Adventempfang im Bundeskanzleramt für Kirchen und Religionen - Kultusministerin dankt für großen Beitrag zum sozialen Netz im Land und "wertschätzenden" Dialog auch in kontroversen Fragen - Erzbischof Lackner bekräftigt nach Sydney-Terror Nein zu religiöser Gewalt und Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Österreich und weltweit
Wien, 17.12.2025 (KAP) Kultusministerin Claudia Plakolm hat beim traditionellen Adventempfang der Glaubensgemeinschaften im Bundeskanzleramt in Wien die Verantwortung für die Gesellschaft als gemeinsamen Auftrag von Staat, Kirchen und Religionsgemeinschaften betont. Kirchen und Staat seien zwar separate Institutionen, was aber nicht Distanz bedeute, sagte die ÖVP-Politikerin bei der Begegnung am Mittwochabend. "Wir sind Partner im Gemeinwohl", hob Plakolm in ihrer Ansprache vor zahlreichen hochrangigen Vertretern der christlichen Kirchen und der Religionen hervor. Man teile die gemeinsame Mission, "für die Menschen da zu sein".
Die Ministerin zeigte sich "beeindruckt" vom breiten und lebendigen Glauben in Österreich und dem, was Kirchen, Religionsgemeinschaften und auch die religiösen Organisationen, Vereine und Initiativen das ganze Jahr über "unaufdringlich und leise im Hintergrund, aber immer mit großer Wirkung" leisten. Gerade im sozialen Bereich, "wenn Menschen einsam, arm, verzweifelt oder überfordert sind", würden Kirchen und christliche Initiativen "Menschen auffangen, sich kümmern und Hoffnung spenden", so Plakolm: "Diese Art von sozialem Netz - Seelsorge, Fürsorge, Gemeinschaft - kann man nicht kaufen. Das kann man sich nur wünschen. Wir sind froh, dass wir dieses Netz in Österreich haben."
Die "gute Art des Dialogs" zwischen Staat und Religionen in Österreich zeige sich aber gerade auch bei jenen Themen, bei denen man sich nicht einig ist, so Plakolm, die mit Amtsantritt der ÖVP-SPÖ-Neos-Regierung im März als Kanzleramtsministerin unter anderem die Zuständigkeit für Kirchen und Religionen und damit auch für das Kultusamt übernommen hatte. Die Ministerin erinnerte an ein Treffen im November mit der "Plattform der Kirchen und Religionsgesellschaften", wo sich die 16 anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften untereinander austauschten. Es habe sie bei der Begegnung "nachhaltig beeindruckt, wie wertschätzend und produktiv gerade bei den Themen diskutiert wird, die umstritten und kontrovers sind". Für eine solche Form der Diskussion gelte es zu werben, sagte Plakolm: "Und es ist eine Art des Miteinanders, die Österreich auszeichnet, für die ich ehrlich Danke sagen möchte."
Lackner: Nein zu religiöser Gewalt
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner dankte in seiner Ansprache der gesamten Bundesregierung "für das engagierte Bemühen, unser Land in durchaus nicht leichten Zeiten gut und verantwortungsvoll zu regieren". Nach dem Terroranschlag auf das jüdische Chanukka-Lichterfest im australischen Sydney bekräftigte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz noch einmal die Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in Österreich und weltweit, "denn mit ihrem Glauben an den Ewigen Gott, mit dem Gesetz und den Propheten sind wir im Ursprünglichsten verbunden und bleiben es." Ausdrücklich verurteilte Lackner "Gewalt jeglicher Art, aus religiöser Motivation oder gegen eine Religion".
Die Frage nach Gott in der Gesellschaft lebendig zu halten, nannte der Erzbischof als wichtigste Aufgabe von Religionsvertretern. Für die Gottesfrage brauche es dabei zuerst unter den Religiösen ein Bewusstsein von dem, was ohne Gott fehlt, führte Lackner aus. "Allmählich, so will mir scheinen, beginnt dieses Bewusstsein zu wachsen", sagte Lackner. "So sehe ich es als unser aller Aufgabe, Orte des Vergessens aufzuspüren, um dort die Frage nach Gott neu und in unaufdringlicher Weise zu stellen, sie wach zu halten, und ihr so ihre legitime Würde zu geben."
Weihnachten als Fest der Menschwerdung Gottes möge "ein Fest seiner Menschlichkeit und damit einer universalen Geschwisterlichkeit unter allen Menschen sein", so der Erzbischof, der an die Botschaft der Engel im Weihnachtsevangelium erinnerte: "Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade."
"Friedensstifter statt Kriegstreiber"
Der neue reformierte Landessuperintendent Ralf Stoffers beschrieb den Advent als "eine Zeit, die unsere Sehnsucht, dass das, was ist, nicht alles ist", wieder bewusst mache. "Aus etwas Kleinem kann etwas Großes entstehen", das sei die Botschaft des Advents und von Weihnachten, gerade auch angesichts der Krisen unserer Zeit. Diese bräuchte "Friedensstifter statt Kriegstreiber und Zusammenführer statt Menschenverächter". Stoffers abschließend: "Wie Gott Mensch zu werden ist möglich, wo Himmel und Erde sich begegnen."
Den gesellschaftlichen Wert von Gemeinschaft und das kirchliche Bemühen darum stellte der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) in das Zentrum seiner Ausführungen. Ein Blick auf die Bibel mache deutlich: "Gott führt Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zu Weihnachten zusammen." Wo Menschen einander begegnen, von Angesicht zu Angesicht, seien auch Konflikte leichter zu lösen. Die Botschaft des Glaubens sei: "Gott lädt alle Menschen ein, ihm nachzufolgen, zusammenzukommen und sich um das Gute zu bemühen", so der Vorsitzende der orthodoxen Bischofskonferenz.
Zum Adventempfang gekommen waren seitens der Katholischen Kirche neben Erzbischof Lackner auch der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl, Militärbischof Werner Freistetter, der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka. Auch die Präsidenten der Katholischen Aktion, Ferdinand Kaineder und Katharina Renner, und der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände, Matthias Tschirf, waren anwesend.
An der Begegnung nahmen weiters u.a. der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Gabriel, der evangelische Superintendent Matthias Geist, der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin, Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister, der Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, und Walter Hessler von der Neuapostolischen Kirche teil. Für die musikalische Umrahmung sorgte ein Kinderchor von der "Domsingschule St. Stephan".