Partnerorganisationen, Freunden und Unterstützern begangen - als Zeichen einer lebendigen, internationalen Gemeinschaft mit globaler Verantwortung. In Österreich ist Dengels Ordensgemeinschaft mit keinem Standort vertreten, der 2012 gegründete Verein "Freunde Anna Dengel" hält die Erinnerung an die große Tirolerin jedoch weiter aufrecht und macht ihr Werk bekannt, u.a. mit Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Theaterstücken. (Infos: www.freundeannadengel.at)