Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen, Kirchengemeinden feiern Christmetten vor Einbruch der Dunkelheit, um Fahrten in der Dunkelheit zu vermeiden
Wien, 22.12.2025 (KAP) Die katholische Kirche in Burkina Faso verstärkt aus Angst vor Anschlägen ihre Sicherheitsmaßnahmen rund um die Weihnachtsfeiertage. Das berichteten die Bischöfe Theophile Nare aus Kaya und Justin Kientega aus Ouahigouya bei einem Besuch in der internationalen Zentrale des päpstlichen Hilfswerks "Kirche in Not" (ACN) im deutschen Königstein im Taunus. Beide Diözesen liegen im Norden des westafrikanischen Staates, wo es häufig zu dschihadistischen Anschlägen kommt. Obwohl sich die Lage in den vergangenen Monaten etwas entspannt hat, könnte sich dies laut den Bischöfen schnell wieder ändern.
Zum zehnten Mal feiern die Gemeinden die Christmetten vor Einbruch der Dunkelheit, um Fahrten in der Dunkelheit zu vermeiden, berichtete Bischof Nare. Armee, lokale Sicherheitskräfte, Pfadfinder und Gläubige arbeiten zusammen, um die Gottesdienstbesucher zu schützen und Einlasskontrollen durchzuführen. Diese Kooperation hat sich in der Vergangenheit als effektiv erwiesen, erzählte Bischof Kientega. Als im August ein Priester während eines Gottesdienstes attackiert wurde, bildeten Gläubige einen "menschlichen Schutzschild", um die Angreifer abzuwehren. "Darüber wurde nie in den Medien berichtet, aber es ist ein starkes Symbol für Glauben und Solidarität", betonte Kientega.
Beide Bischöfe kritisieren, dass im Ausland zu wenig Notiz von der Lage in Burkina Faso genommen wird. Teilweise seien ganze Dörfer menschenleer, weil sich die Bewohner vor Terrorangriffen in Sicherheit bringen mussten. Fast die Hälfte des Staatsgebiets von Burkina Faso sei in den Händen der Terroristen; zahlreiche Pfarren mussten aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden, so die Kirchenvertreter. "Kirche in Not" verwies auf lokale Angaben, wonach seit 2025 rund 20.000 Menschen getötet worden seien, zudem befänden sich zwei Millionen auf der Flucht. Betroffen von der Gewalt sei die gesamte Zivilbevölkerung; Beobachter stellten jedoch auch gezielte Übergriffe auf Christen fest, die etwas weniger als ein Viertel der Bevölkerung von Burkina Faso ausmachten.
"Kirche in Not" fördert in Burkina Faso unter anderem die Flüchtlingsarbeit der lokalen Kirchen. "Es geht ums Überleben. Wir versuchen die Grundbedürfnisse zu decken: Lebensmittel, Unterkunft, medizinische Versorgung", erklärte Bischof Nare. Die Flüchtlingslager seien überfüllt. Vor seinem Bischofshaus campierten Menschen unter freiem Himmel, weil kein Platz mehr im Gebäude frei sei. Die Diözesen versuchten auch den Unterricht für die vertriebenen Kinder zu stemmen; ebenso gelte es, traumatisierte und körperlich wie psychisch verwundete Menschen medizinisch wie seelsorgerisch zu betreuen.
Burkina Faso in Westafrika galt im muslimisch geprägten Sahel stets als Musterbeispiel für das friedliche Zusammenleben der Religionen. Vor zehn Jahren begannen islamistische Gruppen, zunächst im Norden Polizeistationen und Militärposten anzugreifen. 2025 stand das Land auf Platz eins des weltweiten Terrorismus-Rankings. Ankündigungen der Militärregierung unter Ibrahim Traore, die seit 2022 an der Macht ist, Terrorismus nachhaltig zu bekämpfen, waren bisher nicht erfolgreich.