Stürme und Regen: Lage für Menschen in Gaza verschlechtert sich
16.12.202511:17
Palästina/Israel/Krieg/Unwetter/Hilfsorganisation
Caritas Jerusalem berichtet von verfallenen Zelten der im Schlamm eingeschlossenen Gaza-Bewohner, mangelnden Hygienebedingungen und sich ausbreitenden Krankheiten
Jerusalem/Ramallah, 16.12.2025 (KAP) Anhaltende starke Regenfälle und winterliche Temperaturen verschlechtern im Gazastreifen die Situation für Hunderttausende Vertriebene, die dort in Zeltlagern leben. Caritas-Jerusalem-Generalsekretär Anton Asfar berichtet gegenüber "Radio Vatikan/Vatican News" von verfallenen Zelten der im Schlamm eingeschlossenen Gaza-Bewohner, mangelnden Hygienebedingungen und der Ausbreitung von Krankheiten. Die Lage im dritten Winter seit Kriegsbeginn habe sich verschärft, sagte auch Yotam Polizer, Direktor der Hilfsorganisation IsrAID, laut katholischer Nachrichten-Agentur (KNA, Dienstag) der Zeitung "Haaretz". Es werde "noch viel mehr Hilfe" benötigt, als derzeit die Menschen erreiche. Polizer verwies unter anderem auf den Wintersturm Byron. Dieser habe, so Polizer, für erhebliche Schäden gesorgt.
Laut einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa wurden am Montag wieder mehrere Vertriebene verletzt, als eine Mauer auf ein Zeltlager südwestlich von Gaza-Stadt stürzte. Ferner habe der Regen ein weiteres kriegsbeschädigtes Haus zum Einsturz gebracht. Der anhaltende starke Niederschlag und heftige Winde überschwemmten demnach zahlreiche Zelte in verschiedenen Gebieten des Gazastreifens. Menschenrechtsgruppen und medizinisches Personal in Gaza warnten außerdem vor einer erhöhten Gefahr für Infektionskrankheiten durch Müll und Abwasser, die durch die Regenmassen in die Zeltlager gespült werden. Ferner sei bereits ein Anstieg von Unterkühlungsfällen insbesondere bei Kindern zu verzeichnen.
"Gaza-Stadt war vor dem Krieg ein urbanisiertes, teilweise entwickeltes Gebiet. Heute, nach der Invasion und dem Waffenstillstand, sind nur noch 50 Prozent dessen übrig, was vorher existierte", sagte Generalsekretär Asfar von Caritas Jerusalem, die mit Teams vor Ort im Einsatz ist. Seit dem Waffenstillstand hat die Organisation die Anzahl der Hilfsstationen erhöht, doch die Versorgung des Gebiets mit medizinischen Gütern gestaltet sich weiterhin schwierig.
Das extreme Wetter verschärfe die Lebensbedingungen insbesondere für Zehntausende Familien, die unter Planen leben. "Sie leben in völlig unbrauchbaren, verfallenen Zelten. Sie wurden von einem Ort zum anderen verlegt", sagte Asfar zu Radio Vatikan. Bei den Überschwemmungen bleibe nun nichts trocken.
In Gaza-Stadt sei auch die Trinkwasserversorgung unzureichend, so der Caritas-Leiter. Auch auf dem Gelände der Heiligen Familie, der einzigen katholischen Pfarre im Gazastreifen, litten die Flüchtlinge wie viele ihrer Landsleute unter der mangelnden Infrastruktur.
Kritisch ist laut Caritas Jerusalem zudem der Mangel an geeigneten Medikamenten. "Wir alle kämpfen darum, Medikamente, medizinische Hilfsgüter und andere Gesundheitsartikel nach Gaza zu bringen", betonte Generalsekretär Asfar. Man hofft auf die Öffnung neuer humanitärer Korridore.