Veröffentlichung des Abschlussberichts der vatikanischen Studienkommission als "Wendepunkt" und "Ende eines Tabus" begrüßt - Vorsitzende Ritter-Grepl: Diskussion hat erst gerade begonnen, nächste Schritte nun beim Papst
Wien, 05.12.2025 (KAP) Positiv hat die Katholische Frauenbewegung (kfbö) auf die jüngste Veröffentlichung des Abschlussberichts der Studienkommission zum Diakonat der Frau reagiert. Entgegen der verkürzten Darstellung als Ablehnung der Frauenweihe in manchen Medien sieht die kfbö in dem Bericht "tatsächlich ein deutlich komplexeres und wesentlich offeneres Bild", er könnte sogar ein "kirchenpolitischer Wendepunkt" werden: "Erstmals wurden sämtliche theologischen, historischen und pastoralen Argumente transparent dargelegt und erstmals ist klar dokumentiert, dass noch kein endgültiges Urteil möglich ist", hieß es in einer Aussendung vom Freitag. Alle Karten lägen nun auf dem Tisch, "die Diskussion ist nicht beendet, sie hat gerade erst begonnen", so kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl.
Der am Donnerstag vom Vatikan veröffentlichte Bericht mache deutlich, dass die entscheidenden Fragen nicht mehr hinter verschlossenen Türen verhandelt werden. Das zentrale dogmatische Argument, Frauen von der Weihe auszuschließen, weil Jesus ein Mann war, fand in der Kommission keine Mehrheit und endete in einem Patt von 5 zu 5 Stimmen. Ritter-Grepl sah darin ein klares Signal: "Dieses Argument trägt nicht mehr. Spätestens seit das Abschlussdokument der Weltsynode ohne jeden Rückgriff auf Geschlechterstereotype auskommt, ist offensichtlich: Die Kirche bewegt sich theologisch weiter."
Von besonderer Bedeutung ist für die kfbö, dass auch die eingesandten Beiträge aus aller Welt in die Beratungen eingeflossen sind, wobei auch die kfb zu den 22 beteiligten Gruppen zählte. Damit werde erstmals sichtbar, dass die gelebten pastoralen Erfahrungen von Frauen sowie ihre theologischen und soziologischen Argumente ernst genommen werden, so Ritter-Grepl. "Wir begrüßen, dass die Stimme der Frauen in Österreich dokumentiert ist. Die Kirche hört und sie hält fest, was sie hört", betonte die Vorsitzende.
Gegen weibliches "Sonderamt"
Dass es um ein "Sonderamt" oder einen geschlechtergetrennten Weg gehen könnte, wies die kfbö zugleich deutlich zurück. "Wir wollen kein Frauen-Diakonat neben einem Männer-Diakonat. Es geht um gleiche sakramentale Teilhabe aus der Taufe und gleiche Verantwortung. Die Kirche darf nicht in alte Trennlinien zurückfallen", so Ritter-Grepl. Die Veröffentlichung des Berichts zeige vielmehr, wie weit die kirchliche Debatte bereits gediehen sei und wie wichtig es sei, dass die nächsten Schritte nicht wieder in einer Logik der Sonderwege erfolgten.
Kritisch merkte die kfbö an, dass die Zusammensetzung der Kommission selbst nicht in einem synodalen Modus erfolgte. Dass dennoch 22 Gruppen weltweit Beiträge einreichten, sah Ritter-Grepl als Auftrag: "Synodalität heißt nicht nur, Beiträge entgegenzunehmen. Synodalität heißt, gemeinsam zu entscheiden, mit Frauen auf Augenhöhe. Für die Zukunft brauchen wir strukturell verankerte Beteiligung, nicht punktuelle Konsultation."
Kein endgültiges Nein
Die Kommission habe festgehalten, dass die Frage der Weihe von Frauen weiterhin offen bleibe und weiterer theologischer sowie pastoraler Klärung bedürfe. Aus kfbö-Sicht ist dies bemerkenswert, "da damit kein endgültiges Nein formuliert wurde". Die Tür zur Weihe von Frauen bleibt damit offen, auch sei die Frage ausdrücklich als Teil eines laufenden Prozesses bezeichnet worden. Die Katholische Frauenbewegung werde "diesen Prozess aktiv mitgestalten", sagt Ritter-Grepl. Nach erfolgter Dokumentation der Argumente und Erfahrungen werde man sich weiterhin klar und konstruktiv "einbringen, was Frauen seit Jahrzehnten leben: diakonische Praxis, theologische Kompetenz und geistliche Berufung".
Abschließend appellierte die kfbö an Papst Leo XIV., die nun vorliegende Entscheidung im Geist echter Synodalität zu treffen. "Es geht darum, gemeinsam mit Frauen zu entscheiden, nicht über sie", so Ritter-Grepl.
Theologin Becquart aus vatikanischem Synodensekretariat berichtet auf "katholisch.de" über aktuelle Umsetzungsphase der Weltsynode und erklärt, wie mit Synodalität verbundene Ängste abgebaut werden sollen