Kirche seit 50 Jahren in Österreich staatlich anerkannt - Von ökumenischen und interreligiösen Impulsen geprägter Festakt in Wien
Wien, 14.12.2025 (KAP) Die Neuapostolische Kirche (NAK) feierte am Wochenende ihr 50-jähriges Jubiläum der staatlichen Anerkennung in Österreich. Zum Festakt im Wiener Kardinal-König-Haus konnte Hirte Walter Hessler in Vertretung des kurzfristig erkrankten Kirchenpräsidenten Apostel Matthias Pfützner am Samstag unter anderem Kardinal Christoph Schönborn, die evangelische Bischöfin Cornelia Richter, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, Stephan Leitner und Martin Fischer vom Kultusamt im Bundeskanzleramt sowie zahlreiche weitere Vertreter aus Kirchen und Religionsgemeinschaften begrüßen. Im Anschluss fand ein ökumenischer Wortgottesdienst in der benachbarten Konzilsgedächtniskirche statt.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Kultusministerin Claudia Plakolm (ÖVP) dankten in Videobotschaften den neuapostolischen Christen für ihr Engagement und ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Kirche setze sich in Österreich in Seelsorge und vielen sozialen Projekten ein; "kurz: sie gibt Menschen Halt", sagte Van der Bellen und dankte "für alles, was sie für ein funktionierendes Miteinander in unserem Land tun". Plakolm zeigte sich beeindruckt vom Ausmaß, in dem sich die Neuapostolische Kirche - obwohl mit rund 5.000 Mitgliedern eine der kleineren anerkannten Kirchen in Österreich - aktiv im interreligiösen Dialog, der Ökumene und im Miteinander von Kirche und Staat einbringe. Die Vertreter der Kirche schauten dabei "nicht nur auf eigene Anliegen, sondern auf das große Ganze", sagte die Kultusministerin.
Bischof Tiran Petrosyan, Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRKÖ), würdigte in einer von Pastorin Esther Handschin verlesenen Botschaft den Beitrag der Neuapostolischen Kirche zur Ökumene und generell zum kirchlichen und gesellschaftlichen Leben in Österreich. Dass man das 50-Jahr-Jubiläum im ökumenischen Geist miteinander begehe, sei ein starkes Zeichen der Hoffnung, so Petrosyan. "In einer Zeit, in der in der Welt so vieles zerrissen ist, brauchen wir als Kirchen das gemeinsame Zeugnis der Versöhnung, die aus dem Evangelium kommt", rief er auf, das Band zwischen den Christen weiter zu stärken.
Mit einem Wort von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) ermutigte Kardinal Schönborn sich von den "Mühen der Ebene" im Dialog der Kirchen nicht entmutigen zu lassen. Es komme in der Ökumene vor allem darauf an, "dass wir aufeinander hören und voneinander lernen, was es heißt, heute Christ zu sein".
Die Verschiedenheit der Wege zu Gott sei normal für die Religionen, um deren Zukunft er sich aber nicht sorge, habe doch jeder Mensch eine religiöse Komponente, sagte der Kardinal im Rahmen eines kurzen Podiumsgesprächs. An dem Gespräch über Zukunftshoffnungen in Kirchen und Gesellschaft nahmen auch Bibelgesellschaft-Direktorin Jutta Henner, Barbara Krenn als Leiterin der ORF-Hauptabteilung Religion und Ethik, der Wiener SPÖ-Landtagsabgeordnete Peko Baxant und Hans-Jürgen Brunner von der Neuapostolischen Kirche teil. Es gelte voneinander zu lernen und miteinander Verantwortung zu tragen, bekräftigte Schönborn, und: "Wir leben Gott sei Dank in einem Land, in dem das außerordentlich gut funktioniert."
Der ernannte katholische Wiener Erzbischof Josef Grünwidl würdigte in einem schriftlich übermittelten Grußwort, ähnlich wie die evangelische Bischöfin Richter, die "lebendige Stimme", der Neuapostolischen Kirche "im vielstimmigen Chor der christlichen Bekenntnisse". Es sei entscheidend, wie Kirchen und Religionsgemeinschaften in die Gesellschaft hineinwirken, hob Richter hervor: "Darauf kommt es heute an."
Weitere Grußbotschaften sandten u.a. auch der Wiener Oberrabbiner Jaron Engelmayer und der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Ümit Vural. Sie würdigten wie auch Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, das vertrauensvolle Verhältnis mit den Vertretern der NAK.
Seit 1975 staatlich anerkannt
Die Neuapostolische Kirche (NAK) ist eine weltweit tätige christliche Kirche mit Sitz in Zürich in der Schweiz. Sie zählt laut Eigenangaben mehr als neun Millionen Gläubige, von denen fast 90 Prozent in Afrika leben, und hat ihre Wurzeln in den christlichen Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts. Als sogenannter "Stammapostel" ist der Franzose Jean-Luc Schneider seit 2013 internationales Oberhaupt. Seit 2023 stehen die geistlichen Ämter auch Frauen offen.
In Wien lebten erste neuapostolische Christen ab Ende des 19. Jahrhunderts, ein öffentliches Wirken etablierte sich ab den 1920er Jahren. Im folgenden Jahrzehnt wurden erstmals mehrere Gemeinden zu einem Kirchenbezirk Österreich zusammengefasst. Seit 1975 ist die Religionsgemeinschaft als Neuapostolische Kirche in Österreich staatlich anerkannt. Sie ist Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) und etwa auch am geplanten "Campus der Religionen" in Wien beteiligt.
Die derzeit rund 5.000 neuapostolischen Christen in Österreich bilden 40 Kirchengemeinden in sieben Kirchenbezirken. Als Kirchenpräsident ist Apostel Matthias Pfützner seit 2021 leitender Seelsorger, sein ständiger Vertreter ist Hirte Walter Hessler. Pfützner ist neben Österreich auch für die Länderregionen Tschechien, Ungarn und Slowenien sowie Teile der deutschsprachigen Schweiz zuständig.
"Kirche kein Rückzugsort aus der Welt"
Die vor 50 Jahren erfolgte staatliche Anerkennung gebe der Kirche Freiheit und Verantwortung gleichzeitig, erklärte Kirchenpräsident Pfützner in seiner zum Jubiläum vorbereiteten Festansprache, die Hirte Hessler verlas. "Glaube und gesellschaftliche Verantwortung gehören zusammen. Kirche ist nicht Rückzugsort aus der Welt, sondern ein Ort, an dem wir lernen, mitten in der Welt anders zu leben: freier, mutiger, hoffnungsvoller."
Das Jubiläum der Anerkennung von 1975 feiere auch nicht zuerst ein Dokument im Bundesgesetzblatt, sondern "eine Geschichte von Menschen, die auf den Ruf Gottes geantwortet haben". Die Neuapostolische Kirche wolle eine Kirche sein, die aus Christus heraus "Hoffnung schenkt, Brücken baut, Menschen stärkt", so Pfützner.
(Website der Neuapostolischen Kirche in Österreich: https://nak.at)