Slowakischer Erzbischof: Friede ist "ein Geschenk Gottes"
08.05.202513:36
Slowakei/Kirche/Geschichte/Krieg/Frieden
Erklärung des Bischofskonferenz-Vorsitzenden Bober zum 80. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs - Diskussionen um Teilnahme von Ministerpräsident Fico an Gedenkfeiern in Moskau
Bratislava, 08.05.2025 (KAP) Der Vorsitzende der katholischen Slowakischen Bischofskonferenz Erzbischof Bernard Bober hat anlässlich des 80. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai eine Erklärung abgegeben, die angesichts der umstrittenen Teilnahme von Ministerpräsident Robert Fico an den Gedenkfeierlichkeiten in Moskau auch von innenpolitischer Brisanz ist.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Erklärung war noch nicht bekannt, ob Fico als einziger Regierungschef eines EU-Landes seinem Wunsch entsprechend an den Feiern in Moskau am 9. Mai, den Russland als "Tag des Sieges" im "Großen Vaterländischen Krieg" über Hitler-Deutschland begeht, teilnehmen kann. Die baltischen Staaten Estland, Litauen und Lettland verweigern Staatsgästen Moskaus Medienberichten zufolge den Überflug ihres Staatsgebietes.
Fico erblickt hier die "Errichtung eines neuen Eisernen Vorhangs". In einer Ansprache am Militärfriedhof der Roten Armee in Michalovce hatte er kürzlich erklärt, niemand könne in ihm die Erinnerung auslöschen, "dass die Freiheit aus dem Osten kam", so der slowakische Regierungschef. Die Gedenkstätten für die sowjetischen Gefallenen bezeichnete Fico als "geheiligte Orte" und rief die Anwesenden auf, die "Slowakische Republik und die ruhmreiche Rote Armee" hoch leben zu lassen.
Aufruf zur Wachsamkeit
Erzbischof Bober hielt in seiner am Mittwoch veröffentlichten Erklärung fest, der Friede in Europa sei 1945 "nach Jahren sinnloser Gewalt, des Leidens und Todes unschuldiger Menschen" eingetreten. Mit Ehrfurcht gedenke man im Gebet "aller, die ihr Leben für die Freiheit hingegeben haben, damit sich die Würde eines jeden Menschen vollwertig entwickeln kann". Dieses Gedenken rufe aber zugleich zur "Wachsamkeit" auf. Das Gegenteil des Friedens sei "nicht der Krieg, sondern der Egozentrismus, der so leicht das Herz des Menschen erfasst". Er rufe daher alle auf, "das Interesse aneinander zu pflegen sowie nicht vereinfachenden Schemata und der Hassrede zu verfallen, sondern großzügig zu verzeihen und Friedensbrücken zu errichten".
Er ermuntere daher "alle Verantwortlichen, auch in dieser nicht leichten Zeit mit ihren politischen Entscheidungen klug und mutig auf der Seite der Gerechtigkeit und des Guten zu stehen", so der Metropolit der ostslowakischen Kirchenprovinz, die auch an die Ukraine grenzt. "Hören wir nicht auf daran zu glauben, dass ein gerechter und haltbarer Frieden möglich ist!"
Auch heute, da die Welt wieder von Konflikten, Kriegen und dem Verlust von Gewissheiten beunruhigt sei, rufe die Kirche zu einem Leben nach dem Evangelium auf: Der wahre Friede sei "ein Geschenk Gottes, zugleich aber eine Aufgabe, die Gott uns auferlegt hat", so Bober: "Möge uns der Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs helfen, wieder den Wert des Friedens und der Verantwortung bewusst machen, den wir für ihn tragen", betonte der slowakische Bischofskonferenz-Vorsitzende.