Auch Kirchen gedenken der 103-jährig verstorbenen Holocaust-Zeitzeugin
Berlin, 10.05.2025 (KAP/KNA) Berlins Bischöfe haben die Verdienste der im Alter von 103 Jahren gestorbenen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer gewürdigt. "Sie war eine der eindrücklichsten Stimmen gegen das Vergessen - und eine für das Leben. In unzähligen Begegnungen, Gesprächen und Vorträgen hat sie uns Anteil gegeben an ihrer Geschichte und ihrer Hoffnung", erklärte der evangelische Bischof Christian Stäblein am Freitagabend in Berlin. Dass sie nach allem, was ihr und ihrer Familie während der Zeit des Nationalsozialismus angetan worden sei, "den Weg des Erinnerns, der Versöhnung, ja sogar der Liebe gegangen ist - das bleibt ein Vermächtnis für uns alle".
Margot Friedländer habe Menschen zugehört, sie ermutigt und herausgefordert. Sie habe mit Menschlichkeit gesprochen - eindringlich, klar, unvergleichlich. "Gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus wieder wächst und demokratische Grundwerte infrage gestellt werden, war ihre Stimme ein Licht", betonte Stäblein. "Wir sind dankbar für das, was sie uns gegeben hat: Erinnerung, Mut, Humanität und Versöhnung."
Erzbischof Heiner Koch sagte auf Anfrage, er habe Friedländer zuletzt am vergangenen Mittwoch bei der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestags des Kriegsendes im Roten Rathaus gesprochen. Dort hatte sie aus ihrer Autobiografie "Versuche, dein Leben zu machen" vorgelesen. "Das hat mit sehr bewegt, gerade auch ihre Schlussmahnung: Seid Menschen!" Anschließend habe er dort mit Jugendlichen gesprochen, die davon auch sehr berührt gewesen seien: "Ich habe in dem Moment gespürt, wie sehr ihr Leben, ihre Weisheit und ihre Menschenfreundlichkeit für uns ein Geschenk und eine Herausforderung bleiben", so Koch.
Friedländer, eine der bekanntesten Zeitzeuginnen, war am Freitag in Berlin gestorben, wie die nach ihr benannte Stiftung mitteilte. Friedländer wurde 1921 in Berlin als Margot Bendheim geboren. Ihre Familie hatte versucht, vor den Nationalsozialisten in die USA zu fliehen, jedoch vergeblich. Ihre Familie wurde in Auschwitz ermordet. Margot Friedländer selbst wurde im Untergrund in Berlin entdeckt und 1944 nach Theresienstadt gebracht.
Für ihr Engagement für Demokratie sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung wurde Friedländer mehrfach ausgezeichnet. An ihrem Todestag hätte sie eigentlich von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten sollen.