Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte Kardinal Christoph Schönborn am 8. April 2016 das Papstschreiben "Amoris laetitia", das den offiziellen Schlusspunkt zur Familiensynode darstellt.
Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte Kardinal Christoph Schönborn am 8. April 2016 das Papstschreiben "Amoris laetitia", das den offiziellen Schlusspunkt zur Familiensynode darstellt.
"Amoris laetitia. Über die Liebe in der Familie" - so lautet der Titel des Papstschreibens, das am Freitag, 8. April, im Vatikan von Kardinal Christoph Schönborn und Kardinal Lorenzo Baldisseri im Vatikan präsentiert wurde. Darin ruft Papst Franziskus Bischöfe, Priester, Diakone, Ehepaare und alle Katholiken dazu auf, sich die Bedeutung der Ehe und der Familie neu bewusst zu machen. Trotz der vielen Anzeichen einer Krise der Ehe sei unter den Jugendlichen der Wunsch nach einer Familie lebendig, heißt es in dem 189-Seiten-Papier. Das Nachsynodale Apostolische Schreiben ist das Resümee der beiden vatikanischen Bischofssynoden zu Ehe und Familie von Oktober 2014 und Oktober 2015; sie werden im normalen Sprachgebrauch als "die Familiensynode" bezeichnet.
In einem ausführlichen Kapitel geht Franziskus auch auf den während der Synode immer wieder medial in den Fokus gerückten Zankapfel der wiederverheirateten Geschiedenen ein und lädt ein "zu Barmherzigkeit und pastoraler Unterscheidung angesichts von Situationen, die nicht voll dem entsprechen, was der Herr geboten hat". Ein Kommunionempfang ist für sie bei sehr genauer und gewissenhafter Prüfung ihrer Situation durch eine Priester möglich. Zugleich ruft Franziskus zur intensiven Begleitung, Heilung von Wunden und Eingliederung in die Kirche auf und er betont die Notwendigkeit von "Gradualität" in der Pastoral, also einer gewissenhaften Unterscheidung der Situationen.
Was die "Unterscheidung" in "irregulären Situationen" - im Text ist der Ausdruck immer in Anführungszeichen gesetzt - angeht, sagt der Papst: "Daher sind Urteile zu vermeiden, welche die Komplexität der verschiedenen Situationen nicht berücksichtigen. Es ist erforderlich, auf die Art und Weise zu achten, in der die Menschen leben und aufgrund ihres Zustands leiden". Und er fährt fort: "Es geht darum, alle einzugliedern; man muss jedem Einzelnen helfen, seinen eigenen Weg zu finden, an der kirchlichen Gemeinschaft teilzuhaben, damit er sich als Empfänger einer unverdienten, bedingungslosen und gegenleistungsfreien Barmherzigkeit empfindet".
Wie Kardinal Schönborn am Rande der Präsentation gegenüber "Kathpress" betonte, warne der Papst in dem Schreiben vor "billigen Lösungen", wie sie in einer laxen Auslegung der kirchlichen Normen ebenso bestünden wie in einer allzu rigorosen: "Es gibt die klare Linie des Wortes Gottes, die muss immer in Erinnerung gerufen werden. Und dann gibt es das Hinschauen auf konkrete Situationen, und hier gibt es solche, wo die Hilfe der Sakramente berechtigt ist und ihren Platz hat."
Zugleich verwies Schönborn auf die seit rund 15 Jahren in der Erzdiözese Wien bewährte seelsorgliche Praxis der "Fünf Aufmerksamkeiten" im Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen - eine Praxis, die nun durch das päpstliche Schreiben sozusagen weltkirchlich geadelt wurde. Die "Aufmerksamkeiten" stellen eine Art Leitfaden des seelsorglichen, behutsamen Umgangs mit der Situation Wiederverheirateter dar - von Fragen des Situation der Kinder über die Schuldfrage, die Frage der Aussöhnung bis hin zur Gewissensprüfung. All diese Fragen und Aspekte betone auch Papst Franziskus in seinem Schreiben " in sehr großer Lebensnähe und Aufmerksamkeit", so Kardinal Schönborn abschließend.
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