Stift St. Lambrecht startet Festreigen zum 950. Gründungsjahr
29.12.202514:39
Österreich/Kirche/Geschichte/Kultur
Abt Eichmann kündigt "Jahr des Hörens, Suchens und Wachsens" an - Umfangreiches Programm übers ganze Jahr 2026 mit liturgischen, theologischen und kulturellen Schwerpunkten
Graz, 29.12.2025 (KAP) Das steirische Benediktinerstift St. Lambrecht startete am Silvestertag in das über das ganze Jahr 2026 gefeierte Jubiläum zu seinem 950-jährigen Bestehen und hat dazu ein breit angelegtes Festprogramm mit Schwerpunkten aus Liturgie, Kultur, Wissenschaft und Begegnung angekündigt. Unter dem Leitwort "Geist voll leben - seit 950 Jahren" will das Kloster nicht nur auf seine Geschichte zurückblicken, sondern sich bewusst als geistlicher Ort der Gegenwart positionieren.
Abt Alfred Eichmann spricht im Programmheft des Jubiläums vom Auftrag, Geschichte nicht nur zu bewahren, sondern "Zukunft zu gestalten". Der runde Geburtstag solle für das Stift und seine Besucher zu einem "Jahr des Hörens, Suchens und Wachsens" werden. Die Mönche des Klosters verfolgten seit jeher den Auftrag, "Land und Leute Kultur zu bringen, in Gemeinschaft zu leben und Gott im Gebet zu suchen". Somit sei das Kloster zu einer "Quelle" geworden, die Menschen einlade, Stille, Gemeinschaft und geistliche Orientierung zu finden und sie dabei "begleitet, prägt und trägt".
Den Auftakt des Jubiläums bildet bereits am 31. Dezember 2025 eine feierliche Jahresschlussmesse um 18 Uhr in der Stiftskirche, musikalisch gestaltet vom Kirchenchor Marienhof und dem Gemischten Chor St. Lambrecht. Über das Jahr 2026 sind hochrangig besetzte Festgottesdienste geplant, darunter das Osterhochamt mit Weihbischof Johannes Freitag, der Stiftertag am 16. Juni zum 950. Todestag des Klostergründers Markgraf Markward von Eppenstein mit Abtpräses Johannes Perkmann, der Benediktus-Sonntag im Juli mit Bischof Josef Marketz sowie das Titelfest der Österreichischen Benediktinerkongregation am 8. Dezember mit Abtprimas Jeremias Schröder aus Rom. Auch mehrere Wallfahrten wird es geben, darunter jene nach Maria Schönanger und nach Mariazell, das von Mönchen des Stiftes gegründet und bis heute seelsorglich betreut wird.
Benediktinische Vertiefung
Einen zentralen Akzent legt das Stift auf die Vermittlung klösterlicher Spiritualität. In der Reihe "Geschichten erzählen" laden Mönche und Fachexperten monatlich zu Vorträgen und Gesprächen über die Geschichte, benediktinisches Leben und aktuelle Herausforderungen ein, mit Schwerpunkten wie "Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden" oder "Müßiggang ist der Seele Feind". Ergänzt wird das Programm durch ein theologisches Symposium vom 15. bis 17. Oktober, das unter dem Titel "ora et labora et lege" Impulse für eine "Pastoral des Da-Seins" aus der "Theologie der Menschwerdung" entwickeln will.
Auch in kultureller Hinsicht wird das Jubiläumsjahr ausgiebig gefeiert. Besonderes Aufsehen verspricht die Theaterproduktion "Der Name der Rose", die Umberto Ecos Roman als Stationen-Theater in der gesamten Klosteranlage inszeniert. Rund 60 Mitwirkende, eigens komponierte Live-Musik sowie aufwendige Licht- und Klanginstallationen machen das Stift selbst zur Bühne. Daneben sorgen Konzerte, Ausstellungen, Kinder- und Jugendangebote sowie kirchenmusikalische Großprojekte für ein dichtes kulturelles Programm.
Ein weiterer Meilenstein ist die Neugestaltung des Stiftsmuseums, das im April 2026 eröffnet wird. Unter der Leitfrage "Was ist der Mensch?" spannt die neue Präsentation einen Bogen von der Romanik bis in die Gegenwart. Zu sehen sind bedeutende Kunstwerke, liturgische Schätze und historische Modelle der Klosteranlage. Anlässlich des Jubiläums kehren auch die berühmte Strahlenkranzmadonna und die Lambrechter Votivtafel nach St. Lambrecht zurück.
Geistiges Zentrum in der Obersteiermark
Das Benediktinerstift St. Lambrecht wurde im Jahr 1076 von Markgraf Markward von Eppenstein in einer damals abgelegenen Waldregion gegründet und entwickelte sich rasch zu einem geistlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Obersteiermark. Über Jahrhunderte prägten die Mönche nicht nur das religiöse Leben, sondern auch Landwirtschaft, Bildung und Kunst weit über die Region hinaus. Zeiten des Aufschwungs wechselten sich mit tiefen Einschnitten ab, darunter die Aufhebung im Zuge der josephinischen Reformen, die erneute Blüte im 19. Jahrhundert sowie die Vertreibung der Mönche während der NS-Zeit. Mit der Rückkehr des Konvents im Jahr 1946 begann ein neuer Abschnitt, in dem das Stift seine Rolle in Kirche und Gesellschaft neu definierte.
Heute versteht sich St. Lambrecht als offenes Kloster, das benediktinische Spiritualität mit zeitgemäßen Fragen verbindet, durch Gebet, Bildung, kulturelle Begegnung und verantwortungsvolles Wirtschaften. Neben der Pflege des geistlichen Lebens zählen auch die Pfarr- und Pilgerseelsorge, das Engagement für Nachhaltigkeit sowie Angebote wie die "Schule des Daseins" zu den besonderen Schwerpunkten. Einer der Mitbrüder des Stiftes ist der frühere Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern, der von 1977 bis 1982 Abt war und erst vor wenigen Tagen seinen 93. Geburtstag feierte. (Infos: www.stift-stlambrecht.at)