Lateinischer Patriarch von Jerusalem hat am Wochenende die Christen im Gazastreifen besucht
Jerusalem, 22.12.2025 (KAP/KNA) Im Heiligen Land ist es nach den Worten des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, an der Zeit, nach vorne zu schauen. Bei seinem jüngsten Besuch im Gazastreifen habe er eines sehr stark gespürt: den "Wunsch, nach zwei Jahren Krieg wieder zum normalen Leben zurückzukehren", sagte der italienische Ordensmann am Montag vor Medienvertretern. Pizzaballa hatte am Wochenende Gaza und die dortige katholische Gemeinde besucht.
"Bis jetzt befanden sie sich alle in einer Art Überlebensmodus. Jetzt kommen all die Fragen, vielleicht auch die Müdigkeit dieser zwei Jahre, zum Vorschein, und die Fragen über die Zukunft sind da", sagte Pizzaballa über seine Gemeinde in Gaza. Auf dem Gelände der katholischen Pfarre leben demnach weiterhin rund 400 Christen. Die Zahl der Christen insgesamt sei von 1.017 vor dem Krieg auf "etwas unter 600" gesunken. Er befürchte, dass die Zahl in Zukunft viel geringer sein werde als jetzt, so der Kardinal. Die Versuchung, abzuwandern, bleibe bestehen.
Optimistischere Atmosphäre
Es sei nicht zu bestreiten, dass der Konflikt und die Probleme weiterhin bestünden. So lebten viele Menschen weiterhin unter elenden Bedingungen in Zelten, die Schulen seien wie die Krankenhäuser größtenteils geschlossen und die Lage sei weiterhin katastrophal. Jedoch herrsche in Gaza eine andere Atmosphäre als bei seinem letzten Besuch vor sechs Monaten. Trotz all der Schwierigkeiten und der katastrophalen Situation sei der Wunsch spürbar, zum Leben zurückzukehren, so Pizzaballa.
Die Sehnsucht nach Normalität äußerte sich nach seinen Worten unter anderem darin, dass Restaurants und Geschäfte langsam wieder öffneten und Universitäten den Betrieb wieder aufnähmen, wenn auch "unter extrem prekären Bedingungen". Die Lebensmittelversorgung in Gaza hat sich laut Pizzaballa entspannt. Es gebe weiterhin Armut, aber keine Hungersnot mehr. Bei der humanitären Hilfe liege die Priorität aktuell auf der Bereitstellung von Medikamenten und medizinischer Ausrüstung.
Nicht nur kritisieren, sondern handeln
Angesichts der "äußerst schmerzhaften" Lage im von Israel besetzten Westjordanland, anhaltender Gewalt israelischer Siedler, einer Fragmentierung der israelischen Gesellschaft und einer insgesamt problematischen politischen Lage sei es schwierig, von Hoffnung zu sprechen. "Aber an Weihnachten feiern wir die Bedeutung der Hoffnung für uns", so der Kardinal.
Wie Jesus in die Geschichte eingetreten sei, ohne darauf zu warten, dass sie perfekt sei, müsse man auch heute in die existierende Realität eintreten und handeln, um sie zu verbessern. "In dieser Realität dürfen wir uns nicht darauf beschränken, Missstände anzuprangern und Schuld zuzuweisen." Es gelte vielmehr, "so viel wie möglich zum Wiederaufbau beizutragen, insbesondere an den am stärksten verwundeten Orten wie Gaza".
Lateinischer Patriarch von Jerusalem will sich unter anderem ein Bild von den humanitären Hilfsmaßnahmen machen und einer vorgezogenen Weihnachtsmesse in der katholischen Pfarre "Heilige Familie" vorstehen