Evangelischer Theologe und Ethiker: Christliche Kernbotschaft von Weihnachten im Schatten von hemmungslosem Konsum und Kommerz "nur noch ein religiöses Minderheitenprogramm"
Graz, 15.12.2022 (KAP) Dass der Inhalt des Weihnachtsfestes heute hemmungslos dem Konsum und dem Kommerz geopfert wird, ist für den evangelischen Theologen Ulrich Körtner "weit schlimmer" als religiöse Indifferenz. Das schreibt Körtner in einem Gastbeitrag für die "Kleine Zeitung" (11. Dezember). Darin plädiert der Wiener Theologe und Ethiker außerdem dafür, "auch in der pluralistischen Gesellschaft von heute getrost 'Frohe Weihnachten' zu wünschen". An der vertrauten Formel würden sich auch "Atheisten oder religiös Unmusikalische" wenig stören, "schließlich gehört das Fest der Geburt Christi zu unserem kulturellen Erbe", zeigt sich Körtner überzeugt.
Der Theologe nimmt in dem Beitrag auf die "Sinnentleerung des Weihnachtsfestes" Bezug, welche allerdings keine Folge von Multikulturalität, Migration oder "vermeintlicher islamischer Überfremdung" sei, sondern "schon lange vorher im Zuge der Säkularisierung" eingesetzt habe. Heute trete Weihnachten in der Popkultur, in der Werbung und in Filmen "ohne eindeutig christliche Elemente" in Erscheinung. "Wovon die alten Kirchenlieder singen und sagen, die Menschwerdung Gottes, der in die Niedrigkeit unserer Existenz herabsteigt, um uns von Sünde und Tod zu erlösen, ist nur noch ein religiöses Minderheitenprogramm", konstatiert Körtner.
Dass das Weihnachtsfest in der pluralistischen Gesellschaft auch "zivilreligiöse Bedürfnisse" erfülle, sei so weit akzeptabel, als der biblische Ursprung der mit Weihnachten assoziierten Werte, damit aber auch der Maßstab zu ihrer Kritik nicht aus dem Blick gerate. "Liebe, universaler Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit sind zwar schon in der Bibel die Themen, die sich mit der Geburt des Gottessohnes verbinden", erklärt Körtner. Person und Botschaft Jesu stünden allerdings gegen ihre politische und ökonomische Instrumentalisierung.
Es sei eine "eminent kritische, aber doch eben auch befreiende Botschaft", dass alles Geld und alle Macht der Welt vor Gott nichts gelte. "Sie gibt Anlass zur Freude und zur Hoffnung. Das Kind in der Krippe zeigt uns Gott in seiner Schutzlosigkeit bei den Armen, den Ausgestoßenen, den Mutlosen und den Hoffnungslosen", so Körtner.
In der katholischen Volksfrömmigkeit haben Reliquien eine wichtigen Stellenwert. Nicht verwunderlich ist daher, dass im Laufe der Geschichte zahlreiche Gegenstände verehrt wurden, die mit der Weihnachtsgeschichte assoziiert werden
Das kirchliche Fest der Geburt Christi wird seit dem 4. Jahrhundert gefeiert - Franz von Assisi "erfand" 1223 die Weihnachtskrippe - Erster Wiener Christbaum stand 1814 im Salon von Baronin Fanny Arnstein