Grazer Weihbischof: "Nicht von Ängsten leiten lassen"
06.07.202509:19
Österreich/Kirche/Gesellschaft/Migration/Soziales
In einer pluralen Gesellschaft sollten die Menschen "in Respekt aufeinander zuzugehen", betont Johannes Freitag im "Kleinen Zeitung"-Sommergespräch
Graz, 06.07.2025 (KAP) Der Grazer Weihbischof Johannes Freitag ruft dazu auf, in der von Migrationsbewegungen mitgeprägten pluralen Gesellschaft "in Respekt aufeinander zuzugehen". Auch wenn Integration ein Anliegen sein müsse: "Es ist sehr wichtig, sich nicht von Ängsten leiten zu lassen", sagte Freitag im Sommergespräch der "Kleinen Zeitung" (Sonntag).
Er wünsche den Menschen, dass sie sich öffnen können. "Wenn ich mich wo beheimate, heißt das auch, Werte und eine gewisse Kultur mitzutragen. Wenn ich eine Grenze überschreite, gehe ich ja bewusst in den Lebensraum anderer Menschen hinein", erklärte der Weihbischof. "Ich fände es gefährlich, wenn wir in unserer pluralen Gesellschaft nur noch Ghettos hätten und unter unseresgleichen bleiben würden."
In der zunehmend globalisierten Welt sei vieles in Bewegung und Veränderung, so Freitag. Menschen suchten nach Geborgenheit und Halt. "Für mich ist es spannend, dass sich aus diesen Lebensumständen das Gottesbild ableitet: Warum suchen viele heute eine Kirche auf? Man sieht ihnen an, dass es ihnen guttut, sich in einem heiligen Raum zu befinden", sagte er.
Der Weihbischof betonte die Notwendigkeit sozialer Kompetenz, besonders in einer pluralen Gesellschaft. Er selbst habe am meisten gelernt durch die Lebensgeschichten der Menschen, denen er begegnet sei. "Wenn einen die Lebensgeschichte deines Gegenübers nicht mehr berührt, bist du kalt geworden oder genügst dir selbst." Junge Menschen habe er einmal gefragt, was ihnen etwas wert ist, so Freitag: "Die einen haben gesagt, Geld, ein schönes Auto, die anderen jedoch, dass ihre Familie, ihre Freunde glücklich sind. Das hat mich fasziniert. Und diese soziale Kompetenz brauchen wir gerade in einer pluralen Gesellschaft wie der unsrigen", erklärte er.