Höhepunkte des kirchlichen Jahres 2015 in einem Kathpress-Jahresrückblick - Eine Chronologie in vier Teilen (2)
Wien, 14.12.2015 (KAP) Was hat das Jahr 2015 für die katholische Kirche in Österreich und für die Weltkirche gebracht? Schlaglichter aus den Kathpress-Meldungen des heurigen Jahres bietet der folgende Jahresrückblick. Die gesamte Jahreschronik 2015 inklusive eines Kommentars von Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe ist unter www.kathpress.at/jahreschronik2015 abrufbar.
APRIL
2. April - Papst Franziskus wäscht bei der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag im römischen Rebibbia-Gefängnis zwölf Häftlingen die Füße. Zusätzlich vollzieht er den Ritus an einem kleinen Kind, das auf dem Schoß seiner in der Strafanstalt inhaftierten Mutter Platz genommen hat.
3. April - Die katholische Kirche trauert um den früheren Generalvikar für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich, Prälat Alexander Ostheim-Dzerowycz. Er stirbt 80-jährig in Wien.
3. April - Zehntausende beten mit dem Papst vor dem Kolosseum in Rom den Kreuzweg am Karfreitag. Franziskus beklagt die Verfolgung von Christen wegen ihres Glaubens.
5. April - In seiner Botschaft beim traditionellen Ostersegen "Urbi et orbi" ruft der Papst die Weltgemeinschaft erneut zum Handeln im Nahen Osten auf. Der Lärm der Waffen in Syrien und im Irak müsse aufhören und ein friedliches Zusammenleben wiederhergestellt werden.
5. April - Österreichs Bischöfe betonen zu Ostern die Aktualität der Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu. Der Tiroler Bischof Manfred Scheuer beklagt in seiner Osterpredigt die auch vom Papst angesprochene "Krankheit des geistlichen Alzheimers" in der Gesellschaft. In diesem Schweigen über Gott und die Auferstehung wachse auch eine Gleichgültigkeit über das Schicksal des Anderen.
6. April - Der Dechant des Dekanats Leoben informiert seine Gemeinde beim Ostermontags-Gottesdienst, dass er wegen einer Beziehung mit einer Frau sein Priesteramt im Sommer niederlegen wird. Dem Schritt folgt ein landesweites Medienecho.
7. April - 35.000 Unterschriften aus Österreich gegen die Ausbeutung von Textilarbeiterinnen in Südindien werden an den Arbeitsminister des Bundesstaates Tamil Nadu übergeben. Die Unterschriften hatte die Katholische Frauenbewegung im Rahmen der "Aktion Familienfasttag" gemeinsam mit Partnerorganisationen im Vorjahr gesammelt.
8. April - Österreichs Außenminister Sebastian Kurz wird von Papst Franziskus nach der Generalaudienz auf dem Petersplatz begrüßt. Dabei lobt der Papst laut Kurz den Einsatz Österreichs für den Dialog zwischen den Religionen und gegen Christenverfolgung.
10. April - Im Vorfeld des 100-Jahr-Gedenkens an den Beginn des Völkermords an den Armeniern wendet sich der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) in Briefen an Bundespräsident Fischer, Nationalratspräsidentin Bures und die Regierungsspitze um Bundeskanzler Faymann. In dem Schreiben wird darum ersucht, dass Österreich den Völkermord am armenischen Volk anerkennt und "damit dem Beispiel vieler anderer Staaten folgen möge".
11. April - Der Papst ruft offiziell ein außerordentliches "Heiliges Jahr" der katholischen Kirche aus. Vor der Heiligen Pforte des Petersdoms überreicht Franziskus ausgewählten Kardinälen und Erzbischöfen die Verkündigungsbulle. Das "außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit" beginnt am 8. Dezember und endet am 20. November 2016.
12. April - Während eines Gottesdienstes mit Katholiken des armenischen Ritus im Petersdom bezeichnet der Papst das Vorgehen des Osmanischen Reiches gegen die Armenier während des Ersten Weltkriegs erstmals öffentlich als "ersten Genozid des 20. Jahrhunderts". Die türkische Regierung bestellt daraufhin den Vatikanbotschafter in Ankara ein und zieht ihren eigenen Vertreter beim Heiligen Stuhl ab.
14. April - Die Dreikönigsaktion vermeldet mit einem Spendenergebnis von 16,3 Millionen Euro bei der jüngsten Sternsingeraktion am Jahreswechsel 2014/15 einen neuen Rekord. Seit 1954 haben die Sternsinger insgesamt mehr als 383 Millionen Euro ersungen.
16. April - Papst Franziskus ernennt Wilhelm Krautwaschl zum Diözesanbischof von Graz-Seckau und Werner Freistetter zum neuen österreichischen Militärbischof. Mit der Ernennung von Freistetter wird gleichzeitig der vom bisherigen Militärbischof Christian Werner bereits 2013 eingereichte Rücktritt angenommen.
17. April - Ein neuer Grunderlass des Bildungsministeriums zur schulischen Sexualerziehung sorgt für scharfe Kritik auch von kirchlichen Experten. IEF-Direktor Johannes Reinprecht bemängelt, der Erlass weise zahlreiche Schwächen auf und sei "wert-lose" Sexualpädagogik, die Kinder nicht altersgemäß mit Pornografie konfrontiere und "auf leisen Sohlen vorbei an den Eltern" gehe.
18. April - In Südafrika wird die aus Österreich stammende Wernberger-Missionsschwester Stefani (Gertrud) Tiefenbacher (87) Opfer eines brutalen Raubmordes. Die beiden Täter werden im Mai zu eine lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
19. April - Im Mittelmeer erreicht im April die Zahl der Bootsflüchtlinge aus Afrika einen neuen Höhepunkt. In der Nacht auf den 19. April sterben rund 950 Menschen beim Untergang eines Bootes. Papst Franziskus ruft die internationale Gemeinschaft daraufhin erneut zum sofortigen Handeln auf, um solche Tragödien zu verhindern. In Wien fordern am 20. April bei einer Kundgebung im Regierungsviertel tausende Menschen ein Umdenken in der europäischen Migrationspolitik und sofortige Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Flüchtlingstragödien. Caritas-Präsident Landau bezeichnet bei der Kundgebung, in deren Rahmen auch Bundespräsident Fischer spricht, das Massensterben im Mittelmeer als "Schande Europas".
20. April - Der Papst äußert sich vor Mitgliedern einer Delegation der "Konferenz europäischer Rabbiner" besorgt über "antisemitische Tendenzen" in Europa und "Ausschreitungen von Hass und Gewalt".
20. April - Erster "Medienstudientag" der katholischen Kirche zu Kirche und Familie: Der Feldkircher Pastoralamtsleiter Walter Schmolly berichtet in Wien über die Rückmeldungen aus den österreichischen Diözesen auf die 46 Fragen des vatikanischen Vorbereitungs-Sekretariats für die Familiensynode. Die Antworten zeigen Hoffnungen auf neue Akzente hinsichtlich der kirchlichen Lehre zu wiederverheirateten Geschiedenen und zur Sexualmoral.
20. April - Weltweiter Aktionstag gegen TTIP: Bischof Ludwig Schwarz warnt in seiner Funktion als Vorsitzender der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission vor "dramatischen Auswirkungen" des geplanten transatlantischen Freihandelsabkommens.
21. April - Der Papst entlässt den US-Bischof Robert Finn wegen Nachlässigkeit bei der Verfolgung von Kinderpornografie. Erstmals muss damit ein Diözesanbischof zurücktreten, weil er gegen Fälle von Missbrauch in seinem Klerus nicht energisch genug vorgangen ist.
21. April - Die österreichischen Bischöfe bezeichnen in einer gemeinsamen Erklärung zum Gedenken an den Genozid an den Armeniern vor 100 Jahren, die damaligen Ereignisse als "eine der größten Katastrophen der Christenheit in ihrer ganzen Geschichte". Die Bischöfe bekennen zudem die Mitschuld Österreich-Ungarns am Genozid und kritisieren jede Leugnung des Völkermordes. "Habt keine Angst vor der Wahrheit!", appelliert Kardinal Schönborn am 24. April bei einer Gedenkmesse im Stephansdom an all jene, die das Völkermord-Gedenken kritisieren.
21. April - Vor dem Wiener Landesgericht erinnert ein neues Mahnmal an die mehr als 1.200 Frauen und Männer - unter ihnen auch die Ordensschwester Maria Restituta Kafka sowie die Priester Heinrich Maier und Heinrich Dalla -, die hier zwischen 1938 und 1945 von der NS-Justiz hingerichtet wurden.
23. April - Vertreter der "Aktion Leben" übergeben knapp 49.000 Unterschriften für die Bürgerinitiative "Fakten helfen" an den zweiten Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf. Die Bürgerinitiative fordert die Einführung einer bundesweiten anonymen Statistik über Abtreibungen.
24. April - Die 56-jährige Oberösterreicherin Veronika Pernsteiner wird in Linz zur neuen Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung (kfbö) gewählt. Die kfbö ist Österreichs größte Frauenorganisation.
24. April - Kardinal Schönborn wendet sich mit einem "dringenden Appell" zugunsten der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer an die österreichische Bundesregierung. "Setzen Sie sich für mehr Rettungsringe und für mehr Rettungsboote ein. Für ein Europa der Mitmenschlichkeit", heißt es wörtlich in einem Offenen Brief, der in der "Kronen Zeitung" und der Zeitung "Heute" veröffentlicht wird.
25. April - Ein Erdbeben in der Himalaya-Region tötet in Nepal rund 8.900 Menschen. 600.000 Häuser werden durch die Erdstöße und ein weiteres Beben am 12. Mai zerstört, fast 300.000 weitere beschädigt. Die Caritas versorgt u.a. mit Spenden aus Österreich allein in den ersten drei Monaten nach der Katastrophe mehr als 43.000 Betroffene mit Hilfsgütern und stellt Spezial-Zelte als Ersatz für zerstörte Schulen oder Gesundheitsstationen zur Verfügung.
29. April - Hochrangige Vertreter der christlichen Kirchen in der Steiermark kritisieren in scharfen Worten die Darstellung von Asylwerbern in der Landtagswahlkampagne der FPÖ.
30. April - Im Stift Heiligenkreuz wird die Fertigstellung des neuen Campus der "Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz" gefeiert. Die Hochschule ist in gut zweijähriger Bauzeit um Hörsäle, Seminarräume und eine Bibliothek erweitert worden.
MAI
1. Mai - Der Papst ruft in einer Botschaft zur Eröffnung der Weltausstellung in Mailand zum Kampf gegen den Hunger in der Welt auf. Die Expo unter dem Motto "Den Planeten ernähren" sei "Gelegenheit für einen Mentalitätswandel". Zugleich kritisiert Franziskus das Konzept der Expo, an der auch der Vatikan mit einem Pavillon beteiligt ist. Die Schau sei in gewisser Hinsicht selbst Teil eines "Paradox des Überflusses".
2. Mai - "Pro Oriente"-Präsident Johann Marte ist 80.
3. Mai - Erstmals seit 1997 reist der Reliquienschrein der heiligen Therese von Lisieux (1873-1897) durch Österreich. Auf der vom Theresienwerk Augsburg organisierten zweiwöchigen Tour machen die Gebeine der 1897 verstorbenen französischen Karmelitin und Kirchenlehrerin in mehreren Domkirchen, Pfarren und Karmelklöstern im ganzen Land Station.
5. Mai - Mit dem Herzogenburger Propst Maximilian Fürnsinn feiert der längstdienende Abt Österreichs seinen 75er.
6. Mai - Perspektiven, Herausforderungen und Chancen für Familie stehen im Fokus der prominent besetzen Tagung "Familie 2050 - Wünsche, Werte, Weichenstellungen" in Klagenfurt. Auf Einladung der Diözese Gurk referieren u.a. Familienministerin Sophie Karmasin und der Pastoraltheologe Paul Zulehner.
8. Mai - Bei einem Gedenkgottesdienst zum 70. Jahrestags des Weltkriegsendes formuliert Kardinal Schönborn in Kleinmariazell eine Vergebungsbitte für den in der Geschichte auch von Seiten der Kirche geschürten Judenhass.
8. Mai - Mit dem Staat-Kirche-Verhältnis in Österreich befasst sich eine Tagung an der Universität Innsbruck. Bischof Manfred Scheuer wendet sich dabei gegen Forderungen, die in Österreich bewährte Kooperation zwischen Staat und Kirchen abzuschaffen. Beide Sphären müssten zwar grundsätzlich getrennt sein, eine sinnvolle Zusammenarbeit sei jedoch notwendig.
8. Mai - Was kann die Kirche in Österreich in den kommenden Jahren zu einem ökologisch und sozial nachhaltigen Leben und Wirtschaften konkret beitragen? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Hearings des "Zukunftsforums" der katholischen Kirche in Wien.
10. Mai - Ein ökumenischer Gottesdienst mit dem evangelischen Bischof Michael Bünker, Caritas-Präsident Michael Landau und dem orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis) eröffnet die Gedenkfeier am 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen. Landau wendet sich dabei u.a. gegen jede "Schlussstrichmentalität" aus und betont: "Was geschehen ist, lässt sich nicht zu den Akten legen. Um der Toten und um der Lebenden willen."
10. Mai - Vom Muttertag bis zum Vatertag finden in mehreren österreichischen Diözesen die "Wochen für das Leben" als Zeichen einer lebensbejahenden Gemeinschaft statt. Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen stellen den Schutz des Lebens und die Freude am Leben ins Zentrum.
13. Mai - Bischof Benno Elbs zieht eine erste positive Bilanz zum seit 2008 laufenden Umstrukturierungsprozess der Pfarrlandschaft in der Diözese Feldkirch. Erste Früchte würden sichtbar, gleichzeitig verstehe er aber den Widerstand gegen die Strukturreformen, so Elbs im Vorarlberger "KirchenBlatt": "Vertrautes geht zu Ende. Das schafft Verunsicherung." Bis 2025 sollen die rund 125 Vorarlberger Pfarren zu Pfarrverbänden zusammengefasst werden.
14. Mai - Der 57-jährige Erzbischof von Manila, Kardinal Luis Antonio Tagle, löst Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga an der Spitze des Caritas-Weltverbandes Caritas Internationalis ab. Der Generalsekretär der Wiener Caritas, Alexander Bodmann, wird bei der CI-Generalversammlung in Rom zum neuen Schatzmeister des Dachverbandes gewählt.
15. Mai - Rund 500 Soldaten aus Österreich nehmen mit dem designierten Militärbischof Werner Freistetter an der Internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes teil. Insgesamt sind dafür 15.000 Soldaten aus 40 Nationen in den südfranzösischen Wallfahrtsort gepilgert.
17. Mai - Papst Franziskus spricht die beiden palästinensischen Ordensfrauen Maria Alfonsina Danil Ghattas und Maria von Jesus dem Gekreuzigten heilig. An dem internationalen Glaubensfest auf dem Petersplatz in Rom mit tausenden Pilgern aus dem Heiligen Land nimmt auch Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas teil.
18. Mai - Der katholische Gründer der christlich inspirierten "Arche"-Gemeinschaften, Jean Vanier (86), erhält den Templeton-Preis 2015 für Verdienste rund um die Menschlichkeit.
20. Mai - Kirchenvertreter, unter ihnen Caritasdirektor Johannes Dines, kritisieren das neue sektorale und temporäre Bettelverbot für die Salzburger Innenstadt.
22. Mai - Die neben der Wiener Stadthalle gelegene Pfarre Christkönig-Neufünfhaus lädt am Abend vor dem Finale des 60. Eurovision Song Contests (ESC) zu einem interreligiösen Gebetsabend. Gemeinsam mit Muslimen, Buddhisten und Evangelischen wird so das ESC-Motto "Building Bridges" auch spirituell konkretisiert.
22. Mai - 62 Prozent der stimmberechtigten Iren votieren in einem Referendum für einen Verfassungszusatz zur Ermöglichung der "Ehe zwischen zwei Personen unabhängig von ihrem Geschlecht". Dublins Erzbischof Diarmuid Martin ortet angesichts des Ergebnisses einen "substanziellen Riss zwischen der katholischen Kirche und der Gesellschaft".
23. Mai - 7.000 Jugendliche aus 25 Ländern nehmen in und um den Salzburger Dom am diesjährigen "Fest der Jugend" der Loretto-Gemeinschaft teil. Einer der Höhepunkte der dreitägigen Veranstaltung ist der Festgottesdienst am Pfingstsonntag mit Erzbischof Franz Lackner.
23. Mai - Der 1980 am Altar ermordete Erzbischof Oscar Romero wird bei einer riesigen Freiluftmesse in seiner Bischofsstadt San Salvador seliggesprochen. An der Feier nehmen laut Schätzungen bis zu 300.000 Menschen teil. Papst Franziskus bestätigte zuvor am 3. Februar per Dekret das Martyrium Romeros. Der neue Selige sei Vorbild für die Kirche in der ganzen Welt, zu einer Kirche der Barmherzigkeit und der Solidarität zu werden, so der Papst.
24. Mai - Der emeritierte Pastoraltheologe Wilhelm Zauner, der nach dem 2. Vatikanischen Konzil bis ins hohe Alter zu den profiliertesten Theologen Österreichs zählte, stirbt im 87. Lebensjahr in Linz.
25. Mai - Evangelikale, katholische und evangelische Christen versammeln sich auf dem Linzer Hauptplatz zum "Christustag". Kardinal Schönborn ruft die überwiegend jugendlichen Teilnehmer der überkonfessionellen Veranstaltung in einer Grußbotschaft zu einem gemeinsamen Glaubenszeugnis auf.
29. Mai - 800 Kirchen in Österreich und Südtirol öffnen bei der elften Auflage der "Langen Nacht der Kirchen" ihre Türen. Insgesamt gibt es 3.200 Programmpunkte, die mehr als 350.000 Besucher anlocken. Besondere thematische Schwerpunkte gibt es u.a. mit Blick auf die Christenverfolgung und das Gedenken zum Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren.
JUNI
1. Juni - Im Rahmen der Diözesanreform in der Erzdiözese Wien wird in Wien-Simmering die erste sogenannte "Pfarre Neu" eingerichtet. Bis zum Jahr 2022 sollen in der Erzdiözese mindestens 80 Prozent der neuen Pfarren errichtet sein, die sich aus mehreren bisherigen Pfarrgemeinden zusammensetzen. Innerhalb der "Pfarre Neu", in der mehrere Priester wirken, gibt es mehrere Filialgemeinden, die von Laien ehrenamtlich geleitet werden. Auf dem Weg zu diesem Modell können vorerst auch noch Seelsorgeräume oder Pfarrverbände entstehen. Ende November werden alle Pfarren in 140, die Pfarrgrenzen übergreifende "Entwicklungsräume" eingeteilt. In ihnen sollen die bestehenden Pfarren neue Formen der inhaltlichen und verwaltungstechnischen Zusammenarbeit erproben sollen.
1. Juni: Die Zahl der Katholiken weltweit ist in den vergangenen drei Jahrzehnten um 57 Prozent gestiegen; die Zahl der Priester um 17 Prozent gesunken. Laut einer Analyse des pastoralwissenschaftlichen Instituts CARA in Washington wuchs die katholische Kirche zwischen 1980 und 2012 um 445 Millionen Mitglieder auf insgesamt 1,22 Milliarden; die Zahl der Priester ging um rund 20.550 auf 393.000 zurück.
1. Juni: Der Wiener Privatsender "Radio Stephansdom" wird zu "radio klassik Stephansdom": Mit der Umbenennung des Senders der Erzdiözese Wien geht eine Programmreform einher, mit sich das Radio künftig noch stärker als Klassiksender positioniert.
2. Juni - Die "Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände" zeichnet die ehemalige steirische Landeschefin Waltraud Klasnic in Wien mit der "Kardinal-Opilio-Rossi-Medaille" aus. Kardinal Schönborn würdig dabei Klasnics Verdienste um die Hospizbewegung und die Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsfälle.
4. Juni - Mit einem festlichen Gottesdienst in der Kapelle des Linzer Priesterseminars feiert Bischof Ludwig Schwarz seinen 75. Geburtstag.
6. Juni - Papst Franziskus ruft bei einem Ein-Tages-Besuch in Bosnien-Herzegowina zu Versöhnung zwischen den Volksgruppen der Bosniaken, Serben und Kroaten auf. Bei einer Messe unter freiem Himmel mit rund 65.000 Menschen fordert der Papst in Sarajevo, aus der im Bosnien-Krieg leidgeprüften Stadt solle sich der Schrei erheben: "Nie wieder Krieg!"
7. Juni - Der frühere Provinzial der österreichischen Jesuiten, P. Severin Leitner SJ (70), verunglückt bei einer Bergtour in Italien tödlich.
9. Juni - Mit dem sogenannten "Closing" wird die Übernahme der Mehrheitsanteile am Bankhaus "Schelhammer&Schattera" durch die "GRAWE"-Bankengruppe abgeschlossen. Die bisher von der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs sowie von einigen Orden und kirchlichen Institutionen gehaltenen Aktien gehen damit auf die Bankengruppe über. Im Lauf des Jahres trennen sich weitere kirchliche Institutionen von ihren Anteilen an der früheren "Kirchenbank".
10. Juni - Der Papst empfängt den russischen Staatschef Wladimir Putin zu einem Gespräch im Vatikan. Hauptthema ist der Ukraine-Konflikt. Der Papst fordert "aufrichtige und umfassende Anstrengungen für den Frieden".
11. Juni - Werner Freistetter wird im Wiener Neustädter Dom zum neuen Militärbischof geweiht. Der 61-Jährige ist nach Christian Werner und Alfred Kostelecky der dritte Bischof der 1986 errichteten Militärdiözese. "Die tiefste Kraft aller Religionen ist die Fähigkeit, Frieden zu stiften und dafür zu beten", sagt Freistetter unter Bezugnahme auf seinen bischöflichen Wahlspruch "religio et pax" ("Religion und Frieden"). Die Bischofsweihe endet mit einem feierlichen "Te Deum" in der Sankt-Georgs-Kathedrale an der Theresianischen Militärakademie.
12. Juni - Papst Franziskus strebt einen gemeinsamen Ostertermin aller Christen an und ist bereit, die bisherige katholische Praxis dafür aufzugeben. Er habe diesbezüglich dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., und den Moskauer Patriarchen Kyrill I. geschrieben, sagt der Papst während eines Treffens im Vatikan mit Priestern aus aller Welt.
14. Juni - Wilhelm Krautwaschl wird im Grazer Dom zum neuen Bischof der Diözese Graz-Seckau geweiht. Krautwaschl ist der 58. Diözesanbischof der steirischen Diözese. Seine Weihe gestaltete die Diözese als großes Fest im und um den Dom in der Grazer Altstadt. "Ich habe kein anderes Programm als das Evangelium", sagte der neue Bischof am Ende der Weiheliturgie.
17. Juni - "Was wir brauchen, sind Brücken und nicht nur Zäune": Das betonen die österreichischen Bischöfe in einer gemeinsamen Erklärung zur Asylproblematik, die sie bei ihrer Sommervollversammlung in Mariazell beschließen. Sorgen und Ängste der Bevölkerung seien zwar "ernst zu nehmen" und es brauche Information, Gespräch und Sachlichkeit, "um eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern". Zugleich halten die Bischöfe aber fest: "Das Menschenrecht auf Asyl ist ein hohes Gut und eine völkerrechtliche Verpflichtung. Österreich darf dabei keine Abstriche zulassen." Um die Suche nach Quartieren für Geflüchtete im kirchlichen Bereich zu forcieren, wird in jeder Diözese ein "Diözesankoordinator für Flüchtlingsunterbringung" bestellt.
17. Juni - In den niederösterreichischen Stiften Göttweig und Melk nehmen 250 Pfarrhaushälterinnen aus Österreich, Deutschland und Südtirol an einer großen internationalen Wallfahrt ihrer Berufsgemeinschaft teil. In Melk feiern die Pfarrhaushälterinnen dabei einen Festgottesdienst mit Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, Bischof Alois Schwarz und Abt Georg Wilfinger.
18. Juni - Die Sozial- und Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus wird veröffentlicht. In dem rund 220 Seiten umfassenden Lehrscheiben ruft der Papst die Weltgemeinschaft zu einem fundamentalen Umdenken und jeden Einzelnen zu einem umweltbewussten und nachhaltigen Lebensstil auf. Er betont, dass die Reduzierung der Umweltverschmutzung und die Bekämpfung von Armut zusammengehören und plädiert für eine "ganzheitliche Ökologie", "um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde". Franziskus wendet sich dabei ausdrücklich nicht nur an Katholiken, sondern an "alle Menschen guten Willens".
19. Juni - In Wien-Aspern wird das Baufeld des geplanten "Campus der Religionen" in der neuen Seestadt gesegnet. Der Campus in dem Neubaugebiet im Norden Wiens soll in wenigen Jahren mehrere christliche, jüdische, muslimische und buddhistische Gotteshäuser an einem Platz vereinen. Fahnen zeigen vorerst die Symbole der vertretenen Glaubensgemeinschaften. Ende Juli wird die jüdische Fahne in einem antisemitischen Vandalenakt aus dem Boden gerissen und mit einem Hakenkreuz beschmiert. Mitte August wird die Fahne im Beisein von Religionsvertretern und des Wiener Vizebürgermeisters noch einmal gehisst.
20. Juni - Ein 26-jähriger Mann tötet bei einer Amokfahrt durch die Grazer Innenstadt drei Menschen und verletzt 34 weitere Personen. In der Stadtpfarrkirche, vor deren Mauern an diesem Tag ein vierjähriger Bub und eine Frau ums Leben kommen, findet noch am Abend eine kirchliche Gedenkfeier für die Opfer statt.
21. Juni - Papst Franziskus betet vor dem Turiner Grabtuch, das zwischen 19. April und 24 Juni im Dom der italienischen Metropole zu sehen ist. Bei seinem zweitägigen Besuch im Piemont feiert der Papst eine Messe mit Zehntausenden Teilnehmern auf der Turiner Piazza Vittorio. Außerdem besucht er die evangelische Kirche der Waldenser und bittet die Waldenser um Verzeihung für historische Verfolgungen durch die katholische Kirche.
23. Juni - Der Vatikan veröffentlicht das Arbeitspapier ("Instrumentum laboris") für die bevorstehende Bischofssynode über die Familie. Das vorliegende Dokument "spiegelt sehr ehrlich und deutlich die Diskussion in der Weltkirche wider", betont Kardinal Schönborn, der selbst Mitglied des vorbereitenden Synodenrates ist.
25. Juni - Die Allgemeinheit und der Steuerzahler profitieren deutlich von den kirchlich erbrachten Leistungen: Das ist eines der Ergebnisse einer Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) und von Joanneum Research, die die Bedeutung der römisch-katholischen Kirche in Österreich als wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor belegt. Demnach werden 6,65 Milliarden Euro an direkter, indirekter und induzierter Wertschöpfung jährlich von den 158.000 Beschäftigten in der Kirche und deren Umfeld erwirtschaftet. Das pro Jahr geleistete ehrenamtliche Engagement der Katholikinnen und Katholiken entspricht 14.000 Fulltimejobs.
26. Juni - Die Präsidentin der Katholische Aktion Österreich, Gerda Schaffelhofer, äußert scharfe Kritik am Krisenmanagement der österreichischen Politik in der laufenden Asyldebatte und nimmt angesichts der Tatsache, "dass in zwei Drittel der Gemeinden bisher kein einziger Flüchtling beherbergt wird", vor allem die Landeshauptleute in die Pflicht.
27. Juni - Mit einem "Motu proprio" gründet der Papst ein neues vatikanisches "Sekretariat für Kommunikation", das künftig alle vatikanischen Medienaktivitäten - darunter der Päpstliche Medienrat, der Pressesaal, Radio Vatikan oder die Zeitung "L'Osservatore Romano" - in einer einzigen Behörde bündeln soll.
28. Juni - Die Zisterzienserinnenabtei Marienkron im Burgenland feiert ihr 60-Jahr-Jubiläum bei einem Festgottesdienst mit Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics.
28. Juni - "Geht auf die Menschen zu, lasst sie nicht allein in ihrem Suchen nach dem, was wirklich zählt, und begleitet sie darin auf ihrem je persönlichen Weg zu Gott!": Mit diesen Worten appelliert Wilhelm Krautwaschl an die zwei Neupriester bei der ersten von ihm als Grazer Bischof geleiteten Priesterweihe. Insgesamt werden 2015 in Österreich 29 Männer zu katholischen Priestern geweiht. Von ihnen kommen 16 aus Orden und ordensähnlichen Gemeinschaften, 13 sind Diözesanpriester. Insgesamt leben und wirken in Österreich rund 4.000 katholische Priester.
Schöpfungsverantwortung, Flüchtlingshilfe, Familiensynode und Kirchenreform - Die großen Themen von Papst Franziskus prägten in diesem Jahr die Weltkirche und die Kirche in Österreich - Ein kursorischer Jahresrückblick von Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe