Innsbrucker Theologe: Leo XIV. mahnt globale Politik "zum Geist der Diplomatie und des Dialogs zurückkehren" - Katholischer Weltfriedenstag wurde 1968 von Papst Paul VI. eingeführt und wird jährlich am 1. Jänner begangen
Innsbruck/Vatikanstadt, 29.12.2025 (KAP) Der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi Österreich, Wolfgang Palaver, hat die erste Botschaft von Papst Leo XIV. zum katholischen Weltfriedenstag am 1. Jänner als "prophetisch" gewürdigt, "weil sie sich nicht von der grassierenden Hoffnungslosigkeit anstecken lässt und den Frieden auch nicht in den Bereich der Utopie abschiebt". Der Papst mahne die globale Politik zu Recht, "zum Geist der Diplomatie und des Dialogs zurückkehren" und "nicht auf das Faustrecht setzen" zu dürfen, so der emeritierte Innsbrucker Professor für Christliche Gesellschaftslehre in einem Interview mit dem Online-Portal Vatican News (29. Dezember).
Positiv strich Palaver die vom Papst verwendete Formel eines "unbewaffneten und entwaffnenden Friedens" heraus, die auf Jesu Botschaft der Gewaltfreiheit verweise und gleichzeitig Wege aus der Gewalt aufzeige. Die päpstliche Friedensbotschaft ende nicht zufällig mit der biblischen Verheißung, "in der die Schwerter in Pflugscharen und die Lanzen zu Winzermessern umgeschmiedet werden".
Zustimmung äußerte Palaver zur scharfen Kritik des Papstes an religiös begründetem Nationalismus. Dass Leo XIV. die Rechtfertigung von Gewalt im Namen Gottes als "Formen der Blasphemie" bezeichne, markiere eine zentrale Aufgabe der Religionsgemeinschaften. Als Beispiel nannte Palaver das 2019 von Papst Franziskus und dem Großimam von Kairo unterzeichnete Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen, in dem festgehalten werde, "dass Gewalt kein Name Gottes ist". Und weiter: "Auch auf lokaler Ebene sind interreligiöse und ökumenische Begegnungen ein wichtiger Beitrag zum Frieden. Besonders nach religiös motivierten Terroranschlägen ist es wichtig, wenn die Religionsgemeinschaften gemeinsam dieser Pervertierung von Religion entgegentreten."
In Fragen der internationalen Politik unterstützte Palaver die päpstliche Betonung von Diplomatie und Multilateralismus. "Wir müssen wieder zu diesem Geist der Diplomatie und des Dialogs zurückkehren und dürfen nicht auf das Faustrecht setzen", sagte er mit Blick auf den sogenannten "Geist von Helsinki" - also die Prinzipien der Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) von 1975, die eine Entspannung im Kalten Krieg fördern sollte. Damit sei es gelungen, "wichtige Schritte der Entspannung im Kalten Krieg zu gehen und die Menschenrechte in den kommunistischen Ländern zu stärken".
Leo XIV. warnt laut Palaver zu Recht vor einer zunehmenden Gewaltspirale, "exorbitant angestiegenen Rüstungsausgaben" und dem Verlust der "Kultur der Erinnerung". Medien und Bildungseinrichtungen hätten hierbei die Aufgabe, diese Entwicklungen nüchtern darzustellen, dürften jedoch keinen "hoffnungslosen Fatalismus" erzeugen. "Neben dem nüchternen Blick auf die Welt muss der Friede zum ,Grundsatz' unseres Blicks auf die Welt werden", strich der Theologe hervor.
Auch die Aussage des Papstes, Friede sei "mehr als ein Ziel" und vor allem "etwas Gegenwärtiges und ein Weg", decke sich mit dem Selbstverständnis von Pax Christi, die aktuell auf allen Kontinenten der Erde auf Wegen des Friedens unterwegs sei. Papst Leo XIV. beschreibe damit auch den Weg der Friedensbewegung seit ihrer Entstehung nach dem Zweiten Weltkrieg, erklärte der Innsbrucker Theologe.
Den katholischen Weltfriedenstag führte Papst Paul VI. im Jahr 1968 ein, wenige Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Er wird am Neujahrstag begangen, und jedes Jahr veröffentlicht der Papst dazu vorab eine Botschaft.