Caritas: Humanitäre Krise in Syrien auch ein Jahr nach Assad-Sturz
05.12.202511:45
Österreich/Syrien/Hilfsorganisation/Bürgerkrieg
Über 70 Prozent der Bevölkerung nach wie vor auf humanitäre Hilfe angewiesen
Wien/Damaskus, 05.12.2025 (KAP) Ein Jahr nach dem Sturz von Diktator Baschar al-Assad sieht die Caritas in Syrien noch keine Anzeichen auf eine Verbesserung der krisenhaften humanitären Lage. Die Mehrheit der Bürger in Syrien lebe unterhalb der Armutsgrenze, teilte Österreich-Caritas-Vizepräsident Alexander Bodmann am Freitag mit. "Derzeit benötigen 16,5 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, was über 70 Prozent der Bevölkerung entspricht." Um die Grundbedürfnisse von Millionen von Menschen im ganzen Land abzudecken und den Wiederaufbau voranzutreiben, seien nach wie vor massive Hilfsmaßnahmen erforderlich. "Essenziell ist es jetzt, alle Sanktionen aufzuheben und umfangreiche Investitionen in die zivile Infrastruktur zu leisten", so Bodmann.
Am 8. Dezember 2024 hatten Rebellen unter Führung der islamistischen HTS-Miliz die Hauptstadt Damaskus eingenommen. Diktator Assad floh ins Exil nach Moskau. Als Übergangspräsident führt der einstige HTS-Chef Ahmed al-Scharaa die Regierung, im vergangenen Oktober fanden halbfreie Parlamentswahlen statt. Mehrfach kam es in den vergangenen zwölf Monaten zu Gewalt und Massakern an Minderheiten wie den Alawiten und Drusen durch islamistische Milizionäre.
Die grundlegenden Veränderungen in der politischen Landschaft seien bislang nicht mit einer Verbesserung der humanitären Lage im Land einhergegangen, so Caritas-Vizepräsident Bodmann. Internationale Sanktionsregelungen verhinderten größere Investitionen, beispielsweise in die Strom- und Wasserinfrastruktur. "Alarmierend" sind laut Bodmann die Berichte über Massaker an Minderheiten sowie Anschläge auf religiöse Einrichtungen.
Die Caritas ist seit den 1990er Jahren in Syrien tätig, unter anderem auch im Rahmen von "Nachbar in Not" und mit Unterstützung von Mitteln der EU sowie der Austrian Development Agency (ADA). "Wir begleiten die Menschen in Syrien jetzt auch dabei, wieder eine stabile und friedliche Zukunft aufzubauen", erklärte der Caritas-Österreich-Vizepräsident. Dafür setze sich die Caritas im Rahmen der geleisteten humanitären Hilfe, aber vor allem auch durch sektorübergreifende Programme zur Unterstützung der Zivilgesellschaft und Bildungsförderung ein. Schwerpunktmäßig förderten die Programme die Sicherung des Lebensunterhalts der Menschen, erklärte Bodmann: "Also wie können etwa speziell Frauen es schaffen, sich ein kleines Unternehmen aufzubauen, eine kleine Landwirtschaft, damit sie sich und ihre Familie durchbringen. Das funktioniert gut, die Bemühungen gehen langsam, aber sicher voran."