Guadalupe-Fest vereint Lateinamerikaner erstmals im Stephansdom
13.12.202513:20
Österreich/Kirche/Brauchtum/Glaube/Migration/Fest
Premiere für zentrale Wiener Feier zum Gedenktag der Patronin des Kontinents mit Volksfrömmigkeit und internationaler Beteiligung
Wien, 13.12.2025 (KAP) Mit einem erstmals im Wiener Stephansdom stattfindenden Festgottesdienst haben die in Österreich lebenden Lateinamerikaner am Freitagabend das Fest ihrer Schutzpatronin, der Jungfrau von Guadalupe, gefeiert. Die farbenprächtige Messe in spanischer Sprache mit Musik im Mariachi-Stil und zahlreichen weiteren Gestaltungselementen aus der Volkskultur der Herkunftsländer verwies auf die mexikanischen Marienerscheinungen aus dem Jahr 1531. Im Zentrum stand das Gnadenbild von Guadalupe, das damals auf wissenschaftlich nicht erklärbare Weise am Umhang eines Indigenen erschienen war und seither in der Guadalupe-Basilika im heutigen Mexiko-Stadt ausgestellt und verehrt wird. Eine Kopie davon in Originalgröße war auch bei der Stephansdom-Feier im Altarbereich zu sehen.
Hauptzelebrant Jorge Curiel Rojas bezeichnete das Guadalupe-Ereignis als "Geschenk Gottes für die Kirche und die gesamte Menschheit". Viele Lebensbiografien hätten dadurch eine Wendung genommen, "auch meine Priesterberufung hat damit zu tun", so der aus Mexiko stammende Geistliche, der in Wien-Brigittenau Pfarrvikar ist. Die Botschaft der Madonna aus seinem Heimatland sei einfach und tiefgehend zugleich: "Was machst du dir Sorgen, bin nicht ich hier, deine Mutter, bei dir?", habe die Jungfrau Maria damals zu Juan Diego Cuauhtlatoatzin (1474-1548) gesagt. Dies sei eine bleibende Einladung, ihr wie einer liebevollen Mutter Probleme, eigenes Versagen und Traurigkeit anzuvertrauen; viele Menschen würden bezeugen, dass verfahrene Situationen daraufhin einen guten Ausgang genommen hätten.
Juan Diego sei zum Zeitpunkt der Erscheinungen - erst 29 Jahre nach der "Entdeckung" Amerikas durch Christoph Kolumbus, zwölf Jahre nach der Ankunft der Spanier auf dem amerikanischen Festland - noch gar nicht getauft gewesen, unterstrich Curiel. Er habe sich damals jedoch bereits auf das christliche Taufsakrament vorbereitet und war auch bei einigen der insgesamt vier Visionen an den Tagen vom 9. bis 12. Dezember 1531 gerade am Weg zum Taufunterricht. Einmal wollte der Indio der Jungfrau sogar ausweichen, da er für seinen sterbenskranken Onkel einen Priester holen und dabei nicht aufgehalten werden wollte. Dennoch sei sie ihm erschienen, habe ihm die oben erwähnten Worte gesagt und versichert, sein Onkel sei schon gesundet, was sich dann auch als wahr bestätigte.
Zeichen verstärkter Latino-Präsenz
Es war dies zum ersten Mal, dass der Wiener Guadalupe-Gottesdienst am Hauptaltar des Stephansdomes stattfand. In den vergangenen Jahrzehnten war er meist in der Votivkirche veranstaltet worden, wo im rechten Seitenschiff einst der erste Guadalupe-Altar Mitteleuropas errichtet wurde, zurückgehend auf den Habsburger-Erzherzog Ferdinand Maximilian (1832-1867), Bruder von Franz Joseph I., der als Kaiser nach Mexiko ging und dort ums Leben kam. Parallel zum Wachstum der Zahl der Latinos in Wien wie auch ihrer katholischen Gemeinden war die Zahl der Teilnehmenden in den vergangenen Jahren gestiegen. Dass die Lateinamerikaner nun sogar in Österreichs Hauptkirche feiern konnten und mehr als 500 Personen aus Wien und verschiedenen Bundesländern gekommen waren, bezeichnete Curiel als Grund zu großer Freude und Dankbarkeit.
Unter den Teilnehmenden der diesjährigen Feier waren leitende Mitarbeiter der Botschaften von Mexiko, Kolumbien, Venezuela, El Salvador und Honduras sowie weiterer Länder des amerikanischen Doppelkontinents und etliche ehemalige Botschafter, die in Wien leben. Auch Ordensleute und Priesterseminaristen sowie viele gebürtige Österreicher mit Lateinamerika-Erfahrung oder Bezug zu Mexiko und zur Jungfrau von Guadalupe waren zugegen und beteiligten sich an der Gestaltung. Die Lesung wurde von Camilla Habsburg-Lothringen vorgetragen, auch Hubertus Hohenlohe - geboren in Mexiko und seit Jahrzehnten Fixstarter bei den Olympischen Winterspielen - feierte mit.
"Alle sind wir Guadalupanos"
Lateinamerikanische Lebensfreude und Verweise auf das Guadalupe-Ereignis vermittelten auch der Kirchenschmuck und die Musik. Hunderte Papierblumen im Altarbereich erinnerten an die kastillischen Rosen, die der Seher Juan Diego am Tepeyac-Hügel, wo die Jungfrau die Errichtung einer Kirche erbeten hatte, fand; diese bildeten damals den vom zunächst skeptischen Bischof geforderte "Beweis" für die Echtheit der Erscheinungen. Gemäß der Landessitte, begleiteten als "Juan Dieguito" verkleidete Kinder sowie mexikanische Trachtenträger den Gottesdienst, während die Kommunionbank mit Fahnen aller Länder Lateinamerikas geschmückt war. Neben liturgischen Liedern erklangen unter anderem die Hymne "La Guadalupana" und das Glückwunschlied "Las Mañanitas", dargeboten von einem Ensemble aus Musikern des tr-illa Orchester Wien und der Chöre der Wiener spanischsprachigen katholischen Gemeinden Maria Namen und St. Florian.
Die Organisatorin Dalila Leon de Kostal von der Österreichisch-Mexikanischen Gesellschaft beschrieb das Guadalupe-Fest als eine "sehr mexikanische Tradition. In Mexiko sagen wir: Wir sind nicht alle Katholiken, aber alle sind wir Guadalupanos (Anhänger der Jungfrau von Guadalupe, Anm.)". Ganz Lateinamerika verehre die dunkelhäutige Jungfrau ("Morenita"), die Schutzpatronin beider Amerikas und auch der Philippinen sei. Zudem laufe bereits weltweit der Countdown für das große Jubiläum im Jahr 2031, wenn sich die Marienerscheinungen von Guadalupe zum 500. Mal jähren; ein kleines Jubiläum fünf Jahre davor steht 2026 an.
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