Loretto-Gemeinschaft weist Vorwürfe in ARD-Dokumentation zurück
22.12.202513:14
Österreich/Deutschland/Kirche/Fernsehen/Religion
Katholische Gemeinschaft vermisst Ausgewogenheit in öffentlicher Darstellung
Wien, 22.12.2025 (KAP) Die katholische Loretto-Gemeinschaft hat Darstellungen in der ARD-Dokumentation "Die hippen Missionare - Mit Jesus gegen die Freiheit?" zurückgewiesen. In einer am Wochenende auf Facebook veröffentlichten Stellungnahme kritisierte die Gemeinschaft mit Sitz in Wien ihre Darstellung im Beitrag des Bayerischen Rundfunks und nahm zu mehreren Punkten öffentlich Stellung. "Wie über Lob und Kritik freuen wir uns auch über Berichterstattung, umso mehr, wenn sie ausgewogen erfolgt", hieß es.
Loretto betonte, keinen Exklusivitätsanspruch innerhalb der katholischen Kirche zu erheben. Man verstehe sich als eine kleine von vielen Ausdrucksformen kirchlichen Lebens und bekenne sich ausdrücklich zur Pluralität kirchlicher Gemeinschaften. Die im Beitrag erhobene Behauptung, Loretto vertrete eine eigene Bibelauslegung, sei sachlich falsch. Lehre und Schriftverständnis orientierten sich an der katholischen Kirche.
Auch die Darstellung, Kurse richteten sich gezielt an junge Menschen aufgrund ihrer "Prägbarkeit", wies die Gemeinschaft zurück. Tatsächlich nähmen derzeit etwa gleich viele Personen über wie unter 30 Jahren an den Angeboten teil. Zu den im Film genannten Kursbeiträgen von rund 750 Euro pro Monat stellte Loretto klar, dass darin Unterkunft und Verpflegung enthalten seien, was der Beitrag nicht erwähnt habe. Somit seien die Kosten von 25 Euro pro Tag vertretbar.
Unzutreffend seien zudem Aussagen, Frauen dürften innerhalb der Gemeinschaft nicht lehren. Frauen seien regelmäßig in der Vermittlung von Inhalten tätig, etwa bei Gebetskreisen, Schulungen und Großveranstaltungen. Auch sei eine im Beitrag erwähnte Jungfrauenweihe keine Veranstaltung der Loretto-Gemeinschaft gewesen, sondern von der Erzdiözese Salzburg organisiert worden.
Hinsichtlich öffentlicher Gebetsveranstaltungen wies Loretto darauf hin, dass jährlich rund 20.000 Menschen an Veranstaltungen teilnehmen, während die Gemeinschaft selbst etwa 780 Mitglieder zählt. Eine Mitgliedschaft sei laut Statuten erst ab dem 18. Lebensjahr möglich. Die Behauptung, Firmlinge seien zum Beitritt ermutigt worden, sei unzutreffend.
Kritische TV-Dokumentation
Die am 16. Dezember ausgestrahlte ARD-Dokumentation des Bayerischen Rundfunks befasste sich mit neueren missionarischen Bewegungen im katholischen Umfeld und thematisierte unter anderem das Augsburger Gebetshaus um den Theologen Johannes Hartl. Die Sendung griff auch das christliche Festival "Mehr" auf, das Anfang Jänner 2026 erneut in Augsburg stattfinden soll und zu dem die Veranstalter bis zu 12.000 Besucher erwarten.
In der Dokumentation wurden konservative Positionen Hartls thematisiert sowie Aussagen ehemaliger Mitarbeiterinnen aufgegriffen, die von problematischen Erfahrungen berichten. Hartl wies vor der Kamera mehrere Vorwürfe zurück und distanzierte sich von einzelnen Aussagen aus der Vergangenheit. Der Beitrag thematisierte zudem religiöse Sprache, Fragen von Autorität und den Umgang mit gesellschaftlichen Themen wie Sexualaufklärung.
Hartl sprach im Anschluss an die Ausstrahlung von einem "vorab festgelegten Framing" und kritisierte, man habe trotz zweijähriger Recherche lediglich auf wenige, teils Jahre zurückliegende Aussagen von ihm zurückgegriffen; Hinweise auf eine "toxische Spiritualität" seien dabei nicht vorgelegt worden. Zuschreibungen zu bestimmten Aussagen zu Frauen- und Familienbildern wies Hartl zudem zurück.
Bis zu 12.000 Menschen erwarten die Veranstalter des christlichen Festivals "Mehr", das Anfang Jänner zum wiederholten Male im deutschen Augsburg stattfindet