Erstmals seit 1998 tagte die Österreichische Bischofskonferenz vom 7. bis 10. März im Rahmen ihrer Frühjahrsvollversammlung wieder in Linz.
Erstmals seit 1998 tagte die Österreichische Bischofskonferenz wieder in Linz. Unter dem Vorsitz von Kardinal Christoph Schönborn berieten die Bischöfe vom 7. bis 10. März im Seminarhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz-Elmberg. Die Hauptthemen der viertätigen Frühjahresvollversammlung waren das kirchliche Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch und Gewalt, die Ursachen von Flucht und Migration und wie sie in einer gemeinsamen Europa-Lösung solidarisch behoben werden können, verfolgte Christen, die Bürgerinitiative "Fakten helfen" sowie die Neuordnung der Zuständigkeiten in der Bischofskonferenz.
Flucht & Integration
Integration soll Flüchtlinge "fördern und fordern": Mit dieser Formulierung haben die österreichischen Bischöfe am Freitag die Dringlichkeit einer "ernsthaften und in die Tiefe wirkenden" Eingliederung der Asylberechtigten in die Gesellschaft unterstrichen. Integration gelinge dort am besten, "wo Menschen einander vertrauen und füreinander Verantwortung übernehmen", betonen die Bischöfe. Es sei Aufgabe des Staates und der gesellschaftlichen Institutionen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Hinsichtlich der Aufnahme von Flüchtlingen mahnen die Bischöfe erneut Solidarität auf europäischer Ebene ein. "Spät, aber doch" hätten die EU und ihre Mitgliedstaaten erkannt, dass von einer gemeinsamen und menschlichen Antwort auf Flucht und Migration die Zukunft des europäischen Friedensprojekts abhängt. Die Bischöfe fordern daher eine gerechte Aufteilung jener Verantwortung, "die bislang nur von einigen wenigen Ländern des Kontinents getragen wird".
Das bisher beispiellose Ausmaß von Flucht, Vertreibung und Migration verdeutliche, dass die Menschheitsfamilie darauf angewiesen sei, "wie in einem gemeinsamen Haus in Frieden und Gerechtigkeit zusammenzuleben". Die katholische Kirche leiste dabei einen wesentlichen Beitrag. In Österreich würden derzeit insgesamt knapp 41.000 Menschen - somit fast jeder zweite der knapp 90.000 Asylwerber des Jahres 2015 - von der kirchlichen Caritas betreut.
Verfolgte Christen
Ein weiteres Hauptthema war die Forderung nach mehr internationaler Solidarität mit verfolgten Christen weltweit. In einer Erklärung zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung schlagen die Bischöfe einmal mehr Alarm angesichts der größten Christenverfolgung in der Geschichte der Menschheit, für die sie maßgeblich den zunehmenden Fundamentalismus in der islamischen Welt verantwortlich machen. Die massiven Menschenrechtsverletzungen gegen Christen dürfen nicht stillschweigend hingenommen werden, fordern die Bischöfe. Es sei daher begrüßenswert und wichtig, dass das Europäische Parlament vor wenigen Wochen am 4. Februar eine Resolution beschlossen hat, in der die Verfolgung von Christen durch den IS im Nahen Osten ausdrücklich als Genozid qualifiziert wird.
Das Gebet und die verstärkte konkrete Hilfe vor Ort im Nahen Osten wie auch für jene, die nach Österreich geflüchtet sind, seien das Gebot der Stunde, unterstreichen die Bischöfe: "Es muss gewährleistet sein, dass sie in unserem Land und besonders in Asylunterkünften keine Ausgrenzung und Bedrängung aufgrund ihres Glaubens erfahren."
Schutz gegen Gewalt und Missbrauch
Die österreichischen Bischöfe sprachen sich in einem weiteren Punkt für eine breite gesellschaftliche Allianz gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch aus. Sie wiesen auf die kirchlichen Bemühungen zur Aufarbeitung vergangener Fälle und die in Angriff genommenen Präventionsmaßnahmen hin. Zugleich seien Gewalt und sexueller Missbrauch aber nach wie vor eine leidvolle Realität in der ganzen Gesellschaft sind. "Daher muss sich eine breite gesellschaftliche Allianz bilden, um das nach wie vor verbreitete Tabu darüber aufzubrechen und Kinder noch besser zu schützen", fordern die Bischöfe wörtlich.
Wie die Bischöfe weiter betonen, sei die Arbeit der kirchlich initiierten Unabhängigen Opferschutzkommission inzwischen zum Vorbild für ähnliche Kommissionen des Bundes und der Bundesländer geworden. Dabei werde deutlich, "wie groß das Problem von sexuellem Missbrauch und Gewalt insgesamt ist".
Bürgerinitiative "Fakten helfen!"
Mit rund 53.500 Unterschriften ist "Fakten helfen!" die erfolgreichste Bürgerinitiative der letzten Jahre. Österreichs Bischöfe forderten daher politische Konsequenzen aus der Bürgerinitiative, die zeige, dass die Forderung nach einer anonymen Statistik und Motiverforschung über Schwangerschaftsabbrüche "vielen Menschen ein wichtiges Anliegen" sei. Die Bischofskonferenz verweist auf den Beschluss des parlamentarischen Petitionsausschusses, dazu am 30. Juni im Hohen Haus ein Expertenhearing abzuhalten. Auch dies mache die Wichtigkeit des Anliegens deutlich.
Neuordnung der Zuständigkeiten
Ein letzter Schwerpunkt der diesjährigen Frühjahresvollversammlung war eine Neuordnung der Zuständigkeiten innerhalb der Bischofskonferenz. Die Referate wurden nach inhaltlichen Kriterien neu zusammengefasst und ganz oder teilweise einem Bischof für die nächsten fünf Jahre übertragen. Dabei ist es zu größeren Änderungen bei inhaltlichen Zuständigkeiten einzelner Bischöfe gekommen, wie die Bischofskonferenz am Freitag bekanntgab.
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